Chapter 2: Wiedersehen

9 1 0
                                    

Ich entschied, noch am gleichen Abend, von Zuhause zu verschwinden. 

Meine Eltern würden das eh frühestens am nächsten Abend mitbekommen, weil sie ohnehin immer vor mir aus dem Haus gingen.
Ich packte meine Sachen, schnappte mir meinen Geldbeutel und rannte. Ich rannte zum Bahnhof und kaufte mir dort ein Ticket nach Köln. Ich stieg in den ICE 705, nach Berlin. Es war 4:30 Uhr als der Zug München verließ. Ich rief meine damalige beste Freundin in Köln an und sagte ihr, dass ich um 13:00 Uhr in Köln am Bahnhof sei.

08:00 Uhr –Eingehender Anruf

Paulina: „Hey Beth, was gibt's?"

Beth: „Hey ich sitze gerade im Zug nach Köln und komme so um
13:00 Uhr am Bahnhof an."

Paulina: „Okay, ich dachte ihr seid schon wieder umgezogen, nach
München, wieso kommst du nach Köln? Ist irgendetwas
schlimmes passiert?"

Beth: „Ja, es ist viel Schlimmes passiert, aber las uns das nachher
besprechen, wenn ich bei dir bin, okay?"

Paulina: „Okay, bis nachher bis dahin noch eine Gute fahrt."

8:10 Uhr –Anruf beendet

Noch vier Stunden bis nach Köln und ich grübelte viel nach, was ich machen sollte. Sollte ich wegbleiben, bis sie die Suche aufgeben würden? Sollte ich ihnen schreiben, dass ich in Köln, bei einer Freundin bin? Ich steckte mir die Kopfhörer ins Ohr, um mich ein wenig abzulenken von den Gedanken.

„Leibe Fahrgäste, in kürze erreichen wir Köln HBF auf Gleis 3. Wir verabschieden uns von all den Fahrgästen, die hier ausste..."

Die Zeit verging wie im Flug. Ich stieg aus dem Zug aus, meine Freundin wartete bereits auf mich und ich lief zu ihr, so schnell ich konnte und umarmte sie. Es war ja auch schon eine unendlich lange Zeit gewesen, in der ich sie nicht gesehen hatte. Wir umarmten uns mindestens zehn Minuten lang und es tat sehr gut. Es tat so gut sie wieder zu sehen. Wir gingen zu ihr nach Hause und wir aßen erst einmal zu Mittag. Ich erzählte ihr, warum ich nach Köln gekommen bin.

„Es ist so", sagte ich, „ich habe mich dazu entschieden nach Köln zu kommen, weil ich gestern Nacht etwas sehr, sehr schreckliches herausgefunden habe."
Ich fuhr fort: „Ich habe gestern Nacht mitbekommen, wie meine Eltern bedroht wurden. Ich weiß nicht wieso oder warum, aber alles was ich noch mitbekommen habe war, dass es sich um eine Menge Geld handeln musste."

Paulina war platt und nahm mich in ihre Arme, danach sagte sie zu mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, erstmal rauszukommen und den Kopf freizubekommen.

Wir gingen ein wenig hinaus, zu den ganzen unseren ganzen Lieblingsstellen, die wir damals gefunden hatten. Es war eine großartige Zeit, damals. Sie und ich wir waren einfach eins und das hat sich auch durch die Entfernung nach München nicht geändert. Wir waren ungefähr bis 22:00 Uhr draußen, bis wir wieder zu ihr nach Hause gingen. Mir viel auf, dass meine Eltern sich nicht einmal gemeldet haben bei mir. Ich war enttäuscht und gleichzeitig auch froh darum, dass meine Eltern sich ein scheiß um mich scherten. Ich hatte das Gefühl, ich könnte nun endlich das tun was ich so lange schon wollte. Mich entfalten. Ich sollte vielleicht auch noch erwähnen, dass Paulinas Eltern mich auch sehr mögen und unglaublich tolerant sind. Ich hatte sie auch gefragt, ob es für sie in Ordnung wäre, wenn ich bei Paulina bleibe. Zumindest für die nächste Zeit. Weiter im Text. Ich blieb ziemlich lange bei Paulina und wir meldeten mich auch in Köln wieder auf der Schule an. Ich ging dann mit Paulina in die gleiche Klasse und erreichte Noten, die ich mir zuvor nur hätte erträumen können. Es ist so lange her gewesen, dass ich so gut in der Schule war.

Es verging jetzt schon einige Zeit und meine Eltern hatten sich seit ungefähr acht Monaten nicht bei mir gemeldet.

Ich beschloss nach München zu fahren und mal selbst nachzusehen, denn dieses Thema mit meinen Eltern beschäftigte mich doch sehr.

Ich redete mit meiner neuen Familie und fragte, ob Paulina vielleicht mitkommen kann. Die Eltern stimmten der Idee sofort zu und fuhren uns auch gleich zum Bahnhof und kauften uns direkt ein Ticket für die Hin- und Rückfahrt. Wir stiegen wieder in den ICE und sechs Stunden später waren wir auch schon wieder in München. Wir gingen zu dem Haus meiner Eltern, in dem wir damals eingezogen waren.

Was wir dort sahen schockierte uns beide...

To be continued

Uncovered ParentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt