Kapitel 2

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Die ganze Woche hatten wir mit Einräumen verbracht und entsprechend müde saß ich Montag morgen in der Küche und schlürfte meinen Kaffee. Gemma hingegen zappelte neben mir nervös auf ihrem Stuhl herum. „Harry beeil dich!“ drängte sie, „Ich will an meinem ersten Schultag nicht gleich zu spät kommen.“ „Jetzt beruhig dich, wir haben noch eine halbe Stunde bis die Schule anfängt und wir brauchen zu Fuß gerade mal 15 Minuten“ versuchte ich sie zu beruhigen, was jedoch scheiterte, da sie bereits dabei war ihre Schuhe anzuziehen und nur noch lauter drängelte. Ich gab mich geschlagen und schlüpfte ebenfalls in meine Schuhe, da auch ich sehr gut darauf verzichten konnte zu spät zukommen.

Nachdem Gemma und ich uns unsere Stundenpläne aus dem Sekretariat abgeholt hatten, verabschiedeten wir uns von einander, da wir beide in unterschiedliche Richtungen mussten. Im gehen warf ich schon einmal einen Blick auf meinen Stundenplan, was sich jedoch als schlechte Idee entpuppte, da ich prompt mit jemandem zusammen stieß. Bevor ich zu einer Entschuldigung ansetzen konnte, hatte mich der fremde Junge auch schon angeschnauzt. „Kannst du nicht aufpassen wo du hinläufst, du Idiot!“ Er rauschte an mir vorbei bevor ich überhaupt reagieren konnte. Nur seine strahlend blauen Augen hatten sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

Verwirrt blieb ich im Gang stehen und rührte mich erst wieder, als mich jemand von hinten antippte. Ich drehte mich um und blickte in das grinsende Gesicht eines blonden Jungen, der etwas kleiner war als ich. „Hi, ich heiße Niall. Wie heißt du? Du siehst etwas verloren aus. Bist du neu hier?“ plapperte der Junge darauf los. „Ähm ich heiße Harry“ erwiderte ich verwirrt. Niall nahm mir meinen Stundenplan aus der Hand und nachdem er einen kurzen Blick darauf geworfen hatte, grinste er. „Du hast auch Mathe in der ersten Stunde. Komm mit ich zeig dir wo wir hin müssen. Wenn du willst kannst du neben mir sitzen.“ Auf dem Weg zum Klassenzimmer, für den ich ohne Nialls Hilfe wahrscheinlich doppelt so lang gebraucht hätte, redete dieser ununterbrochen so schnell, dass ich ziemlich oft den Faden verlor. Jedoch war ich froh jetzt schon jemanden zu kennen und der Blonde wirkte wie jemand, mit dem es so schnell nicht langweilig werden würde.

Nachdem ich mich mit Niall durch Mathe und Bio leider ohne ihn gequält hatte, stand ich etwas verloren auf dem Pausenhof. Ich sah Gem wie sie bei einigen Mädchen stand und winkte ihr kurz zu. Dann entdeckte ich Niall, der mit einem anderen Jungen etwas abseits stand. Ich entschloss mich, zu ihnen zu gehen, da ich ja sonst noch niemanden kannte und ich nicht die ganze Pause alleine verbringen wollte. Ehe ich etwas sagen konnte, fing der Blondschopf schon wieder an zu reden. „Hi Harry, das ist mein bester Freund Liam“ Er zeigte auf den dunkelhaarigen Jungen neben sich, der mich freundlich anlächelte. „Hast du Lust dich nach der Schule noch mit Liam und mir zutreffen? Wir können dich ein wenig in Doncaster herum führen. Ich kann dir meine Handynummer geben, dann kann ich dir meine Adresse schicken und …“ „Atmen nicht vergessen Niall“ wurde sein Redeschwall von Liam unterbrochen und ich musste lachen. „Klar, das wäre toll.“ antwortete ich und Niall klatschte freudig in die Hände.

Der Rest des Schultages verlief relativ ereignislos und bereits ein paar Stunden später befand ich mich auf dem Weg zu Naill, wo wir uns treffen wollten. Schon bevor ich die beiden sah, konnte ich Nialls Lachen hören und sofort wurde meine Laune besser. Auch wenn ich die beiden erst seit heute kannte, hatte ich sie schon richtig ins Herz geschlossen.

Die Zeit verging wie im Flug, während wir lachend und scherzend durch Doncaster liefen und langsam fing ich an, mich hier besser zurecht zu finden. Gerade betraten wir einen hübsch angelegten Park, in dessen Mitte sich ein kleiner See befand, als Niall genervt stöhnte. „Reicht ja nicht, dass wir die Idioten schon in der Schule sehen müssen.“ Es war nicht schwer zu erkennen wen er meinte, da die einzigen die sich außer uns noch im Park befanden, zwei Jungen circa in unserem Alter, waren. Ich konnte mir nicht vorstellen was Niall gegen die beiden hatte, also sah ich ihn fragend an. „Das sind Louis und Zayn.“ fing er an zu erklären. „Sie sind die 'Badboys' der Schule, aber wenn du mich fragst, sind sie einfach unhöflich und unverschämt.“ In diesem Moment drehte sich der kleinere der beiden um und sah mir direkt in die Augen. Ich erstarrte. Dieses Blau hatte ich schon einmal gesehen. Es war der Junge, der mich heute auf dem Flur beleidigt hatte. Liam stupste mich an. „Alles in Ordnung? Du siehst etwas erschrocken aus.“ „Ja, alles in Ordnung. Ich hab nur…“ Doch bevor ich zu Ende sprechen konnte, wurde ich von Niall unterbrochen. „Oh nein schon so spät, ich sollte schon längst zu Hause sein!“ Also machten wir uns alle auf den Nachhauseweg und das Thema Louis und Zayn wurde nicht mehr angesprochen.

Gemma und meine Mum hatten mich beim Abendessen mehrmals gefragt, ob alles in Ordnung sei, da ich die ganze Zeit in Gedanken, an die wunderschönen blauen Augen von Louis denken musste. Auch jetzt, als ich im Bett lag bekam ich sie einfach nicht aus meinem Kopf. Ich seufzte genervt auf, dreht mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Louis war ein echter Arsch, warum also konnte ich nicht einfach aufhören an ihn zu denken? Ich konnte nicht sagen wie lange ich noch wach lag, aber schließlich schaffte ich es doch, in einen traumlosen Schlaf zu fallen.

Don't let me go (l.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt