1. Quidditch

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Der Regen wurde immer heftiger und Harry wischte sich zum wiederholten Mal mit dem Ärmel über die Brille. Nicht, dass es seine Sicht wirklich verbesserte. Das Unwetter hatte den Himmel verdunkelt und Harry hoffte bald den Schnatz zu finden. Er war völlig durchnässt und langsam hatte er keine Energie mehr. Es kam ihm vor als würde das Spiel bereits Stunden dauern und es stimmte wahrscheinlich.

Er flog erneut hoch, um sich einen besseren Überblick zu beschaffen. Es lief noch immer auf Hochtouren und Harry hatte das Gefühl, dass die Slytherins diesmal besonders hart kämpften. Nach ihrer spektakulären Niederlage gegen Ravenclaw vor einigen Wochen brauchten sie den Sieg, sonst konnten sie den Pokal vergessenen. Doch Harry war mindestens genauso ehrgeizig. Er würde den Schnatz nicht an Malfoy verlieren.

Ein Klatscher flog verdammt nah an Derricks Kopf vorbei allerdings stellte Harry enttäuscht fest, dass er sich gerade noch auf den Besen halten konnte. Seufzend flog er einige Runden. Der Schnatz musste doch irgendwo sein. Die Stimme, die wieder den aktuellen Stand des Spieles erklärte, blendete Harry schon aus. Sie hatte noch immer siebzig Punkte Vorsprung, doch seit ungefähr einer halben Stunde hatte keines der Teams Punkte gemacht und die Zuschauertribüne wurde immer leerer. Harry konnte es ihnen nicht verübeln. Er wischte sich erneut Wasser aus dem Gesicht.

Plötzlich sah er hinter Crabbe etwas aufblitzen. Er dachte nicht nach, sondern beschleunigte seinen Flug. Als er ihn jedoch erreichte war er Schnatz weg. Harry fluchte innerlich.

"Potter!"

Harry drehte sich um und sah in das blasse Gesicht von Draco Malfoy. Im nächsten Moment wurde alles schwarz.

Als Harry die Augen wieder öffnete, standen mehrere Schüler um ihn herum und redeten aufgeregt durcheinander. Harry wünschte sich, dass sie leise sein würden. Sein Kopf schmerzte bei jedem Wort noch mehr. Mit seiner ganzen Kraft versuchte er sich aufzustützen, nur um wieder ins feuchte Gras zu fallen.

"Bleiben Sie bitte liegen" hörte er eine angespannte Frauenstimme sagen.
Er öffnete erneut die Augen und sah Madam Pomfrey, die ihren Zauberstab auf ihn gerichtet hatte.
"Keine Knochenbrüche, keine Verrenkungen und keine Gehirnerschütterung. Sie haben Glück gehabt!"
Harry fühlte sich beim besten Willen nicht, als hätte er Glück gehabt.

"Was ist passiert?", fragte er und hoffe, dass die ganzen Schüler, die über ihn gebeugt standen, endlich gehen würden. Er warf Madam Pomfrey einen flehenden Blick zu, den sie glücklicherweise verstand und die Schüler mit einer Handbewegung wegscheuchte.
"Sie wurden von einem Klatscher getroffen und sind aus einer Höhe von ungefähr dreißig Metern in die Tiefe gefallenen. Ich kann mich nur wiederholen. Es ist ein Wunder, dass Sie nahezu unverletzt sind."
"Das Spiel", murmelte Harry.
"Malfoy hat den Schnatz kurz nach deinem Sturz gefangen", sagte Ron verbittert.

Harry hatte Ron noch nicht bemerkt gehabt. Er trug wieder seine Schuluniform und stand mit Hermine hinter der Heilerin. Wie lange war er bewusstlos gewesen? Er dachte ans Spiel zurück. Es hatte in Strömen geregnet. Er war immer wieder Runden um das Spielfeld geflogen, das letzte woran er sich erinnerte war, dass er den Schnatz hinter Crabbe gesehen hatte. Nein. Da war noch etwas gewesen. Jemand hatte seinen Namen gerufen, dann war alles schwarz geworden.

Harry versuchte nochmal aufzustehen und griff nach Rons ausgestreckter Hand.
Malfoy hatte seinen Namen gerufen. Er hatte ihn sicher ablenken wollen, damit er den Klatscher nicht bemerkte. Natürlich war es wieder Malfoy gewesen, dachte Harry verärgert. Seit das sechste Schuljahr begonnen hatte, hatte Malfoy sich merkwürdig verhalten. Harry war sich sicher, dass es daran lag, dass er sich den Todessern angeschlossen hatte. Vielleicht hatte er heute versucht ihn umzubringen.
"Wenn Sie plötzliche Kopfschmerzen oder Übelkeit empfinden, kommen Sie bitte sofort zum Krankenflügel", sagte Madam Pomfrey und ließ Harry mit seinen Freunden alleine zurück.

"Ihr könnt zurück zum Turm. Ich gehe duschen und komme nach", sagte Harry.
"Soll ich nicht lieber vor der Umkleide warten?", fragte Ron.
"Falls dir du weißt schon schwindelig oder so wird. Du bist ziemlich tief gefallen."
"Geht es dir wirklich wieder besser?", fragte Hermine skeptisch.
"Mir geht's gut", fauchte Harry und drängte sich an ihr vorbei. Es hätte nicht so harsch sein sollen. Sie hatte sich nur Sorgen gemacht und es war nicht ihre Schuld gewesen, dass er es vermasselt hatte. Sie hatten das Spiel verloren und es war ganz alleine seine Schuld. Später würde er sich entschuldigen müssen.

So schnell wie es mit seinem verletzten Fuß möglich war, humpelte er zur Umkleide.
Seine Quidditch Uniform war voller Dreck und er war vom Regen durchnässt. Es war einfach unfair. Sie lagen so lange in Führung. Er hätte besser aufpassen sollen. Warum hatte er sich von Malfoy ablenken lassen? Beinahe knallte er die Tür hinter sich zu, doch glücklicherweise konnte er sich noch beherrschen. Immerhin hatte er jetzt die Umkleide für sich allein.

Nur eine lange warme Dusche konnte ihn jetzt aufmuntern. Sein Körper war noch immer völlig unterkühlt. Harry wusste, dass seine Freunde ihn immer ein wenig, wegen seiner langen Duschzeit aufzogen. Dabei war alles, was er unter der Dusche tat völlig unschuldig. Zumindest hier. Er machte den Wasserhahn an und ließ kochend heißes Wasser über seinen Körper laufen. Einige Minuten stand er einfach nur mit geschlossenen Augen da und versuchte an nichts zu denken. Es nütze nichts sich aufzuregen. Das einzige was er tun konnte, um es Malfoy heimzuzahlen, war das nächste Spiel zu gewinnen.

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author note

Nach langer Zeit habe ich beschlossen hier wieder etwas zu veröffentlichen. (Meine erste Fanfiktion ist jetzt einfach schon drei Jahre alt). Ich habe in den letzten Monaten einige Geschichten geschrieben, die ich nach und nach veröffentlichen werde. Ich hoffe es geht euch gut und euch gefallen die neuen Sachen :)

good luck, potter | drarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt