Eins

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Piep. Piep. Piep.

Irgendetwas stört meinen Schlaf, dachte ich schwach.

Falls ihr wissen wollt, wo ich mich im Moment befinde: Ich bin auf den karibischen Inseln und lasse mir gerade von einem großen, braun gebrannten Unterwäschemodel den Rücken massieren. Auf meiner linken Seite steht ein weiterer, sehr spärlich bekleideter Mann und fächert mir Luft zu und auf meiner Rechten höre ich das angenehme Rauschen des Wassers. Doch ein leises, immer lauter werdendes Summen stört die herrliche Stimmung hier. Stirnrunzelnd blicke ich auf und merke, dass ich nicht mehr massiert werde.

Was ist hier los?

Das Meer wird unruhig und das Summen entpuppt sich als ein sehr, sehr nervendes Piepsen. Die beiden Männer verschwinden und auch meine Umgebung verändert sich.

Ich gab ein Knurren von mir und presste mein Kissen fest in mein Gesicht. Warum musste ausgerechnet jetzt der Wecker klingeln?

Piep. Piep. Piep.

Dieses verdammte Piepsen wollte nicht aufhören und es schien noch lauter geworden zu sein! Verärgert gab ich ein tiefes und ziemlich genervtes Brummen von mir und warf mein Kissen nach der Uhr.

„Klappe!“ Ein Poltern erklang und ein zufriedenes Lächeln umspielte meine Lippen. Gerade, als ich mich wieder in mein Bett kuschelte und die Decke über meinen Kopf zog - leider ohne Kissen - erklang jedoch wieder das Piepsen.

Okay, das reichte. Seit wann war mein Wecker so eigensinnig?

Ich versuchte wie verrückt aus dem Deckenwirrwarr um mich herum zu entkommen, um diesem Wecker den Rest zu geben. Strampelnd und keuchend gelangte ich an den Bettrand, verlor aber mein Gleichgewicht und landete mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Fußboden.

„Bruchlandung!“, hätte Luke nun gerufen.

„Mist!“, knurrte ich und versuchte mich aufzurappeln, während mein blöder Wecker immer noch wie verrückt piepte. Etwas Positives hatte die Situation aber: Ich war wach.

Über den Boden robbend packte ich den Wecker und schaltete ihn aus. Ich drehte mich um und sah, dass ich mein ganzes Bettzeug mit mir über den Boden geschliffen hatte. Der Morgen fing ja vielversprechend an. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es zehn Uhr war.

Zehn?! Es war Samstag und mein Wecker klingelte um zehn?!

Ich rappelte mich auf, legte mein Bettzeug zu einem Haufen zusammen und warf es auf mein Bett. Ich musste mal wieder aufräumen. Mich am Kopf kratzend schaute ich mich in meinem kleinen Zimmer um. Ja, das war ziemlich nötig. Aber, hey! Ich kann mich rechtfertigen. Ich bin eine vielbeschäftigte Schülerin! Außerdem habe ich keine Mum, die hinter mir immer aufräumt. Alleine zu leben ist nicht so einfach, zumal man ja auch noch seinen Unterhalt selber bezahlen muss! Und wenn man einen solch mickrigen Job hat, wie ich, fällt das einem nicht so einfach – ich klatschte mir an die Stirn.

Wie blöd konnte man denn sein? Gleich darauf klatschte ich mir ein weiteres Mal an die Stirn. Ich hatte Sam versprochen, heute für sie einzuspringen, damit sie sich einen tollen Tag mit ihrem neuen Freund machen konnte, den sie heute das zweite Mal seit zwei Monaten sehen würde.

Sam neigte dazu, Kerle aus anderen Städten - nein Staaten - kennenzulernen. Allerdings servierten die meisten sie schon nach ein paar Wochen wieder ab. Ihr jetziger Freund hielt es ganz schön lange mit ihr aus. Respekt. Außerdem konnte ich das zusätzliche Geld gut gebrauchen.

Jedenfalls, was stand ich da denn noch so rum? Ich hatte nicht mehr als fünfzehn Minuten Zeit, also rannte ich in die Dusche, wobei ich mir die Klamotten auf dem Weg schon vom Leib riss. Fürs Frühstücken und Schminken gab es keine Zeit mehr. Ein Blick nach draußen sagte mir, dass es verhältnismäßig warm war, aber ich traute dem Wetter nicht. Über mein schwarzes Shirt zog ich noch eine graue Strickjacke an. Während ich noch die Wahl zwischen einer kurzen und einer langen Hose zu fällen hatte, läutete mein Handy. Ich entschied mich für die Lange und ging ran.

Emeli - Die Erbin des PhoenixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt