Schneeregen rieselte auf die Erde hinab, als ich mich auf den Weg zu Seouls Ballettsaal machte, und jedes Mal, wenn einer der Tropfen auf meine Haut fiel und langsam an dieser herunterglitt, durchfuhr mich ein eiskalter Schauer, der meine Muskeln für einen kurzen Augenblick erstarren ließ. Mit gesenktem Kopf und eiligen Schritten hastete ich an den parkenden Autos vorbei, um so schnell, wie möglich, zur Eingangstür zu gelangen und anschließend in das warme Innere des mächtigen Gebäudes zu treten.
Die Atmosphäre war prickelnd, als würde jeden Moment ein greller Blitz auf den Boden stürzen und die durch die schweren Wolken verursachte Dunkelheit für nicht einmal einen Herzschlag in ein stechendes Licht tauchen - und wenn man glaubte, dass die Gefahr zu Ende wäre, würde einige Sekunden später ein ohrenbetäubendes Donnergrollen die Erde zum Beben bringen, um einem vor Augen zu führen, dass man zu jeder Zeit achtsam und vorsichtig sein müsste.
Ich schüttelte den Kopf, um diesen konfusen Gedanken loszuwerden. Ich wurde immer so melancholisch, beinahe theatralisch, wenn die Sonne nicht schien. Dabei mochte ich den Winter, weil dieser die beste Jahreszeit war, um sich mit einem warmen Kakao unter eine Kuscheldecke zu legen und einen guten Film zu gucken - genau das, was ich heute mit Jungkook vorhatte.
Unser letztes Date war ein Traum gewesen. Zwar konnte ich mich überhaupt nicht an die Handlung des Films, den wir im Kino geguckt hatten, erinnern, da meine Augen lediglich auf meinen wunderschönen Nebenmann gelegen hatten, aber da das von Anfang an abzusehen gewesen war, war das auch nicht weiter schlimm. Vor allem, weil Jungkooks Blick genau den gleichen Ausdruck gehabt hatte, wie, als wir Iron Man geschaut hatten; stummes Glück mit einer Prise schimmernder Faszination. Ein Ausdruck, den ich noch viel, viel öfter bei ihm sehen wollte.
Danach hatten wir noch ein wenig Zeit bei mir Zuhause verbracht, den Abend ausklingen lassen, wobei ich Jungkook einiges von meinen gemalten Bildern erzählt hatte, bevor ich ihn schon nach Hause gefahren hatte. Natürlich hätte ich ihn viel lieber auch die Nacht über bei mir behalten, ihn in meine Arme gezogen und vor all dem Bösen dieser Welt beschützt - doch der Schönling war immer noch ein erfolgreicher Tänzer, der, anders als ich, nicht aussuchen konnte, wann er zu trainieren und dementsprechend zu arbeiten hatte.
Aber die heutige Nacht würde er bei mir verbringen, das stand fest. Ich war so verliebt in ihn, fast schon süchtig, dass es mir mein Herz zerriss, wenn er nicht in meiner Nähe war, ich immer nur seiner sanften Stimme lauschen und ihn berühren wollte. Ich wollte ihn küssen, seine makellose Haut mit meinen Lippen markieren, ihn zum Kommen bringen - dieses Verlangen tat weh, wurde schmerzhafter, je länger ich von ihm fort war, aber auch, je länger ich bei ihm war. Doch ich würde niemals etwas tun, was er nicht wollte, ich würde ihn niemals zu etwas drängen oder ihn überfordern. Denn letztendlich war ich einfach nur glücklich darüber, wenn Jungkook bei mir war, mir zuhörte, wenn ich ihm irgendwelche belanglosen Geschichten erzählte, und dabei mit jedem Herzschlag, den wir miteinander verbrachten, mehr auftaute.
Solange er nicht dazu bereit wäre, den nächsten Schritt zu wagen, würde ich warten - und wenn das für immer sein würde. Denn das war etwas, was die Liebe ausmachte. Ich spürte sie zum ersten Mal in meinem Leben, und das war ein beängstigendes wie auch aufregendes Gefühl.
Mein Herz klopfte schnell und stark gegen meine Brust, als ich bei der Eingangstür ankam und dem Sicherheitsmann mein Papier, das mir den Einlass ermöglichen würde, zeigen wollte. Obwohl ich mittlerweile bereits zwei Dates mit Jungkook gehabt hatte, machte es mich jedes Mal aufs Neue unfassbar nervös, sobald ich kurz davor war, ihn im Saal beim Tanzen zu beobachten, bevor wir uns gemeinsam auf den Weg machen würden. Und danach wurde ich innerlich immer noch nervöser.
Jimin hatte mir gesagt, dass das normal wäre, wenn man verliebt war.
"Ich möchte zu Jeon Jungkook", teilte ich dem Sicherheitsmann mit und steckte das Papier sogleich wieder ein, da ich mich, ohne zu zögern, nach drinnen begeben wollte. Langsam wurde mir echt kalt. Doch als der etwa ein Kopf größere Kerl sich nicht regte, zog ich verwirrt und auch ein wenig streng die Augenbrauen zusammen.
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𝐀𝐄𝐒𝐓𝐇𝐄𝐓𝐄 | TAEKOOK
Fanfic𝐚𝐞𝐬𝐭𝐡𝐞𝐭𝐞 𝐬𝐨𝐦𝐞𝐨𝐧𝐞 𝐰𝐢𝐭𝐡 𝐝𝐞𝐞𝐩 𝐬𝐞𝐧𝐬𝐢𝐭𝐢𝐯𝐢𝐭𝐲 𝐭𝐨 𝐭𝐡𝐞 𝐛𝐞𝐚𝐮𝐭𝐲 𝐨𝐟 𝐚𝐫𝐭 𝐨𝐫 𝐧𝐚𝐭𝐮𝐫𝐞. taekook shortstory taessunset abgeschlossen am 17.01.2021