2. Anschuldigung

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Als er Schritte hörte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Ron war wahrscheinlich zurückgekommen, um nach ihm zu sehen. Harry verdrehte die Augen. Seinem Kopf ging es überraschend wieder gut. Sein Körper war zwar überseht von blauen Flecken, doch es war auszuhalten. Harry stellte das Wasser aus, setzte sich seine Brille auf und band sich ein Handtuch um die Hüften.

Als er die Duschräume verlassen hatte, sah er in die grauen Augen von Draco Malfoy. Malfoy war genauso durchnässt, wie er es vor wenigen Minuten gewesen war. Seine Wangen waren rot von der Kälte und die sonst so sorgfältig zurück gegelten Haare hingen ihm achtlos im Gesicht. Warum war Malfoy erst jetzt zur Umkleide gekommen? Die anderen Quidditchspieler waren schon zurück zum Schloss gegangen. Harry war sich sicher, dass er auf ihn gewartet hatte. Malfoy saß auf einer der Bänke und zog seine Stiefel aus. Dabei ließ er seinen Blick nicht von Harry und ihm wurde peinlich berührt klar, dass er fast nackt war. Beinahe verschränkte er die Arme vor der Brust aber diese Blöße wollte er sich nicht geben. Als Malfoy auch noch anfing zu grinsen, griff Harry nach seinem Stab, den er zuvor unachtsam in der Umkleide zurückgelassen hatte und richtete ihn auf Malfoy.

"Bist du jetzt völlig verrückt geworden, Potter?"
"Was hast du vor?"
"Ich will duschen", antwortete Malfoy wenig beeindruckt und zog nun seinen Umhang aus.
"Das ist alles deine Schuld", sagte Harry noch immer voller Wut. Nur wegen Malfoy war er abgelenkt gewesen. Er wusste, wie sehr Malfoy ihn hasste vor allem nachdem, was mit seinem Vater passiert war. Aber Madam Pomfrey hatte recht gehabt. Er hätte sterben können.

"Bist du immer noch frustriert, dass ihr verloren habt?", fragte Malfoy ruhig, was Harry Wut nur vergrößerte. Normalerweise war es andersrum. Malfoy war derjenige, der die Fassung verlor.
"Ich wurde doch nur wegen dir vom Klatscher getroffen", erwiderte er.
"Warum gibst du mir die Schuld dafür, dass du dich nicht auf einem Besen halten kannst, Potter?"
"Ich weiß, dass du etwas planst."
Es musste langsam enden. Hermine und Ron hatten recht. Er war besessen. Er wollte endlich wissen, warum Malfoy jede Nacht im Schloss herumschlich.
"Und ich weiß, dass du mir folgst. Du wärst ein miserabler Auror" antworte Draco, ohne auf Harrys Frage einzugehen. Harry versuchte den Seitenhieb zu ignorieren. Aber ein wenig kratzte es an seinem Ego.
"Ich weiß, dass du ein Todesser bist", sagte Harry ohne darüber nachzudenken. Es war wahrscheinlich nicht die beste Idee einem mutmaßlichen Todesser alleine gegenüberzutreten. Doch es war nur Malfoy dachte Harry. Mit Malfoy würde er alleine fertig werden.
Malfoy beobachte ihn einem Moment und fing dann an zu lachen. Harry hasste dieses Lachen. Es war so gehässig und voller Abneigung.

"Du glaubst, dass ich ein Todesser bin?" fragte Malfoy grinsend.
"Zeig mir deinen linken Arm", antwortete Harry voller Adrenalin. Malfoy Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Er sah ihn auffordern an und streckte Harry seinen Arm entgegen. Harry kam unentschlossen, ohne seinen Stab sinken zu lassen auf ihn zu. Er brauchte endlich Gewissheit. Ohne Malfoy nochmal anzusehen, schob er den Ärmel seiner Quidditchuniform nach oben. Doch statt einer dunklen Markierung fand er nur blasse Haut. Harry schnappte nach Luft. Das war nicht richtig so. Er war sich so sicher gewesen. Alles hatte darauf hingedeutet. Malfoys merkwürdiges Verhalten bei Madame Malkins, dass er immer im Schloss herumschlich. Harry griff erneut nach seinem Arm. Er fuhr mit den Fingern seinem Arm nach, um vielleicht doch noch die Umrisse des dunklen Mals zu entdecken.

"Aber ich-" war mir so sicher gewesen, hätte Harry sagen wollen, doch bevor Harry den Satz beenden konnte, packte Malfoy ihn an den Schultern und stieß ihn gegen die kalte Steinwand. Harry konnte sich gerade noch ein schmerzerfülltes Stöhnen verkneifen. Dabei fiel ihm sein Stab mit lautem Knall auf den Boden und Harry überlegte, dass Malfoy vielleicht recht hatte. Er wäre wahrscheinlich wirklich ein fürchterlicher Auror.

"Willst du auch den rechten sehen?", fragte Malfoy und hielt Harry seinen anderen Arm entgegen, der auch frei von jeglichen Markierungen war. Harry starrte fassungslos auf seinen Arm. Die Theorie war perfekt gewesen. Alles hatte gepasst.
"Lass mich los", sagte Harry und versuchte sich ohne Erfolg aus Malfoys Griff zu lösen. Malfoy war nah. Viel zu nah. Er roch nach Regen und Schweiß. Als Harry gerade überlegte ihn einfach zwischen die Beine zu treten, presste Malfoy plötzlich, als hätte er seine Gedanken gelesen seinen Oberschenkeln gegen seine Hüfte und nahm ihn jegliche Bewegungsfreiheit, die er eben noch gehabt hatte.

"Willst du noch mit mir duschen gehen? Vielleicht hab ich das dunkle Mal, doch woanders bekommen?", flüsterte er Harry spöttisch zu.
"Du bist krank", erwiderte Harry. Er wusste nicht welches Spiel Malfoy gerade spielte.
"Du bist derjenige, der mir jeden Abend folgt. Deine Todesser Theorie ist doch nur eine Ausrede. Ich denke, du willst eigentlich etwas ganz anderes von mir."

Bevor Harry antworten konnte, beugte Malfoy sich zu ihm rüber und drückte seinen Mund auf seinen. Zu überrascht und überfordert mit der Situation ließ Harry es zu, wie Malfoy mit der Zunge über seine Lippe fuhr und seinen Körper gegen seinen presste. Harry zitterte. Er konnte nicht glauben was gerade passierte. Malfoy vertiefte den Kuss und Harry öffnete den Mund. Im selben Moment bereute er es. Sein Körper reagierte gegen ihn. Malfoy ließ seine Schulter los und griff mit der einen Hand in seine Haare und strich mit der anderen Hand über seinen Bauch. Als seine Hand langsam zu dem Handtuch, um seine Hüften wanderte, hielt Harry sie fest. Was immer hier passierte, Harry wusste, dass er diese Grenze nicht überschreiten sollte. Malfoy stockte. Er stieß Harry von sich als wäre er derjenige gewesen, der ihn angefallen hatte.

"Scheiße", murmelte Malfoy und fuhr sich durch die Haare. Er lief in der Umkleide umher. Harry hob seinen Stab auf und überlegte, ob er Malfoy jetzt einen Fluch an den Hals hetzen sollte. Warum hatte er Malfoy nicht von sich gestoßen? Warum hatte er es zugelassen, dass er ihn geküsst hatte und warum hatte Malfoy ihn überhaupt geküsst? Harry hatte auf all diese Fragen keine Antwort.

"Wenn du irgendwem davon erzählst, bringe ich dich um", murmelte Malfoy.
"Bist du bescheuert? Denkst du ich werde damit angeben von dir angefallen zu werden?", fragte Harry fassungslos. Harry würde versuchen dieses Ergebnis zu verdrängen. Er dachte nicht daran mit irgendjemanden darüber zu sprechen.
Malfoy verdrehte die Augen. Er nahm sich ein Handtuch und ging zu den Duschkabinen.
"Ich hab dich gerufen, um dich vor dem Klatscher zu warnen. Nicht meine Schuld, wenn du trotzdem getroffen wirst."
Harry beobachte Malfoy noch dabei, wie er die Tür schloss und fing sich dann wieder. Er zog sich schnell an und ging zurück zum Gryffindorturm.

good luck, potter | drarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt