Kapitel 9

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Wir stehen vor einem großen Holzhaus welches sich vor einem See befindet. Es ist modern gehalten, hat aber trotzdem noch einen altmodischen Charme. Die Musik und das Gelächter dringt nach außen, weshalb ich davon ausgehe, dass schon einige Leute da sind. Ich öffne die Türe und trete ein, dicht gefolgt von meinen Bodyguards. Zumindest fühlt es sich so an als wären Alexis und Jase diese. "Rosa hey." Jasmin läuft Freudestrahlend auf mich zu und Umarmt mich. "Hey Jasmin", ihr Blick fällt auf die zwei Jungs hinter mir. "Schön das ihr zwei auch da seid. Komm Rosa", sie nimmt mich an der Hand und zieht mich in die Küche.  "Was magst du trinken?" "Was ohne Alkohol bitte." sie schaut mich böse an. "Komm schon. Trink mit mir, wenigstens an meinem Geburtstag." "Genau genommen hast du noch gar nicht Geburtstag. Ein Glas trinke ich mit dir." "Supi". Jasmin mischt irgendetwas zusammen und gibt es mir, damit wir anstoßen können. " Bist du dir ganz sicher das zwischen dir und Alexis nichts läuft? Er hat dich aber schon sehr im Auge." Ich drehe mich um. Er steht vor Jase, hat seine Augen aber auf mich gerichtet. "Ja da bin ich mir ganz sicher. "
Gerade sind neue Gäste gekommen, weshalb Jasmin mich alleine stehen lässt. Um den penetranten Blick von Alexis zu entgehen, beschließe ich mich nach draußen zu begeben . Die Aussicht ist wunderschön und die Mondsichel spiegelt sich im dunklen Wasser wieder. "Schon wieder Alkohol?" ich zucke leicht zusammen. "Erschreck mich nicht so." Ich bin doch extra nach draußen geflohen. "Hast du nichts besseres zutun als mich zu beobachten? Ist deine Muse nicht hier oder so?" "Meine Muse?" Er lacht, wodurch er leichte Grübchen bekommt und seine strahlend weiße Zähne zum Vorschein kommen.  "Meinst du Nat?" Ein weiteres tiefes lachen entgleitet seiner Kehle. "Wie kommst du denn da drauf?" "Hat sie selber gesagt. Außerdem so oft wie ihr beide Sex habt" Das Bild von den beiden taucht vor meinem inneren Auge auf und irgendwie schmerzt es. "Sag mal bist du Eifersüchtig?" "Wie kommst du da drauf?" fauche ich ihn an und drehe mich zu ihm. Ich muss meinen Kopf in den Nacken legen, damit ich ihn ins Gesicht schauen kann, so Nah steht er vor mir. "Deine Reaktion." "Nein ich bin nicht Eifersüchtig. Warum sollte ich und jetzt lass mich in Ruhe" Er beugt sich zu mir runter. " Du hast keinen Grund Eifersüchtig zu sein." In seinen strahlend Augen findet sich eine Mischung aus Heiterkeit und Ernsthaftigkeit wieder, welche mich ein wenig irritiert. Zwei Mädchen betreten den Balkon und Alexis beugt sich wieder nach oben. "Ich geh mir was zutrinken holen. Kann ich dich kurz alleine lassen ohne das du etwas anstellst?" "Geh." Er mustert mich kurz, verschwindet dann aber nach drinnen.  Da war gerade so ein Feuer zwischen uns. Ein Gefühl, welches mein Herz hat schneller schlagen lassen. Ich seufze. Eigentlich wollte ich doch nur Studieren um meinem Traum näher zu kommen, aber jetzt ist das alles so kompliziert. "Hey sorry, darf ich mir eine Zigarette Schnorren?" frage ich die zwei Mädchen neben mir, welche gerade rauchen. Sie schauen mich kurz skeptisch an geben mir dann aber eine. Dankend nehme ich sie und zünde sie an. Eigentlich rauche ich ja nicht, aber man kann es ja mal probieren. Ich ziehe an der Zigarette und muss mir erst einmal ein Husten verkneifen. Das soll schmecken? Ich ziehe noch einmal, aber es wird nicht besser außer das mir ein wenig Schwindelig wird. Plötzlich kommt von der Seite eine Hand und nimmt mir den glühenden Stängel ab. "Jetzt weißt du warum ich dich nicht alleine lasse." Er zieht an der Zigarette.  "Alexis, du rauchst?"  "Nein, du aber auch nicht." Verwirrt schaue ich ihn an. Mit zwei Fingern drückt er sie aus und wendet sich wieder zu mir.  "Es ist bald 12 Uhr, du solltest Jasmin suchen gehen." Ich schaue auf die Uhr. Stimmt. Ohne ihn zu antworten begebe ich mich nach innen und suche nach ihr, doch sie ist nirgends zu finden.  Vielleicht ist sie oben? "Jasmin?" Ich öffne jede Türe, bis nur noch eine übrig bleibt. "Jasmin?" Vorsichtig öffne ich diese, doch das hätte ich lieber nicht tun sollen. Ein schrei verlässt meine Lippen. Sie liegt im Bett, mit zerrissener Bluse und aufgeschnittener Kehle. Alles ist voller Blut. Panisch laufe ich zu ihr. Ihre braunen Augen sind weit Aufgerissen. "Jasmin." Ich versuche einen Puls zu fühlen aber es ist keiner da. Warme Tränen rollen  mir die Wangen hinunter. "Rose.. ach du Scheiße" Ich spüre zwei Hände,  welche mich zurück ziehen. "Nein" schreie ich und versuche wieder zu meiner Freundin zu gelangen. "Rose" Ich werde umgedreht und an eine warme Brust gedrückt. "Warum?" meine Beine geben nach. "Es wird alles gut." Alexis hält mich fest umklammert. "Jasmin!" höre ich Michaels Stimme.  "Komm mit." Ich werde hochgehoben und nach draußen getragen. Irgendwann spüre ich einen harten stein unter mir und die wärme verschwindet. Alexis hat mich vor dem Haus auf einem Bordstein abgesetzt und kniet nun vor mir. "Rose?" Da ist Blut. Mein Blick fällt auf meine Hände. Jasmins Blut! Meine Atmung setzt aus und ich drohe zu Ersticken. "Rose, versuche zu Atmen." Die Zeit vergeht wie in Zeitlupe. Mein Blick liegt wie versteinert auf meinen blutigen Händen. Ich merke nicht was um mich herum passiert oder wie lange ich dort sitze. Irgendwann schaffe ich es meinen Blick zu erheben. überall leuchtet es blau und rot. Die Polizei und ein Krankenwagen sind da. Wenige Meter neben mir sehe ich Alexis stehen wie er mit einem Polizisten redet, welcher mich mit einem bemitleidenden Blick ansieht.  "Komm mit Rosa." Jase steht vor mir und streckt mir seine Hand zu, doch ich bin immer noch wie versteinert. "Ich habe mit der Polizei alles geklärt. Rose komm mit." Ich reagiere nicht. Alexis legt einen Arm um meinen Rücken und den anderen unter meine Kniekehlen, sodass er mich hochheben kann. Er trägt mich zum Auto und steigt mit mir auf den Beifahrersitz ein. Die ganze Fahrt über hält er mich an seinen Körper gedrückt. Meine Augen starren einfach in die Leere. Ich kann das gerade alles gar nicht fassen. Sie ist Tod? Ermordet. Wer würde ihr so etwas antun? Das Auto  kommt zum stehen und Alexis trägt mich nach oben. "Kannst du stehen?" fragt er mit so einer sanften Tonlage, welche ich noch nie aus seinem Mund gehört habe. "Ähm  ja, ich denke schon", antworte ich leise. Er stellt mich im Badezimmer ab. "Wasch deine Hände, danach solltest du dich ausruhen. Ich lass dich kurz alleine." Er verlässt den Raum und mich somit allein zurück. Ich wasche meine Hände und schaue dem Wasser zu wie es sich von einem dunklen rot wieder in die klare Flüssigkeit, welche aus dem Hahn kommt, verwandelt. Mein Spiegelbild zeigt mir eine schrecklich aussehende Frau. Ich wende mich von mir ab und gehe in das Schlafzimmer. Schwermütig ziehe ich mich um und lasse mich in Alexis Bett fallen. Doch an Schlaf kann ich nicht denken. Zu einschneidend war dieses Erlebnis. Mit offenen Augen liege ich da und starre die Decke an. Warum tut jemand so etwas? Ich hätte das nie für möglich gehalten. "Rose, du bist noch wach. Ich dachte du schläfst bereits." Alexis seufzt und setzt sich neben mir ins Bett. "Ich verstehe das nicht. sie hat doch niemanden etwas getan." Wieder sammeln sich Tränen in meinen Augen. "Glaubst du, dass sie in den Himmel kommt. Du bist doch ein Engel. kannst du nicht zu ihr?" "So einfach ist das nicht. Ja, ich bin zwar ein Engel, aber mit den Toten habe ich keinen Kontakt. Manche Engel können dies, aber ich bin glaube ich keiner davon. Ich habe es aber auch noch nie probiert. Du musst es dir so vorstellen. Die Seele verlässt den Körper, so wie ein leuchtendes blaues Licht, welches sich seinen Weg ins Jenseins bahnt. Für die Menschen ist es vielleicht eine eigene Welt, aber wir Engel nehmen diese nur als blaue Flüsse wahr. Es tut mir leid, dich da Enttäuschen zu müssen."  "Aber sie ist nicht in der Hölle oder?" "Nein, dafür war ihre Seele zu rein. Jeder kommt irgendwann in den Fluss, wenn er genug Buße getan hat. Komm her und versuche ein wenig zu schlafen." Er legt sich zu mir und sieht mich in seine Arme. Auch wenn mein Kopf sich gegen diese Körpernähe wert. Tut es mir auf eine gewisse Art und Weise gut.

Schweißgebadet schrecke ich hoch. Mein Herz schlägt als würde es mir gleich aus der Brust springen. Langsam  richte ich mich auf und streiche mir über mein Gesicht. Ich habe Jasmin's tote Augen vor mir gesehen, noch einmal... Ohne Alexis aufzuwecken stehe ich auf und laufe in die Küche hinunter um mir ein Glas Wasser zu holen.
"Rose?", Alexis steht verschlafen in der Tür, dennoch schwingt ein wenig Panik in seiner Stimme mit. Hat er sich Sorgen gemacht? "Warum bist du wach?" "Ich konnte nicht mehr schlafen." "Komm ins Bett. Du solltest noch ein bisschen Schlafen" Mein Blick wandert aus dem Fenster und ich kann die Sonne schon am Horizont sehen. "Du hattest doch gesagt das Jason mir ein Zimmer eingeräumt hat. Kannst du zeigen wo es ist?" "Äh ja klar", er wirkt ein wenig aber tut es dennoch. Wir laufen an Alexis Zimmer und er öffnet mir zwei Zimmer weiter die Tür.  "Das hier ist es, aber deine Sachen sind noch bei mir, zumindest zum Teil." "Ist schon Okay. Könntest du sie mir dann einfach rüber bringen? Ich brauche jetzt einfach ein bisschen Zeit für mich." "Bist du dir sicher" "Ja" Langsam schließe ich die Türe und dränge Alexis damit zurück. Ich sperre ab und lasse mich an der Tür zu Boden sinken. Mir lauten erneut Tränen die Wange hinunter. Ich kann das alles einfach nicht fassen. Mit geschlossenen Augen sitze ich da und lasse die zeit an mir vorbei fliegen. Ein Klopfen lässt mich zusammen zucken. "Rose, deine Sachen stehen vor der Tür." Ich antworte nicht. Ich habe keine Kraft zu sprechen.

Die Sonne geht auf und weicht dann wieder für den Mond und die Dunkelheit. Tag für Tag. Manchmal klopf Alexis an der Tür, geht nach einiger Zeit aber wieder. Ich spüre in mir eine leere. Eine unendliche Leere. Die Tage verstreichen und ich sitze einfach nur da. "Rose, heute ist die Beerdigung und ich dachte. Naja, du solltest hin gehen." Vorsichtig stehe ich auf und mache mich mit wackeligen Beinen auf den Weg zur Türe um sie zu öffnen. Alexis strahlend blaue Augen starren mich an, als ich die Türe öffne. "Rose "seine Stimme ist nur ein Hauch. "Du schaust nicht gut aus. Kommt mit, du solltest etwas Essen." Er nimmt mich bei der Hand, setzt mich an den Esstisch und stellt mir etwas zu Essen hin. Mir dreht es bei dem Anblick schon den Magen um. " Rosalie. Wir gehen erst zur Beerdigung wenn du etwas gegessen hast." Er nimmt meine Hand. "Wenigstens ein wenig Okay?" Ich esse so viel wie es möglich ist in meiner momentanen Situation nur möglich ist. Alexis zwingt mich danach zu duschen und legt mir Klamotten mit ins Badezimmer.

Der Tag ist Regnerisch. Passt ja zum heutigen Anlass. Der Wagen kommt zum stehen und Alexis hilft mir heraus. Ich habe meinen Körper in den letzten Tagen zu sehr vernachlässigt. Wir laufen über die große Wiese zu dem bereits ausgehobenen Grab. Michael kommt mir entgegen und nimmt mich in den Arm, was Alexis Überhaupt nicht zu passen scheint. Gemeinsam lauten wir zu dem Erdloch. Heute sehe ich Jasmins Eltern zum ersten mal. Sie sah aus wie ihre Mutter. Die Tränen werden unter dem Regen verborgen. Wie gebannt starre ich auf den großen Eichensarg, welcher gerade in die Erde gehoben wird.  Alexis stellt sich hinter mich und legt seine Hände um meine Hüfte um mich zu halten. Immer mehr Tränen laufen meine Wangen hinunter. "Rose, komm wir gehen." Ich  blicke auf. Der Sarg ist bereits unter der Erde Verschwunden. Unmerklich nicke ich, doch Michael hält mich fest. " Rosa, wollen wir noch eine Runde laufen, bitte," Ich halte inne. " Äh ja klar." Alexis schraubt. "Alexis, wir treffen uns in 10 Minuten am Auto Okay?" Wiederwillig lässt er meinen Arm los und wirft Michael noch einmal einen letzten Blick zu, bevor er sich umdreht und geht.

"Wie geht es dir Michael?" "Es ging mir schon besser und dir?" "Ich kann mich dir nur anschließen. Warum tut jemand so etwas? Jasmin hat doch niemanden etwas getan." "Ich weiß es nicht..." Wir entfernen uns immer weiter vom Grab und somit von den Trauernden Menschen. Der Regen lässt langsam nach und die Sonne spitzt durch die davon ziehenden wollen hindurch, was mir ein leichtes lächeln Entlockt. Sie wacht nun über uns. "Sag mal jetzt ernsthaft, was ist das mit dir und Alexis?"Wie kommt er denn jetzt darauf. "Michael. Da ist nichts. Wir sind einfach Freunde, okay? Um ehrlich zu sein möchte ich nicht darüber reden." "Sorry. Was hältst du davon, wenn wir noch etwas unternehmen. Jasmin zur Liebe." "Ich habe Alexis gesagt, dass wir uns bei seinem Auto treffen." " Ach komm, das verkraftet er schon." Michael hält mir die Tür seines Wagens auf. Ich habe gar nicht gemerkt, dass wir hierher gelaufen sind. „Ich schreibe ihm nur schnell." Wo ist mein Handy? Es ist weder in meiner Handtasche noch sonst irgendwo. Michael ist bereits los gefahren. "Können wir noch kurz bei Alexis halten ich finde mein Handy nicht." "Nein!" Ich zucke zusammen. Er klingt so herrisch. "Michael?" frage ich vorsichtig. "Ich habe Nein gesagt. Du solltest besser aufpassen wem du Vertraust Rosalie." "Was meinst du damit?" Langsam bekomme ich es mit der Angst zutun. "Du weißt schon was ich meine.  Meine Hübsche" Er legt seine freie Hand auf meinen Oberschenkel. "Was soll das? Du machst mir Angst!" Panisch versuche ich die Türe zu öffnen, aber sie ist abgeschlossen.  "Es wird bald vorbei sein." "Wer bist du?" "Michal, dass weist da doch!" "Nein. Du bist nicht der Michael den ich kenne." " Ihr Menschen seit auch sehr leicht zu täuschen!" "Wir Menschen?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 02, 2021 ⏰

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