Ein erstes Mal

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//Zuallererst einmal: Wie schon in der Beschreibung unten steht, enthält diese Story unter anderem auch den Konsum von Rauschmittel. Ich möchte hier einmal sagen, dass das bitte nicht als Verherrlichung verstanden wird, das soll es auf keinen Fall sein. Finger weg von Drogen, sie sind gefährlich. Sie sind hier nur ein Plotelement.//

//Ansonsten wünsche ich viel Spaß beim Lesen.//




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Nach der Oberschule hat sich alles verändert. Wenn auch auf den ersten Blick nicht rapide oder stark kontrastreich. Es war viel mehr ein langsames auseinder Driften. Aber was soll man auch anderes erwarten? Jeder hat einen Weg gewählt oder ist noch auf der Suche nach ihm.

Langsam wird der Kontakt weniger, weil man sich nicht mehr täglich sieht und auch nicht mehr die Nachmittage zusammen beim Training oder mit gemeinsamen Projekten verbringt. Die Tage füllen sich nun mit anderen Inhalten, neuen Menschen und Orten.

Viele zieht es auf ihrem Weg raus aus der alten Heimat, ob nun gezwungenermaßen oder entschieden auf der Suche nach Anderem, Neuen.

So war es wohl auch mit Suna und seinen alten Freunden gewesen.

Ich hatte ihn das erste Mal auf einer Feier gesehen. Es war eine jener Feiern gewesen, auf die man von Freunden mitgenommen wird, auf der man zufällig ein paar weiter Freunde trifft und dann viele bekannte und noch mehr unbekannte Gesichter.

Meine Freundin hatte mich für einen mir unbekannten Typen sitzen lassen, mit dem sie sich unbedingt hatte „unterhalten" wollen.

Weil ich auf den ersten Blick niemand anderen entdeckte, dessen Gesellschaft mich reizte, schlenderte ich durch die sich unterhaltenden, im Flur gedrängten Grüppchen in den            Wohn-Essbereich. 

Ich habe auch immer noch keinen Schimmer, in wessen Haus wir waren, aber das tut nichts weiter zur Sache.

Die Stühle und der Tisch in der Küche waren besetzt und es wurde irgendein Spiel gespielt, beim dem definitiv zu viel Alkohol involviert war. Ich war selbst auf einem ganz angenehmen Pegel und wollte lieber nicht riskieren, dass er außer Kontrolle gerät. 

Sich dem Tisch anzuschließen war also keine Option. Auch alle weiteren Sitzgelegenheiten waren beschlagnahmt, nur auf dem großen Ecksofa schien noch Platz.

Wobei hier unter Platz auch nur ein äußerst schmales Stück vom Sitzpolster zu verstehen ist. Der Rest wurde von einem mir Unbekannten mit dunkelbraunem Haar und müden Augen in Beschlag genommen, der sich dort langgemacht hatte.

Da ich allerdings nicht den Rest des Abends einsam und allein in der Ecke stehend verbringen wollte, entschloss ich mich dazu zu versuchen, ihn zum Rutschen zu bewegen. Tat ja schließlich niemandem weh.

„Wärest du vielleicht so gnädig deine Beine ein bisschen anzuziehen, damit ich mich auch setzen könnte?" übertrieben liebenswürdig sah ich ihn dabei lächelnd an.

Er sah mich mit einem müden Blick und ausdruckslosen Gesicht an und schien abzuwägen, ob die Bewegung es wert wäre. 

Fast hätte ich mich wieder umgedreht und wäre gegangen, so lange, wie er darüber nachdachte, doch schließlich zog er die Füße näher an sich heran, wodurch gerade genügend Platz für mich entstand.

„Danke."

Er nickte nur desinteressiert.

Kein Wunder. Jetzt wo ich näher dran war, konnte ich gut den leichten, roten Schimmer in dem Weiß seiner Augen erkennen. High also.

„Ich hab dich hier noch nie gesehen."

Seine Stimme war neutral und hatte eine dunkle Vibration, die ihr eine unerwartete Tiefe verlieh. Es klang nicht sonderlich neugierig, allerdings auch nicht vorwurfsvoll oder sonst dergleichen. 

Er fragte wohl einfach nur so, ohne dass es ihn wirklich interessierte.

„Liegt wohl daran, dass ich hier noch nie war. Ich weiß nicht einmal, von wem die Party ist, wenn ich ehrlich bin."

„Wie bist du dann hier gelandet?"

Der Braunhaarige blickte unter seinen schwer aussehenden Lidern zu mir in die andere Ecke des Sofas.

„Meine Freundin hat mich erst mitgeschleppt und dann für einen Typen verlassen." Jammerte ich tragisch und offensichtlich ironisch gemeint.

Leise lachte ich darüber. Es störte mich nicht wirklich, sie hatte mir schon zuvor etwas aufgeregt von ihm erzählt. Genau genommen war das der Hauptgrund, warum sie hierherkommen wollte und es freut mich für sie, dass sie ihn sich greifen konnte. Man soll seine Freunde ja schließlich unterstützen.

„Hmm sehr nett von ihr."

Der auf mir liegende Blick verlor seinen Fokus. Er nahm einen Schluck von seinem Getränk und schloss die Augen.

„Du scheinst ja wirklich anders woanders zu sein." Bei dem Anblick amüsiert lachte ich wieder ein wenig.

„Hmm kann schon sein."

„Wie heißt du eigentlich?"

„Suna. Du?"

„Kanae."

„Ok."

Das war alles was ich als Antwort bekam. Ob es Vor- oder Nachname war weiß ich nicht. Immer noch amüsiert lächelnd nippte ich von dem Inhalt meines Bechers.

Das Gespräch schien damit erstmal beendet zu sein und es trotz dieser Offensichtlichkeit fortzuführen würde unangenehm werden. Also ließ ich es.

Suna also. Mal gucken, ob ich ihn nochmal zufällig irgendwo wiedersehen würde. Es heißt schließlich nicht umsonst, man sieht sich immer zweimal im Leben. Außerdem landet jeder immer mal wieder zufällig in dem ein oder anderen Sit-In oder eben einer jener Hauspartys, auf der man sich wiedersieht.

Suna jedenfalls schien jetzt zumindest nicht mehr sonderlich anwesend zu sein und ließ seine Augen geradezu genussvoll geschlossen, die Beine immer noch so weit ausgestreckt, wie es mit meiner Präsenz auf dem Sofa eben ging. Der Kopf leicht in den Nacken gelegt und die Arme hingen locker über der Lehne des Sofas.

Mein Blick löste sich von ihm und schweifte einmal durch den Raum über die vielen Menschen, aber es reizte mich gerade nicht, nach einem weiteren Gespräch Ausschau zu halten.

So blieb ich also entspannt auf meinem kleinen Fleckchen Couch mit einem der berühmt berüchtigten roten Becher sitzen und genoss den Rest des Abends, bis meine Freundin wieder auftauchen würde.

Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, dass ich mich habe mitschleppen lassen.

Man sieht sich immer zweimal - Oder mehr?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt