3. Kapitel
Nach ein paar Minuten des Herumirrens fand ich einen Platz abgeschottet von den Anderen die sich auf dem Schulhof tummelten.
Mein Privatplatz befand sich auf der Rückseite eines weiteren Gebäudes das sich als Turnhalle entpuppte.
Was auch immer es war, hier war ich allein bis es zum Ende der Pause klingelte.
Mit für mich ungewohnter Haltung, nämlich gesenktem Kopf und kleinen schnellen Schritten flitze ich von Klassenzimmer zu Klassenzimmer bis ich mit Lydia wieder im Schulbus nach Hause saß
„Und dann sind Tiana und ich beste Freundinnen geworden das war so toll! Jetzt hab ich schon eine beste Freundin auf der High-School und mein Plan beliebt zu sein ging voll auf! Das war der absolute Hammer!" Lydia hörte gar nicht mehr auf zu plappern bis wir letztendlich zur Haustür hineinschritten.
„Naaa meine zwei Süßen?" unsere Mutter schloss uns in ihre Arme und knutschte uns auf die Wangen
„Wieeee war der erste Tag auf der neuen Schule?" fiepte sie mit aufgeregter Stimme
„Erträglich" murrte ich und versuchte mich schnell aus dem Staub zu machen. Ich hoffte dass Lydia sie in eines ihrer Wasserfallgespräche einlullte, sodass mein Plan mich in mein Zimmer zu verziehen auch wirklich aufging.
„Ach Mom, die High-School ist sooo toll! Du glaubst nicht was mir passiert ist!" fing sie schon wieder an, mein Stichwort. Ich huschte an ihnen vorbei in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
Ich zuckte erschrocken zusammen als ich Hemera sah wie sie in einem weißen Bauschigen Kleid auf meinem Bett saß
„Oh, hab ich dich erschreckt? Ich bitte um Entschuldigung das war nicht meine Absicht." Trällerte sie und spielte mit ihrem Haar
„Was ist denn nun Hemera?" fragte ich bissig
„Ich wollte mich nur darüber erkundigen wie es meiner lieben Schwester an ihrem ersten Schultag erging." Grinsend erhob sie sich von meinem Bett und schlich anmutig durch das Zimmer
„Tu nicht so als ob du dass nicht wüsstest. Ich kann mir schon vorstellen wie du den lieben langen Tag dabei zugesehen hast wie ich durch die Hölle ging."
„Dann kann es ja nicht so schwer gewesen sein, mit der Hölle bist du ja bestens vertraut, oder wie soll ich den Kuss zwischen dir und Hades deuten?" mit einem provokativen Unterton und arrogantem Blick strich sie sich das Kleid glatt
„Hüte dich Hemera, das ist ganz und gar nicht deine Angelegenheit. Wenn du nur ein Sterbens Wörtchen darüber verlierst dann schwör ich dir, bei all meiner Macht, werde ich deine jämmerliche Existenz verenden lassen." Um meine Worte zu untermalen zog ich mit einer kurzen Handbewegung die dunklen Fäden an meine Seite und ließ sie auf Hemera zu kriechen die sich mit einem bösen Blick in Luft auflöste.
Tief seufzend fiel ich auf mein Bett und starrte an die Decke. Langsam wurde es immer dunkler und die Finsternis lullte mich immer mehr und mehr ein. Die Müdigkeit die sich durch meinen Körper fraß machte mich willenlos und ich fühlte mich vollkommen ausgelaugt. Es war mir nicht einmal mehr möglich meine Lider offenzuhalten. Ich rollte mich ein und schloss die Augen, nur für einen kurzen Moment, ich würde gleich wieder aufstehen. Nur ein kurzer Moment.„Ich will nicht gegen dich gewinnen... ich will dich für mich gewinnen, Nyteni" Hades weiche Stimme drang in meinen Kopf. Diese Worte, sie füllten mich aus.
„Bitte komm zu mir ich bin so allein." drang ein flehendes Flüstern von meinen Lippen.
„Ich bin schon da" erwiderte er und schloss mich in seine Arme.
Ja, er war da. Keine Menschen, keine Menschenprobleme. Nur Hades und ich.
Sicherheit. Geborgenheit. Dinge die ich nicht kannte, doch nun nie wieder gehen lassen wollte.
Und da war noch etwas, so tief in meinem Herzen vergraben, so weit weg, so unwirklich das ich es nicht benennen konnte. Es war ein Gefühl das mich heiß und kalt werden ließ.
Allein die Erinnerung an seine warmen Lippen die so wunderbare Worte formten. Ich vergaß mich. Vergaß die ganze Welt. Was passierte nur mit mir?„Liebes, möchtest du nichts zu Abend essen?"
„Mir ist nicht nach Essen, ich bin müde" gab ich wie in Trance von mir, noch nicht wieder in der realen Welt angekommen, noch zu weit weg, noch bei Hades
„Na gut, wenn du meinst" sagte meine Mutter und verließ das Zimmer wieder.
Und so schloss mich die Dunkelheit ein weiteres Mal ein, doch sie war traumlos, leer und einsam, wie der Rest meines Lebens.Ein stürmisches Klopfen an der Zimmertür riss mich aus meinem Schlaf. Hektisch fuhr ich nach oben
„Nyteni! Du darfst nicht verschlafen! Steh auf der Bus kommt gleich!" Lydia stand in meinem Zimmer und sah mich entsetzt an.
„Oh. Mein. Gott. Hast du immer noch das Zeug von gestern an? Na los zieh dich um und..." sagte sie und zeigte auf mich „bring das da, in Ordung!" dann hetzte sie wieder aus dem Zimmer, das von der Morgensonne hell erleuchtet war.
Ich hievte mich aus meinem Bett und öffnete meinen Kleiderschrank.
Blaue Jeans und ein schwarzes Tanktop schmückten heute meine Haut. Im Badezimmer wusch ich mir das Gesicht und strich meine Haare zu Recht, auch wenn ich es nicht nötig hatte.
Bei jedem weiteren Blick auf die Schüler, die wie Zombies durch die Gänge strichen, und den Lehrern die sich ebenfalls herumhievten wurde mir schlechter und schlechter.
Wie schafften die Menschen das nur? Sie hockten jeden Tag in diesem Gefängnis aufeinander, ließen Stunde über Stunde über sich ergehen.
Da bekam man fast Mitleid.
Ich wurde aus meinen einfältigen Gedanken gezogen als die Schulglocke die Mittagspause einläutete und Schüler wie Lehrer aus den stickigen Klassenzimmern strömten.
„Weißt du, eins muss man dir lassen, du läufst hier mit so einer Aura durch, das alle die eigentlich auf dich stehen dich nie ansprechen würden weil du so verdammt böse ausschaust. Das hat echt Stil Lady." Schwatzte mich eine bekannte Stimme an. Es war der Junge der mir am Vortag den Weg gezeigt hatte
„Und warum hindert dich diese Aura nicht?" zischte ich
„Weil ich weder Angst vor dir hab, noch auf dich steh. Ich find dich interessant, ich mag interessante Leute, weißt du" breit grinsend sah er mich an. Er war ja schon ein wenig niedlich mit diesem Grinsen, wie ein kleiner Junge.
„Tja, wie blöd dass ich dich weder mag, noch interessant finde." Gab ich zurück und ließ Alex einfach stehen, kann mir doch egal sein.Ich seufzte tief als ich mich wieder an meinem Platz hinter der Turnhalle niedergelassen hatte.
Doch die Ruhe war nur von kurzer Dauer
„He, was willst du denn hier?" entsetzt und ein wenig verlegen sah mich ein unbekanntes Gesicht an. Doch ich irrte mich, es war mir nicht unbekannt. Irgendwas in diesen Zügen erinnerte mich an jemanden.
Seine Haare waren weder blau, noch hatte er dieses eingefallene Gesicht mit der blassen Haut. Nein er war braun gebrannt mit einem Schokobraunen Haarschopf.
Er war sein Gegenteil, jedoch schwang da etwas mit, das mich so sehr an Hades erinnerte dass ich meinte seine Lippen wieder auf meinen zu spüren. Mein Herz raste und ich wollte mich am liebsten in seine Arme werfen.
Doch etwas hinderte mich. Er war es nicht. Das hier war nur ein wertloser kleiner Mensch, nicht mit einem Gott zu vergleichen.
Und plötzlich war es alles wieder so weit weg. Keine zwei Tage war es her, doch es war so weit weg, unerreichbar. Verloren.
„Hallo? Ich will ja nicht unhöflich sein aber das ist mein Platz" kam wieder von dem Jungen
„W-was?" ich schüttelte den Kopf und sah ihn verwirrt an
„Na, dieses Versteck hier." Sagte er und setzte sich neben mich auf den Boden
„Ich bin hier immer, und zwar alleine."
„Lass mich in Ruhe" zischte ich. War mir doch egal ob das sein Platz war, jetzt war es jedenfalls meiner und ich hatte nicht vor ihn zu verlassen und mich zurück in die Hölle der pubertierenden Teenager zu begeben.
„Du bist doch die Neue über die jeder spricht, oder?" wie dreist ist das bitte? Er kann sich doch nicht einfach hier hin setzten und mich blöd anlabern
„Lass. Mich. In. Ruhe." Betonte ich noch einmal und stütze meinen Kopf auf die Knie
„Na gut" sagte er und zuckte mit den Schultern „Aber ich bleib trotzdem hier."
Super.
Nach ein paar Minuten des Schweigens seufzte er
„Willst du mir deinen Namen verraten?" fragte er fast flüsternd mit weicher Stimme
„Warum sollte ich?" gab ich zurück ohne mich zu rühren
„Dann würde ich dir auch meinen verraten. Ich will eben wissen wen ich hier anschweige."
„Schweig weiter. Du brauchst meinen Namen nicht, und ich deinen auch nicht."
„Ich bin da aber anderer Meinung" ohne hinzusehen hörte ich das Grinsen aus seiner Stimme heraus
„Dann bist du hier allein mit deiner Meinung." Gab ich selbstsicher zurück
„Du auch" Mist. Das stimmte
„Lass mich einfach in Ruhe, ok?" sagte ich barsch um zu signalisieren dass diese Unterhaltung nun beendet war.
Er seufzte und war dann still. So gefiel er mir schon besser.Als es zum Pausenende klingelte stand er gleich auf, ich wollte noch etwas warten, um zu verhindern, dass man uns zusammen vorkommen sah.
Kurz bevor er um die Ecke bog, drehte er sich noch einmal um
„Damian Conner. War nett deine Bekanntschaft zu machen" sagte er mit so einem Charme in der Stimme, dass es mir kalt den Rücken herunter lief.
Damian Conner also. Was für ein naives Stück verschwendetes Leben.

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Götterregen
Paranormal„Schweig still Nyteni!“ schrie mir Vater entgegen und der ganze Raum schien zu vibrieren „Du hast keinen Respekt vor der Menschheit und wirst deswegen bei ihnen leben, bis du sie verstanden und akzeptiert hast!“ Ein Satz. Ein Satz der Nytenis ganzes...