Was machst du hier?

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Suna schien das alles noch zu verarbeiten und erschien langsam wohl zwiegespalten zwischen reinem Unglauben, Verwirrung und dem Eindruck, dass Alles könne nur ein schlechter Scherz sein. Wobei man sah, dass er versuchte diesen Prozess nicht allzu deutlich von seinem Gesicht ablesbar zu machen.

Das gab mir endgültig den Rest. Erst leise und noch unterdrückt, dann immer lauter fing ich an zu Prusten.

„Ok, ok, ich bin nicht wirklich hier, um dich zu beobachten. Ich dachte bloß du hättest nichts gegen Gesellschaft." Sagte ich heiter, nachdem mein Lachen endlich nachgelassen hatte.

„Bist du nicht immer mit diesem anderen Mädchen hier?"

„Ja, aber die ist schon nach Hause und da du hier scheinbar immer alleine deine Nickerchen hälst, wollte ich dich mit meiner Anwesenheit beglücken. Und interessant, dass du weißt, mit wem ich normalerweise hier bin."

Er schnaubte nur leise, während ich ihm fröhlich entgegen grinste. Die Situation scheint ihn nicht zu sehr zu stören. Dann kann ich ja noch etwas sitzen bleiben.

Da ich keine Anstalten machte, nach meinem kleinen Spaß zu gehen, kassierte ich einen eher fragenden Blick.

„Bist du nicht die, die mich vor ein paar Wochen geweckt hat?"

„Wow, du erinnerst dich." Ein Hauch von Ironie in meiner Stimme und ein keckes Lächeln auf den Lippen.

„Falls du noch ein bisschen weiterdenken solltest, unterhalten wir uns hiermit zum dritten Mal."

„Dann muss ich mich wohl aus tiefsten Herzen entschuldigen, denn es scheint mir leider entfallen zu sein." erwiderte er in demselben spielerischen Ton, den ich zuvor verwendet hatte, und einem kleinen Funkeln in den Augen.

„Wie kannst du nur!" mit großer Tragik schlug ich mir die Hand vor den Mund, um gleich darauf ein wenig zu lachen. Suna war wohl unterhaltsamer, als es der erste Eindruck vermuten lässt.

„Nah, ist nicht schlimm, dass du es nicht weißt. War auch nicht sonderlich dramatisch." Und es war wirklich nicht weiter schlimm aus meiner Sicht, denn wer erinnerte sich schon an irgendwen, den man nur einmal kurz betrunken auf einer Party gesprochen hat.

„Na dann muss ich mir ja keine Sorgen machen, dass du hier jetzt an Ort und Stelle deswegen in Tränen ausbrichst."

Ich muss sagen, dass ich dieses leicht ironische Wortgeplänkel mochte. Es war unkompliziert und scheinbar konnte man sich gut mit ihm unterhalten. Nachdem das Hoch meiner Idee hierher zu kommen abgeklungen war, hatte ich mir ein bisschen Sorgen gemacht, dass das hier absolut unangenehm werden würde, sobald er aufwacht. Gut, dass ich mit dieser Einschätzung wohl meilenweit daneben lag.

„Was studierst du eigentlich?", fragte ich interessiert. „Denn ich gehe mal davon aus, dass du das tust und nicht aus anderen dubiosen Gründen die Bibliothek zu deinem Schlafplatz erwählt hast."

„Es wäre netter wären es dubiose Gründe." Der heitere Glanz in seinen Augen war verschwunden und auf seinen Lippen lag ein schiefes Lächeln.

„Aber naja, es ist halt so. Ich mache Wirtschaftsrecht."

„Das hört sich ja nicht gerade begeistert an. Ich schließe mal, das Fach war nicht wirklich deine Wahl?"

Etwas abwesend wirkend ließ er den Blick in das letzte Rot des Himmels vorm Fenster fallen.

„Ne, meine Eltern haben insistiert."

Ich runzelte leicht die Stirn. „Ich finde, man sollte selbst entscheiden können, was man lernen möchte. Auch wenn ich natürlich die Position verstehe, dass man sich für seine Kinder etwas wirtschaftlich sinnvolles wünscht." Sein Blick hing immer noch am Himmel. Dann wanderte er wieder zu mir.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 14, 2021 ⏰

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Man sieht sich immer zweimal - Oder mehr?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt