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Das erste Schuljahr an der Nekoma verlief bis auf das Trainingscamp gut. Wir hatten eine Menge Spaß, die Klasse fand mehr und mehr zusammen und es gab keine offensichtlichen Schwierigkeiten untereinander. Ein gutes Zeichen. V/N schien zudem gut im Volleyballclub der Mädchen angekommen zu sein. Ich konnte von Woche zu Woche sehen, wie sie besser wurde und über sich hinauswuchs. Meine Augen lagen nach dem Vorfall im Camp wachsam auf ihr, aber es schien alles in Ordnung zu sein.

Gemeinsam mit Sayaka im Team, wurden die beiden zu einem herausragenden Duo. Wenn sie zu zweit auf dem Feld standen, war das eine ganz neue Dynamik für die Mannschaft. Sie verstanden sich blind. Es war immer wieder verblüffend, wenn sie einen geplanten Angriff ausführten und dieser hammerhart ins gegnerische Feld einschlug. Sayaka war Zuspielerin, was V/N zugutekam. Ganz gleich, ob sie der Außenangreiferin die Vorlage gab oder selbst für eine Finte sorgte, machten sie in neun von zehn Fällen Punkte. Und das wiederum kam dem Team zugute, welches sich stärker als zuvor in Freundschaftsspielen erwies. Sie hätten bei den nächsten Turnieren hervorragende Chancen, würde ihre Erfolgssträhne anhalten.

Ich ließ es mir nicht nehmen, gemeinsam mit Yakkun und Nobuyuki diese Matches meiner besten Freundin beizuwohnen. Es ließ mich V/N noch einmal mit ganz anderen Augen sehen: Das Volleyballfeld war während der Spielzeit alles, was sie um sich herum wahrzunehmen wusste. Ihr Einsatz, die Manie bei einem entscheidenden Punkt, die Zerknirschtheit, als sie einige solcher einbüßten. Die Präsenz, die sie als Außenangreiferin innehatte, wie sie das Netz mit ihren Schmetterbällen verteidigte... Und dann, wie sie sich verbot zu weinen, als sie dennoch einmal sehr knapp verloren. Wie angespannt sie dabei war, obwohl sie sich nichts vorzuwerfen hatte.

„Hey... ihr habt hervorragend gespielt."

Wie sie nach diesem Satz, als ich sie am Hallenausgang abfing und sie die anderen Mädchen vorgehen ließ, dann doch in Tränen ausbrach. Wie schnell ihre Augen wässerten, sie sich heftig auf die Lippe biss, ihre Rolle als starke Spielerin Nekomas ablegte und einfach zu einem verletzten, enttäuschten und in ihrem Stolz gekränkten Mädchen wurde, welches ich in meine Arme schloss, um sie zu trösten.

Es würde Weihnachten folgen, die Weihnachtsferien und schließlich Neujahr... Die Jungs im Club und ich wollten den Jahreswechsel zusammenfeiern, und luden V/N ein, aber sie musste ablehnen, da sie über die letzten Dezembertage wie immer zu ihren Großeltern fuhr.

Mich befasste eine seltsame Schwermut und obwohl ich eine Pause von der Schule gebrauchen konnte, sollte sich keine Freude bei mir einstellen...

*

Sayaka erwies sich mir aber als Engel, dank der wir V/N wenigstens noch an deren Geburtstag abfangen konnten. Am 21. Dezember.

V/N hatte es niemanden verraten, war der Braunhaarigen gar böse, dass diese es getan hatte, aber statt somit allein zu Hause zu hocken, versprach sich ihr ein lustiger Abend mit Games, Snacks und Rumblödelei bei ihrer besten Freundin. Mit uns.

„Beschwer dich nicht! Du wirst süße sechzehn! Sweet Sixteen! Das wird gefeiert, ob's dir gefällt oder nicht!" Und damit betonte Sayaka dreimal, dass sie nicht umsonst die ganzen Luftballons ausgesucht und aufgeblasen hätte. Oder eher Yakkun, wie er uns wissen ließ.

Es war nichts kitschig Pink, aber dennoch hatte sie dafür gesorgt, dass so einige Girlanden in ihrem Zimmer hingen, Tischdeko bei den Gläsern auf der Tischplatte auflag, und, und, und...

V/N fand sich mit ihrem Schicksal ab und nach einer geselligen Runde mit Erdbeer-Shortcake, deren sechzehn Kerzen sie zunächst hatte auspusten müssen, ging es ans Geschenkeauspacken.

„Was ist das denn?", guckte V/N mit großen Augen drein, als sie einen flauschigen Kunstfellpompom als Schlüsselanhänger in der Hand hielt, welchen ihr ihre Beste zusätzlich zu dem eigentlichen Geschenk, einen Gutschein für den besten Sportladen in Shinjuku, beigelegt hatte:

Katze & Schwalbe - (B-Side: Kuroo Tetsurou)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt