15. Dezember ~ Die Weihnachtsgeschichte

142 19 0
                                    

⭐️Kurzgeschichte Ryan⭐️
(By Bella 09090909)

P.O.V. Hope

Der Aufzug klingelte und öffnete sich. Verträumt schüttelte ich den Kopf und trat schnell hinaus, bevor ich aus Versehen wieder nach unten fuhr. „Oh, hallo Mrs. Carter.", begrüßte mich Ryans Sekretärin überrascht und stand auf.
„Miss Woods, hallo. Ist Ryan gerade in einer Besprechung?", fragte ich, doch sie schüttelte gleich den Kopf. „Nein, aber Miss Blake ist bei ihm.", erwiderte sie.

Ich lächelte leicht. Es war immer noch nicht durchgesickert, dass Jenny Ryans Halbschwester war, doch ihre enge Verbindung zu mir war aufgefallen. Für die Mitarbeiter von Carter Corp. war Jenny einfach eine gute Freundin der Ehefrau des Big Boss.

Ich ging auf die riesige Holztür zu, klopfte und trat dann ein. Jenny und Ryan wandten mir die Köpfe zu und ich sah sofort, dass die beiden sich gerade mal wieder stritten. „Oh nein, worum geht es dieses Mal?", seufzte ich und schloss die Tür hinter mir.

„Liebling, ich habe nicht so früh mit dir gerechnet!", rief Ryan und kam sofort zu mir. Er legte den Arm um mich und streichelte über meinen gut sichtbaren Babybauch. „Der Termin ging schnell. Es ist alles in bester Ordnung.", lächelte ich und legte meine Hand auf seine. „Es tut mir leid, dass ich heute nicht mitkommen konnte.", sagte Ryan zähneknirschend. Es war die erste Schwangerschaftsvorsorge, die er verpasst hatte. „Hör endlich auf dir deswegen ein schlechtes Gewissen einzureden.", lächelte ich und drückte ihm einen sanften Kuss auf den Mundwinkel.
„Hey Hope!", begrüßte auch Jenny mich und zog mich in eine sanfte Umarmung. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte sich ihr Hass mir gegenüber gelegt. Wahrscheinlich half der Fakt, dass ich noch vor der Hochzeit mit Ryan auf einen Ehevertrag bestanden hatte. Immerhin hatte ich gar nichts und heiratete nach einem Jahr Beziehung den reichsten Mann New Yorks. Da verstand ich ihr Misstrauen mir gegenüber.

„Also.", meinte ich und löste die Umarmung mit Jenny. „Worüber streitet ihr?", fragte ich erneut und sah zwischen den Geschwistern hin und her. „Ryan sagt, dass ihr nicht zu unseren Großeltern heute Abend mitkommen werdet!", schimpfte Jenny und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich lächelte leicht. „Stimmt. Heute geht es nicht.", schlug ich mich auf die Seite meines Mannes und griff nach seiner Hand. „Aber wieso nicht?", maulte Jenny und musterte uns bockig.

„Jenny, verdammt nochmal, wie oft...", fing Ryan an, ich hörte an seiner Tonlage, dass er bereits ziemlich genervt war. „Jenny, bitte. Es ist nur dieser eine Abend in der Vorweihnachtszeit. Verschieb das Essen auf Morgen und wir kommen liebend gerne.", unterbrach ich Ryan und ließ meine Stimme extra sanft klingen. Jenny schob die Unterlippe vor, dann seufzte sie resignierend.

„Okay fein, ich sehe, was ich tun kann!", schimpfte sie und verließ ohne weitere Diskussion das Büro. Schwangerschaftsbonus. Das werde ich echt vermissen.

„Gott sei Dank widerspricht sie dir nicht mehr so viel, ich war kurz davor ihr an die Gurgel zu gehen.", raunte Ryan mir ins Ohr, seine Hände legte er auf meine Hüften und ich wurde für einen sanften Kuss in die starken Arme meines Mannes gezogen. Ich lächelte gegen seine Lippen und legte die Hände in seinen Nacken.

„Und du bist sicher, dass du mitkommen willst?", murmelte Ryan und strich wieder über meinen Bauch. „Ja. Ich bin im sechsten Monat, Ryan. Ich kann mich durchaus noch bewegen und unser Vorhaben ist ja nicht gerade sportlicher Natur, alsooo...", grinste ich. Ryan verzog das Gesicht zu einem leichten Lächeln. „In Ordnung. Gib mir eine Stunde, dann fahren wir los.", meinte er.

Ich vertrieb mir die Stunde, indem ich durch meine ehemalige Abteilung spazierte und einige Worte mit Mark Leviels wechselte, bis ich Ryans Parfum hinter mir wahrnahm und mich zu ihm umdrehte. „Fahren wir?", fragte er und hielt mir lächelnd seine Hand hin. Wir fuhren in die Tiefgarage der Firma und stiegen in den unauffälligen schwarzen Mercedes.

Bei dem Schneechaos, das seit einer Woche in New York wütete brauchten wir beinahe eine dreiviertel Stunde, bis wir an unserem Ziel ankamen. Ryan stellte den Wagen im Hinterhof des unauffälligen und etwas heruntergekommenen Gebäudes ab, dann stiegen wir aus.

„Pünktlich auf die Minute, so wie immer! Zum Glück, du wirst schon sehnsüchtig erwartet, Ryan!", rief die kleine untersetzte Frau Anfang Fünfzig und lief uns hastig entgegen. „Vorsicht Anne, sonst rutscht du noch aus!", lachte Ryan, er umrundete gerade den Wagen und legte den Arm um mich. Anne ignorierte ihn einfach und lotste uns zum Hintereingang der Suppenküche.

Als Ryan und ich erst frisch zusammen waren, fand ich durch Zufall - naja, ich verfolgte ihn vielleicht - heraus, dass er einmal im Monat in einer Suppenküche aushalf. Und seit ich das wusste, begleitete ich ihn. Niemand unserer Freunde oder Familie wusste etwas davon, es war erst Ryans und dann unser kleines Geheimnis.

„Hope, kannst du dich diesen Monat auch noch hinter die Ausgabe stellen, oder...", begann Anne, aber ich winkte ab. „Anne, ich kann alles machen, ich bin schwanger, nicht krank!", seufzte ich. „Okay, dann stelle ich euch beide so wie immer hinter die Ausgabe.", bestimmte Anne und notierte sich unsere Namen auf ihrem Klemmbrett.

Da wir uns auskannten holten wir uns unsere Schürzen und lösten zwei der Freiwilligen an der Essenausgabe ab.

Ich liebte es, Ryan in seinen Gesprächen mit den Obdachlosen und Ausreißern zu beobachten. In diesen Momenten war er einzig und allein Ryan. Nicht Mr. Carter, kein Geschäftsmann, nicht der reichste Mann der Stadt. Einfach nur Ryan.

Und in der Vorweihnachtszeit war es noch schöner. Ryan blühte vor allem mit den Kindern auf, meist dauerte es nicht lange, bis sie ihn von der Essensausgabe wegholten, um stattdessen mit ihm zu spielen, oder sich Geschichten von ihm erzählen zu lassen.

So auch heute. Ryan teilte kaum dreißig Minuten mit mir das Essen aus, als ein kleines blondes Mädchen an uns herantrat. Sie war sicher noch keine Fünf, ihre pinke Mütze war voller Schnee und ihre kleine Nase war auch etwas gerötet, offenbar hatte sie mit einigen der anderen Kinder eben noch draußen gespielt. Ryan ging vor ihr in die Hocke und lächelte sie an.
„Alles okay? Brauchst du was?", fragte er. Die Kleine nickte zwar, brachte allerdings keinen Ton über ihre Lippen. Ein älteres Kind trat an sie heran und übernahm das Reden für die Kleine. „Wir wollten fragen ob du uns wieder die Weihnachtsgeschichte vorlesen kannst, so wie jedes Jahr.", bat sie und Ryans Augen glitzerten sofort. „Natürlich, aber ich...", begann er und drehte den Kopf zu mir, doch ich lachte. „Jetzt geh schon, einer der anderen hilft mir... So, wie jedes Jahr.", grinste ich.
Ryan richtete sich auf, er legte liebevoll den Arm um meine Taille und drückte mir einen zarten Kuss auf die Wange. „In meiner Tasche.", sagte ich lächelnd und nickte auf die Garderobe. Ryan lief zu meiner Handtasche und zog das Buch hervor, aus dem er den Kindern jedes Jahr zu Weihnachten vorlas. Ich verkniff mir ein Grinsen, immerhin wusste ich genau was noch in meiner Tasche war. Ryan stockte für eine Sekunde, seine Hand verschwand ein weiteres Mal in meiner Tasche nur um dann eine Weihnachtsmannmütze hervorzuziehen.

Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem neckischen Grinsen auf den Lippen drehte er sich zu mir um. „Was haltet ihr davon, wenn Ryan die Mütze beim Vorlesen trägt?", wandte ich mich an die Kinder und ihre begeisterten Rufe ließen meinem Mann keine andere Wahl.
Ryan kam zurück zu mir, erneut legte er den Arm um meine Hüfte. „Wie lange planst du das schon, Mrs. Carter?", feixte er leise an meinem Ohr. „Lange genug. Na los, setz die Mütze auf, darauf freue ich mich bereits den ganzen Tag!", lachte ich.

Ryan grinste mich an, zog sie aber tatsächlich auf. Die Kinder griffen nach seinen Händen und zerrten ihn hin zu der kleinen Sofalandschaft, Ryan setzte sich auf den alten Sessel und die Kinder platzierten sich um ihn herum auf den geflickten Sofas, dem Teppich oder herangezogenen Stühlen.

Die melodische Stimme meines Mannes klang durch den Raum. Egal wie oft ich ihn diese Geschichte vorlesen hörte, es wäre niemals genug. Inmitten einem Haufen Kinder, manche noch sehr klein, manche größer, einige in Begleitung ihrer Eltern, andere komplett alleine saß der große Ryan Carter mit einer knallroten Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf und las ihnen die Weihnachtsgeschichte vor.

Honestly ich finde diese Geschichte total schön, echt gut geworden Bella09090909 ❤️

Is it Love? Adventskalender Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt