Kapitel 1

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-Die Puppe-

Einst meinte mein großer Bruder folgendes: "Sag niemals, dass du am tiefsten Punkt angelangt bist, denn du kannst immer noch tiefer fallen."

Kurz darauf ist er verschwunden und eine halbe Woche später wurde sein Leichnam irgendwo in irgendeinem Fluss gefunden.

Natürlich konnte man den Mörder nicht finden. Vielleicht gab es aber auch keinen.
Er wies keine schweren Verletzungen auf und laut Obduktion konnte man ebenfalls kein Gift festmachen.

Mein Bruder stand vielen Menschen nahe, mich eingeschlossen und alle hatte es getroffen, wie der Blitz.

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Es klingelte dicht neben meinem Ohr.
Die Klingel meiner Einraumwohnung verriet mir, dass ich entweder ein Paket bekommen oder aber unerwartet Besuch bekommen würde.
2 Sekunden, nach Schockverarbeitung, dass ich die Tür öffnen müsse und mich wie jeder andere Mensch benehmen müsste, als hätte ich nicht gerade noch mein innerstes Faultier für den gesamten halben Tag raushängen lassen, sorgten für eine kurze Überforderung.
Schließlich stand ich von meinem Bett auf und trottete langsam Richtung Tür.
Es klingelte ein zweites Mal.
Ich rollte genervt mit den Augen und öffnete schließlich die Tür.
Vor mir stand jedoch nicht der Postbote oder aber einer meiner Freunde.
Vor mir stand mein fucking hot as fuck Nachbar und schaute mich zurückhaltend an.

Fuck.
Und ich sah aus wie der größte Assi, den die Menschheit je erblicken konnte.
Geschockt und verwirrt knallte ich aus purer Intuition die Tür wieder zu.
Fuck. What the hell will er jetzt von mir?

Eine gefühlte Minute später wurde mir erst klar, dass ich es wohl nie erfahren werde, wenn ich ihm einfach die Tür vor der Nase zuschlage.
Ich drehte innerlich durch.
Ach du scheiße. Wie unhöflich ist das denn bitte?
Ich schaute mich einmal in meiner Wohnung um.
Okay Check.
Fall er reinkommen will sind  lediglich die Küche und die Chaosecke im Bad etwas problematisch.

Langsam und zögernd öffnete ich erneut die Tür.
Ich wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzten, doch ich brachte kein einziges verdammtes Wort hervor und stand einfach nur da, genau wie er. Er war nicht gegangen.
Na super.
Was für ein toller Anfang.
Wie wundervoll deine Entschuldigungen immer anfangen.

Ich schaute an ihm herunter und lehnte mich an den Türrahmen.
Er wirkte zunehmend unsicherer.
Verlegen schaute er mich an.
„Hey ähm also" begann er.
„Hmm" kam von mir nur fragend.
Alter Kath. reiß dich. Benimm dich und sei mal etwas sozialer. Du bist so ein unsoziales Stück manchmal.
„Hör mal" begann er wieder.
„Also möglicherweise hab ich mich ausgesperrt" setzte er an.
Okay und soll ich ihm jetzt den Schlüsseldienst rufen oder so?
Dich noch bevor ich fragen konnte sprach er weiter. Seine dunkelbraunen, fast schwarzen Haare gingen ihm fast bis zu den Augen und seine moosgrünen Augen wirkten verunsichert.
Als er weitersprach schaute er verlegen zur Seite und gab damit freie Sicht auf seinen seitlich tätowierten Hals, wobei das Tattoo sich wahrscheinlich noch auf seinem Oberkörper breit macht.
„Also es tut mir leid, wenn ich dich störe aber wäre es möglich dass ich noch ca 2 Stunden bei dir sein könnte. Weil mein Bruder braucht noch ne Weile her und auf einen Sonntag hat nichts auf, wo man hin könnte und auf dem Flur zu warten ist auch deprimierend."

Ich fiel fast aus den Latschen.
Warte was.
2 verdammte Stunden.
Nicht nur 5 Minuten oder so?

Ich richtete mich von der Wand auf  und schaute ihm direkt in die Augen.
„Klar komm rein" sagte ich so entspannt wie es meine schauspielerischen Künste zuließen.
Ich trat einen Schritt zur Seite und hielt ihm die Tür auf, so, dass er eintreten konnte.

Schließlich schloss ich die Tür wieder.
Er ging langsam durch meinen Flur und schaute sich die Wohnung in Ruhe an
„Niedliche Wohnung" kommentierte er und schaute mich dabei lächelnd  an.
„Danke" entgegnete ich ihm monoton.

„Willst du einen Kaffee oder eventuell Tee oder so" fragte ich ihn der puren Höflichkeit halber und in der Hoffnung, dass er den Türknall von vorhin vergessen würde.
„Danke ein Kaffee wäre toll" entgegnete er mir und meinte ch ging in die Küche um Kaffee aufzusetzen.

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Als der Kaffee, 15 Minuten später,  fertig war und ich gerade nach einer Tasse über mir greifen wollte, stand er plötzlich hinter mir  und griff nach der Tasse, die ich auch nehmen wollte.
Unsere Hände berührten sich kurz und ich zog sie hastig zurück.
Er lächelte mich warm an und nahm die Tasse und stellte sie auf meine Kücheninsel.

Ich goss ihm den Kaffee ein, nachdem er sich wieder etwas von mir entfernt hatte.
„Brauchst du Milch?" fragte ich ihn.
„Ja gerne" entgegnete er mir zaghaft lächelnd.

Ich selbst verzichtete gerade zu gerne auf einen Kaffee, da ich es mur nicht leisten konnte noch nervöser zu werden, als ich durch die soziale Interaktion ohnehin schon war.

Wir setzten uns zusammen auf meine Couch und er trank genüßlich vom Kaffee, während er mich gelegentlich beobachtete.
Ich kam nicht drum herum, dass ich das Gefühl hatte, etwas stimmte nicht.

„Wir haben uns noch nicht vorgestellt" durchbrach er schließlich das Eis mit seiner Frage.
„Also mein voller Name lautet" begann er mit seiner Vorstellung.
„Cain  Irwanow. Und wie heißt die junge Fame vor mir" fragte er vorsichtig lächelnd.
Aha also ist mindestens ein Elternteil aus Russland.
„Katharina Aleksandova" antwortete ich ihm kurz angebunden.
„Nun denn, es freut mich sehr Katharina Aleksandova."
„Also ersten: Katharina oder Kath reichen vollkommen aus und zweites freut mich auch sehr" entgegnete ich ihm.
Ich wusste nicht ob ich ihn beim Vornahmen nennen sollte, also vermied ich es einfach gänzlich ihn namentlich zu benennen .
Er trank schließlich seinen Kaffee aus und grinste mich an. Ichs are einen Blick auf mein Handy, welches mir sagte, dass wir gerade einmal eine halbe Stunde hinter uns hatten.
„Du rauchst doch auch oder Kath" fragte er mit einem einladenden Ton.
Die Tatsache, dass er mich tatsächlich Kath genannt hatte, sorgte dafür, dass ich leicht rot wurde.
„Hmm" machte ich nur und versuchte die Röte zu verdecken, in dem ich nach unten schaute.
„Dann lass uns auf deinen Balkon gehen, eine rauchen" rief er schon fast, wobei es wahrscheinlich doch eher eine nur etwas lauter wirkende Aufforderung war.
Er sprang auf und ging auf meinen Balkon.
Ich stand langsam auf und ging ihm hinterher.

LOST - find meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt