2. Meine Mitbewohnerin ist WAS?

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II. KAPITEL Meine Mitbewohnerin ist WAS?

»Claaaaaaaire, du bist endlich da!« kam es auf ein mal aus dem Zimmer, als ich die Tür nur einen Spalt auf hatte, und Arme schlangen sich um meinen Hals. Was...? dachte ich und versuchte die Situation zu überblicken. Ich konnte jedoch nur einen dunklen kurzen Mädchenschopf erkennen, denn diese Person drohte mich fast zu zerquetschen, so fest umarmte sie mich. »Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich«

Ich versuchte mich aus ihrem Griff zu befreien, was sich aber als gar nicht mal als so leicht darstellte. »Ehm... Auf's Wohl...?« versuchte ich statt dessen.

Das Mädchen fing an zu lachen und ließ mich endlich los. Strahlende helle Augen schauten mich an. Sie waren kastanienbraun, jedoch so hell wie Karamell. Und wow, ihre Haare waren tatsächlich kurz. Sie gingen ihr enganliegend gerade mal nur bis zum Nacken. Je nach dem wie man schaute, erschien einem das Schwarz sogar fast violett. Eine sehr hübsche Farbe.

»Du brauchst mich doch nicht so begrüßen« kicherte sie weiter. »Wir Schüler machen das selten untereinander« Toll. Da dachte ich, ich würde das Richtige tun und was war? Erst mal schön blamieren. »Oh, ehm... Dann hallo...« stammelte ich. Ich stand immer noch im Türrahmen und als ihr das auffiel, machte sie Platz um mich durchzulassen. »Hallo. Mein Name ist Melissa. Nenn mich Lissy, so wie eigentlich alle. Von heute an sind wir Mitbewohnerinnen« stellte sie sich vor. Sie schien eine Frohnatur zu sein.

»Ich bin Claire...« meinte ich, obwohl sie es wohl offensichtlich schon wusste.

Lissy nickte. »Professor Danaut hat mir vor einer Woche gesagt, dass du kommen wirst« tratschte sie fröhlich weiter drauf los. Super, sie wusste also sogar vor mir was auf mich zukommen sollte.

Der Raum war auf jeden Fall viel größer als mein altes Zimmer, Zuhause bei Mum. Beim Gedanken an Mum schluckte ich einen großen Kloß hinunter. Nicht weinen, Claire, nicht weinen. Das würde echt nicht gut kommen.

Stattdessen sah ich mir das Zimmer etwas genauer an.

Links standen zwei große Betten nebeneinander (auf jeden hätten sicherlich schon zwei einhalb Personen schlafen können), die von zwei Nachttischen plus Lampe eingerahmt wurden. Zwischen den Betten war genug Platz, sodass man gleichzeitig aufstehen könne ohne sich im Weg zu sein.

Ganz vorne links im Zimmer befand sich eine Tür, die wohl zum Bad führte nahm ich an. Praktisch.

Rechts, gegenüber den Betten, stand ein langer Schreibtisch, an denen zwei Drehstühle spielend hinpassten. Er wurde von zwei Wandlampen hell erstrahlt, was sicherlich auch das Arbeiten abends ermöglichte.

Und geradeaus am großen runden Fenster - es war mit den selben Umhängen wie im Flur umhüllt, dieses mal aber in einem leichten Lavendelton - lächelte mich gemütlich so etwas wie eine Lesebank an. Soll heißen, ein schmaler, kleiner Schrank mit Polsterung drauf, wo man es sich leicht bequem machten konnte, und rechts und links jeweils Schränke für Bücher und anderen Gegenständen. So schlimm schien es hier also gar nicht zu sein.

»Wir haben eins der besten Zimmer« kam es hinter mir von Lissy. »Hinten aus dem Fenster hat man einen super Blick auf den See!« Ein See! Juchu, schwimmen.

Ich begab mich also zur Lesebank und schaute hinaus. Tatsache. Ein kleiner See war zu sehen. Die Sonne strahlte gerade ihre unglaubliche Schönheit darauf.

»Seit wann bist du denn hier?« fragte ich Lissy und drehte mich zu ihr um. Immerhin wusste sie seit einer Woche von mir und befand sich trotzdem im Stock für das erste Schuljahr. Sollte das etwa heißen ich kam mitten im Schuljahr?

Lissy zuckte mit den Achseln. »Seit zwei Wochen. Bei mir Zuhause ist es ein wenig ausgeartet und ich musste wohl etwas früher abgeholt werden. Aber hey, somit kenne ich die Schule nun besser als alle anderen Neulinge.« dabei grinste sie vom einen Ohr zum anderen.

Ich hätte gerne gewusst was sie mit ausgeartet meinte, aber fand es ein wenig unhöflich sie das zu fragen. Ich kannte sie ja nicht. Vielleicht würde sie es mir ja irgendwann erzählen, immerhin mussten wir uns nun ein Zimmer teilen.

»Sag mal...« fing ich wieder an. »Was ist das hier für eine Schule?« Lissy schaute mich irritiert an.

»Naja...« Ich spielte nervös mit dem silbernen Armband, was ich von Mum mal zum Geburtstag bekommen hatte. »Professor Danaut hat mir zwar gesagt, dass« aber sie unterbrach mich. »Professor Danaut kam höchst persönlich zu dir?« rief sie begeistert. »Das macht er sonst nie. Eigentlich schickt er immer andere Lehrer vor« Doch dann hielt sie sich entschuldigend den Mund zu. »Entschuldige, ich wollte dich nicht unterbrechen« Dabei sah sie mich mit einem geübten Hundeblick an, den sie bestimmt vorm Spiegel geübt hatte. Sie sah aus, als würde ihr so etwas öfters passieren.

Ich räusperte mich leicht um den Faden wieder aufzunehmen.

»Professor Danaut meinte dies sei eine Schule für besondere Menschen. Aber... Was soll denn so besonders sein? Was ist das für eine Schule?« fragte ich noch ein mal. Lissy seufzte und rieb sich angestrengt die Schläfen. War das etwa so eine schwere Frage?

»Vielleicht solltest du dich setzen...« Oha.

»Warum?« Ich verstand nicht. So schlimm?

»Tu es einfach. Ist zu deinem Besten« Und damit schluffte sie zum hinteren Bett. Mir fiel auf, dass sie solche flauschigen Hüttenschuhe als Hausschuhe an hatte. Mit denen schluffte ich auch immer durch unser Haus. Es war beinahe unmöglich damit vernünftig laufen zu können... Aber sie hielten so schön warm. Mum schimpfte deshalb immer mit mir. Autsch. Wieder ein Messerstich in mein Herz. 

Ich atmete ein mal tief ein und wieder aus und begab mich dann auf mein neues Bett in meinem neuen Zimmer. Es war angenehm weich, aber nicht zu weich. Genau die richtige "Flauschheit" eben.

Lissy und ich saßen uns nun gegenüber auf unseren jeweiligen Betten. Sie starrte einen Moment lang auf den Boden (es kam mir vor wie eine Ewigkeit), bevor sie mir direkt in die Augen schaute. So einen ernsten Blick hatte sie also auch drauf.

»Es ist so...« fing sie an und sah aus als wüsste sie nicht wie sie anfangen sollte. Sie knetete nervös einer ihrer Hände. Mit einem tiefen Atemzug fuhr sie fort. 

»Ich bin eine Hexe« Was? 

»Und du bist entweder auch eine Hexe...« Waaas?  

»...oder ein Vampir« WAAAS?



***Ich hoffe es wird nun etwas interessanter für euch. :)

Für was würdet ihr euch entscheiden? Hexe oder Vampir?



Sol et LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt