Kapitel 24

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~Nico~

Das Klingeln meines Handys war das erste was ich an dem Morgen hörte. Es war ein schrilles Geräusch welches meinen Körper durchfuhr und meine Nackenhaare aufstehen ließ. Ich wusste nicht einmal wie spät es überhaupt war. Das Einzige was ich sofort bemerkte war, dass Lea nicht neben mir lag. 

Ich tastete mit noch immer geschlossenen Augen nach meinem Handy und konnte mich daran erinnern, dass sie bis spät in die Nacht mit ein paar anderen Leuten an einem neuen Song schreiben wollte. Zwar waren sie nicht direkt bei ihr gewesen aber sie wollte sie zuschalten.

Grummelnd fand ich das Telefon auf meinem Nachtschrank und zog es zu mir ran. Ich öffnete vorsichtig ein Auge um erkennen zu können wer mich versuchte so schrecklich früh anzurufen. Seufzend schloss ich meine Augen wieder als ich sah, dass es meine PR-Managerin war. Normalerweise kannte sie mich gut genug um zu wissen, dass ich an freien Tagen bis Mittag schlief. Und seit einiger Zeit schickte sie mir nur noch Termine, die ich abklären sollte. 

Ich strich mir immer noch müde durch meine Haare und atmete durch bevor ich den Anruf annahm. Mit einem kurzen: "Mmmh", begrüßte ich sie. Es war eine Weile still und ich vermutete, dass sie mich überhört haben könnte. "Du kommst sofort her zu deinem Label!", schrie sie fast in ihr Telefon und ich hielt meines weiter weg. 

"Wie spät ist es überhaupt?", fragte ich unschuldig und hoffte damit ihr Gemüt ein wenig beruhigen zu können. Gleichzeitig versuchte ich langsam meine Augen und blinzelte gegen das Licht an was trotz des bewölkten Tages in mein Zimmer schien. 

"Es ist mir vollkommen egal, dass es erst kurz nach acht ist. Du kommst jetzt her oder du hast andere Probleme", drohte sie mir regelrecht, doch mich amüsierte die Situation noch immer. Ich wusste jedoch auch, dass ich besser auf sie hören sollte und somit gab ich mit einem verschlafenen Seufzen nach: "Ich esse Frühstück und nehme dann die erste U-Bahn zu euch."

"Essen kannst du später. Du nimmst jetzt gleich die nächste Bahn," bestimmte sie was mich wieder aufstöhnen ließ und ich verkniff mir einen Kommentar. Ich konnte mir vorstellen wie sie sich aufgewühlt durch die Haare fuhr während sie weitersprach: "Ist Lea bei dir?" 

"Nein, wieso sollte sie?", fragte ich unschuldig während aber mein Verstand schlagartig wach war. Angst schlich sich in meinen Körper. Angst, dass mit ihr etwas passiert sein könnte seitdem ich sie fast den kompletten gestrigen Tag nicht gesehen hatte. Meine Managerin lachte jedoch nur halbherzig und ließ mich, als sie auflegte, mit Fragezeichen im Kopf zurück. 

Ich atmete tief durch und fuhr dabei durch meine Haare und versuchte mich zu beruhigen. Gleich darauf stand ich auf und zog mich schnell an während ich versuchte Lea anzurufen. Mein Herz schlug schnell als ich darauf wartete, dass sie den Anruf annahm. Vergeblich. Ich hörte nur ihre Mailbox und meine Sorge wurde nur noch größer. 

Ich schrieb ihr eine Nachricht und versuchte so schnell wie möglich zur Haltestelle zu kommen um zu erfahren was geschehen war. Es dauerte nicht lange bis ich im U-Bahn-Tunnel stand und hörte wie ein Straßenmusiker in der Ferne ein Weihnachtslied spielte. Mittlerweile war es Dezember und die Feiertage waren nur noch ein paar Tage entfernt. Demnach war es leerer als sonst in den Straßen Berlins.

Die Fahrt in der Bahn kam mir unendlich lang vor und die Panik in mir wurde mit jeder Haltestelle an der wir anhielten schlimmer. Als ich irgendwann endlich ausstieg und wieder an der Oberfläche war konnte ich das Gebäude, zu dem ich musste, schon sehen. Meine Atmung war flach und unregelmäßig während ich die letzten Meter über den kalten und leicht vereisten Beton lief.

Als ich die kahlen Bäume sah erinnerte mich wie sehr ich den Herbst mit Lea genossen hatte. Eigentlich hatte ich nicht nur den Herbst mit ihr genossen, sondern die gesamten letzten Monate. Es fühlte sich an als hätte sie mir eine komplett andere Welt gezeigt und ich wollte diese Welt nie mehr verlassen. 

Are we looking at the same star?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt