Kapitel 16

363 39 12
                                    

Ich starrte meine Mum und Louis an. „Was will er denn hier?“ fragte ich und man konnte mir anhören wie wenig ich von dieser Situation hielt. Ich blickte Louis wütend an, doch der bemerkte es nicht einmal, da er zu beschäftigt damit war, den Boden zu mustern. Verwirrt sah Mum zwischen uns hin und her. „Das ist doch Louis, ein Freund von dir. Er ist hier wegen dem Job.“

Fassungslos sah ich ihn an. „Ist das dein scheiß Ernst? Nachdem was passiert ist, kommst du jetzt angekrochen und willst den Job?“ fuhr ich ihn an. Das konnte er doch nicht ernst meinen! Ich war wirklich wütend und musste mich zurückhalten, nicht einfach aus dem Zimmer zu stürmen und die Tür hinter mir zuzuknallen.

„Harry, beruhige dich!“ Na toll, jetzt fiel mir auch noch meine eigene Mutter in den Rücken. „Ich glaube, ihr solltet das in Ruhe zusammen klären.“ Mit diesen Worten verließ sie einfach das Büro. Sprachlos starrte ich ihr hinterher. Sie konnte mich doch jetzt nicht einfach mit ihm alleine lassen!

„Harry...“ fing Louis an, doch ich unterbrach ihn. „Nichts Harry! Geh doch zurück zu deiner Freundin!“ schrie ich ihm aufgebracht entgegen. Noch im selben Augenblick bereute ich es jedoch schon. Es hörte sich schon fast so an, als wäre ich eifersüchtig. Was ich aber auf keinen Fall war! Ich dreht mich um und wollte das Zimmer verlassen. Ich konnte mir das nicht noch länger antun. Doch bevor ich die Türe erreichte, hatte er mich an meinem Handgelenk gepackt und hielt mich zurück. Wütend entriss ich ihm meine Hand. „Was fällt dir eigentlich ein, mich anzufassen!“

„Eleanor ist nicht meine Freundin.“ entgegnete er nur leise. „Es interessiert mich nicht ob sie deine Freundin ist oder nicht! Du kannst machen was du willst, Louis.“ Erneut versucht ich das Büro zu verlassen, aber Louis hielt mich wieder fest. „Geh nicht, Harry. Es tut mir leid.“ Erwartete er wirklich, dass ich ihm einfach so verzieh? Ich schüttelte nur den Kopf. „Verstehst du es nicht? Ich. Will. Dich. Nicht. Sehen.“ betonte ich jedes einzelne Wort.

„Das kannst du nicht machen, Harry.“ Mein Herz zog sich zusammen, bei der Weise, wie er meinen Namen aussprach. Es lagen so viele Emotionen in diesem einen Wort. Ich wollte weiter wütend auf ihn sein, ihn nicht an mir heran lassen. Doch ich würde daran scheitern, wenn er mich weiter so flehend ansah. Schnell wand ich meinen Blick von ihm ab.

Kurze Zeit sagte niemand von uns etwas. Die Stille fühlte sich seltsam an. Sie war nicht unangenehm, doch hing etwas in der Luft, dass ich nicht benennen konnte. „Warum?“ fragte ich leise, doch in der Stille hörte sich dieses einzelne Wort seltsam laut an. Als Antwort erhielt ich nur einen fragenden Blick, deshalb fuhr ich fort. „Warum erwiderst du meinen Kuss, wenn er dir nicht gefallen hat?“ Meine Stimme war leise, doch hörte man deutlich meinen vorwurfsvollen Unterton.

Ich sah ihm direkt in die Augen. Diese wunderschönen blauen Augen. „Das stimmt nicht.“ murmelte er so leise, dass ich es fast nicht verstanden hatte. „Was stimmt nicht? Dass du meinen Kuss erwidert hast? Daran kann ich mich aber gut erinnern.“ Langsam fragte ich mich, was dieses Gespräch eigentlich sollte. Es kam ja doch nichts vernünftiges dabei heraus.

„Nein, dass es mir nicht gefallen hat.“ berichtigte Louis. Mir stockte der Atem. Meinte er es wirklich ernst? Aber er sah nicht aus als würde er lügen. Wie er da vor mir stand, wirkte er verunsichert. So gut konnte niemand schauspielern. Aber warum war er dann abgehauen und hatte in der Schule Eleanor geküsst. Es passte einfach nicht zusammen.

„Was ist dann mit ihr?“ So abfällig wie ich es betonte, war sofort klar von wem ich sprach. „Eleanor bedeutet mir nichts.“ Seine Stimme klag fest und überzeugend, doch so leicht gab ich mich nicht zufrieden. „Das sah aber in der Schule ganz anders aus.“ Ich konnte nicht verhindern, dass ich abwertend klang, aber ich hatte dieses Bild immer noch im Kopf und nach Nichts hatte es ganz bestimmt nicht ausgesehen.

Ich zuckte zusammen, als er mich plötzlich anfuhr „Ich will nicht verletzt werden! Ist es das was du hören willst? Bist du endlich zufrieden?“ Ich verstand es immer noch nicht vollständig, doch das verdrängte ich in dem Moment, als er mich verloren aus traurigen Augen anblickte. Ich dachte nicht nach was ich tat, sondern trat einfach einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. Ich fühlte, wie er sich fest an mich klammerte. Ich konnte nicht sagen wie lange wir so dastanden, doch ich fühlte, wie er sich nach und nach entspannte.

Auf einmal klopfte es an der Türe und schnell sprangen wir auseinander. Gerade noch rechtzeitig, bevor meine Mum das Zimmer betrat. Sie sah kurz prüfend zwischen uns hin und her. „Habt ihr alles geklärt?“ Louis und ich warfen uns einen kurzen Blick zu und dann nickten wir beide. Es war zwar nicht alles geklärt und ich verstand seine Gründe immer noch nicht richtig, doch für den Moment war es okay.

„Gut“ sie lächelte leicht, bevor sie sich an Louis wandte „Dann kommst du also morgen Abend vorbei zum Singen.“ Er bejahte und verabschiedete sich dann von meiner Mum. Doch bevor er durch die Türe verschwand, warf er mir noch ein kleines Lächeln zu, welches ich erwiderte.

Don't let me go (l.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt