Im Auge des Schattens

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Ein leichter Wind strich durch die Luft und hinunter ins Tal. Die Sonne stand tief am Himmel und ihre letzten Strahlen schimmerten golden und erleuchteten die tiefer gelegenen Wiesen, Wälder und Berghänge, die jedoch schon langsam vom Schatten verschlungen wurden.

Toyotomi und Takeda knieten an einem Abhang, unter dem sich weiter unten eine festgestampfte Straße befand, eine der größeren, die durchs Iga-Gebirge führten. Die beiden jungen Männer hatten ihre schweren Kriegsrüstungen an und ihre Samurai-Schwerter steckten links in ihrem Gürtel. Der Himmel war in einem Blutrot gefärbt, in dem sich nur wenige Wolken befanden.

Das Tal hatte eine mystische Atmosphäre in sich, was vermutlich auch daher kam, da im Gebirge verschiedene Ninja, Shinobi Stämme lebten, welche aus der Sicht der wenigen Wanderer, die sich hierher trauten, nur gewöhnliche Bauerndörfer waren. Toyotomi Yamamoto und Takeda Nakamura waren Samurai, aber auch Ninjas, was jedoch nur ihr Klan wusste. Sie befanden sich auf dem Weg in die Hauptstadt Kyoto, um ihrem Kriegsherrn, dem Shogun, Bericht zu erstatten, wie weit die gegnerischen Bushi, die Samurai, von Kyoto entfernt waren.

Japan war zerrüttet, es gab viele Unruhen und Banditen plünderten die vom Krieg zerstörten Dörfer und Kleinstädte. Die beiden Samurai richteten sich auf.

Es war niemand zu sehen und auch keine entfernten Geräusche kündigten Truppen, Ashigaru, an. Sie gingen und kletterten den Hang langsam hinunter, bis sie auf die Straße gelangten. Toyotomi hatte in seiner jahrelangen Ausbildung viel gelernt und wusste, dass man auf alles Acht geben und mit allem rechnen musste. Ihre Schuhe gaben leise Geräusche von sich, als sie den erdigen Untergrund betraten, der durch stärkeren Regen letzter Nacht aufgeweicht und matschig war.

Die beiden Männer folgten aufmerksam dem Weg und hinein in einen Wald. Auf beiden Seiten der Straße befanden sich teilweise dichtes Gestrüpp und eine lichte Mischung aus Bambus und anderen Baumsorten. Vereinzelte letzte Sonnenstrahlen fielen durch die Baumkronen und Vögel zwitscherten in den Wipfeln. Nach einer Weile kamen sie aus dem Wald hinaus. Die Sonne war bereits untergegangen und die Dunkelheit erfüllte das Tal. Die Luft wurde frischer und man konnte langsam Sterne am Himmel sehen und den Mond, der den Weg leicht gespenstisch beleuchtete. Grillen zierpten im höheren Gras und Eulen schlossen sich ihnen an. Ansonsten war es ruhig, doch es war eine unangenehme, unheilvolle Stille, so als würde ein Schatten über ihnen liegen.

Toyotomi beobachtete die Umgebung mit scharfen Augen und bereitete sich innerlich auf jede Konfrontation vor. Plötzlich blitzte etwas auf. Ein ganz kleiner Lichtblitz, fast nicht zu bemerken. Toyotomi duckte sich, als ein Pfeil zischend dicht an seinem Gesicht vorbeischoss. Instinktiv zog er sofort sein Schwert und Takeda tat es ihm gleich. Wenige Meter vor ihnen rannten mehrere schwerbewaffnete Samurai schreiend auf die Straße und direkt auf sie zu.

Der erste griff ihn mit einem geraden Schwerthieb von oben an. Toyotomi parierte ihn, schob gleichzeitig sein Schwert seitlich am gegnerischen vorbei, ein Yoku Geri - so hieß die Technik - und ließ sein Schwert über die Kehle des Angreifers gleiten. Blut spritzte aus der Wunde. Sofort kam ein Stich von rechts und er musste ausweichen. Instinktiv trat er mit einem Gleitschritt auf seinen Angreifer zu und besiegte ihn mit einem Schlag auf seine Wade. Sein Blick wanderte nach rechts. Takeda kämpfte mit zwei Gegnern gleichzeitig. Er hatte sein Kurz- und Langschwert erhoben und ließ die scharfen Klingen auf seine Gegner niederschwingen.

Der erste Samurai ging zu Boden. Sofort rannte er zum nächsten, parierte seinen Schlag und stürzte sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihn, sodass er hart am Boden aufschlug. Ein dritter rannte auf ihn zu, doch fast sofort zog er einen Wurfstern, einen Shuriken aus einer versteckten Tasche und schleuderte ihn dem Gegner direkt in den Hals. Augenplötzlich lag er auf der Straße.

Toyotomi richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Es war nur noch der Bogenschütze übrig. Er hatte seinen Bogen gespannt und schoss. Toyotomi schützte seine Kehle mit den gepanzerten Armen, nahm sie herunter und rannte auf ihn zu. Der Schütze legte den nächsten Pfeil ein und schoss wieder. Toyotomi ging in die Knie und führte einen Stich in die Achsel des Gegners durch. Sein Feind brach blutend zusammen. Hinter ihm hörte er den an der Wade verwundeten Ashigaru stöhnen und ging zu ihm. Richte deinem Herrn aus, dass er dieses Land nie bekommen wird. Dafür werden wir sorgen!"

Der Samurai stand zögerlich auf und humpelte davon. Sie standen in der Dunkelheit. Nur der Vollmond beleuchtete sie leicht. Er war von vereinzelten kleinen Wolken teilweise verdeckt, die durch seine Strahlen grün-bläulich leuchteten und eine gruselige Atmoshäre schafften. Ihre Schwerter und Rüstungen schimmerten leicht. Takeda kam zu ihm herüber und die beiden jungen Samurai blickten sich aufmerksam um. Erst als sie sicher waren, dass keine Gefahr mehr bestand, steckten sie ihre Schwerter wieder ein und setzten ihren Weg in der Dunkelheit fort.

Sie waren Krieger, lebten um ihrem Herrn, dem Shogun zu dienen und ihre Familie und Freunde zu beschützen. Es war nicht leicht, doch sie waren dazu ausgebildet worden und ihrem Willen konnte nichts und niemand trotzen.

Ich habe im obigen Kapitel den Namen von "Tokugawa Ieyasu" in "Toyotomi Yamamoto geändert". Der Name Tokugawa kommt später noch einmal vor👍🏻 Takedas Nachname ist jetzt Nakamura.

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