Kapitel 10

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«Entschuldigen Sie, Miss», reißt mich eine unbekannt, weibliche Stimme aus meinen tiefschwarzen Gedanken. Mit roten, feuchten Augen hebe ich meinen Kopf und sehe eine Stewardess an. Ich bin die letzte, die auf den Stühlen sitzt. Alle anderen sitzen bereits im Flugzeug. «Sie müssen nun einchecken, falls sie mitfliegen möchten.»

Meine Schultern sacken nach unten und mein gebrochenes, blutendes Herz wird ganz schwer. Unmerklich nicke ich. Mit schwachen Körper, der von den markerschütternden Schluchzern und dem Zittern ganz erschöpft ist, stehe ich langsam auf. Mein müder Blick fällt auf meinen kleinen Koffer, in dem all meine Wertsachen verstaut sind. Das meiste habe ich in der Villa zurückgelassen, da diese Dinge von dem Geld meiner Daddys – die nun nicht mehr meine Daddys sind – bezahlt wurden.

«Soll ich den Koffer für sie verstauen?», erkundigt sich die Stewardess bei mir. Sie scheint mit meinem armseligen Anblick Mitleid zu haben.
In Gedanken bei Jungkook nicke ich abwesend und schlürfe der Stewardess hinterher. Was er wohl gerade macht? Haben er und die anderen Members schon den Brief, den ich zurückgelassen habe, gelesen? Ob sie wütend auf mich sind? Bestimmt.

«Y/N!», schreit eine Stimme, die ich niemals vergessen könnte. Wie vom Blitz getroffen, schlägt mein Herz höher und füllt mein Körper mit Leben und Energie. Eilig drehe ich mich um und erblicke ihn.

Er ist hier. Jeon Jungkook ist hier. Der Mann, ohne den ich mir mein Leben nicht vorstellen kann, ist hier.
Seine Haare sind zerzaust, stehen von seinem Kopf leicht ab, was jedoch an ihm bezaubernd aussieht. Seine Stirn glänzt, seine Brust hebt und senkt sich stark. Er ist außer Atem, ganz so, als wäre er um sein Leben gerannt.

Als er mich entdeckt, leuchten seine Augen auf. Plötzlich geben seine Beine nach. Er fällt auf die Knie. Während er stürzt, bricht nicht einen Bruchteil einer Sekunde unser Augenkontakt ab. Wie hypnotisiert starrt er mich mit feuchten Augen und breiten Lächeln an.

Mein Herz explodiert vor Freude und all die blutenden, gebrochenen Herzensscherben, von denen ich dachte, sie würden nie wieder ein Ganzes geben, fügen sich zusammen, hämmern wie verrückt gegen meinen Brustkorb.

«Jungkook!», dringt es rau aus meiner trockenen Kehle. Wie von selbst setzen sich meine Beine in Bewegung, sprinten zu dem gefallenen Mann, dem ich mein Herz schenkte. Vor ihm knie ich mich hin. Tränen des Glücks brennen in meinen Augen, Glückshormone rasen durch meinen Körper, erfüllen mich gänzlich. «Was tust du hier?»

Ohne auf meine Frage einzugehen, legt er seine warmen Hände an meine geröteten Wangen, sieht mir tief in die Augen. Mein Herz setzt einen Schlag aus, nur um daraufhin umso schneller zu pochen, und mein Atem stockt. Sein intensiver Blick gleitet von meinen Augen, zu meinem Mund, und wieder zu meinen Augen.

Ich öffne meinen Mund, nichtwissend, was ich sagen möchte, aber bevor ich überhaupt die Chance bekomme ein Wort mit meinen Lippen zu formen, beugt er sich zu mir nach vorne und presst seine sinnlichen Lippen auf meine.

Jungkook hat mich schon oft geküsst, aber nie, absolut nie, wie jetzt. Dieser Kuss ist anders als alle anderen zuvor. Dieser Kuss geht mir unter die Haut, erfüllt mich mit unsagbarer Glückseligkeit, lässt mein Herz ganz warm strahlen.
In diesem Kuss stecken Gefühle, von deren Existenz ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

Am Anfang ist der Kuss zögerlich und sanft, wird immer intensiver und intensiver. Ich vergrabe meine Hände in seinen Haaren und presse mich näher an ihm, lasse mich von seiner Wärme und seinem Duft umhüllen. Unsere Zungen finden sich, umschlingen sich und liebkosen sich. Und während wir uns so küssen, so nah sind, wie nie zuvor, weiß ich, ich bin Zuhause.

Schweratmend lösen wir uns, sind allerdings unfähig, uns voneinander wegzubewegen. Mit geschlossenen Augen legen wir unsere Stirne aneinander und genießen den Moment. Und während wir so da knien, die Stirne aneinander gelegt, streicht sein warmer Atem meine Lippen, löst eine angenehme Gänsehaut aus.

In diesem Moment weiß ich, das Jungkook das Gleiche empfindet, wie ich für ihn.

Langsam bewegt Jungkook seinen Kopf von meinem weg, steht auf und hebt mir eine Hand hin, die ich ergreife, um mich ebenfalls aufzurichten. Als ich Jungkook nun gegenüber stehe und ihn ansehe, bemerke ich, dass sich in seinem Blick etwas geändert hat. Seine Augen strahlen Wärme und Zuneigung aus, die nur mir allein gilt.

«Y/N», flüstert Jungkook rau. «Seit dem ersten Moment, in dem ich dich sah, gingst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Du löst in mir Gefühle aus, die ich so noch nicht kannte. Ich wollte mir nie eingestehen, wie tiefgehend meine Gefühle für dich sind, da ich Angst um unsere Freundschaft hatte; Angst hatte, dich zu verlieren.»

In diesem Moment weiß ich, wie es ist, auf Wolke 7 zu schweben. Gefühle, die ich nicht in Worte fassen kann, erfüllen mich, bringen meine Augen zum Strahlen und mein Mund zum Lächeln.

Jungkook senkt seinen Kopf und presst seine Lippen zusammen. «Als ich deinen Brief entdeckt habe und Namjoon uns aufklärte, dass dein Schulden abbezahlt sind, brach mein Herz. Während die anderen vergebens versucht haben, nicht in Tränen auszubrechen, konnte ich den Gedanken nicht ertragen, dich nicht mehr sehen zu können.» Nun hebt er wieder seinen Kopf, sieht mir tief und verzweifelt in die Augen. «Ich brauche dich, Y/N. Bitte, verlass mich nicht.»

Der Schmerz, seine Verzweiflung, und die Gefühle, die er für mich empfindet, rauben mir schier den Atem.
Mit Tränen in den Augen sehe ich Jungkook an und versuche zu realisieren, dass das hier kein wunderschöner Traum ist, sondern die noch schönere Realität. «Ich werde dich nie verlassen. Ich verspreche es dir.» Schüchtern beiße ich mir auf die Lippe. «Ich liebe dich, Jungkook.»

Er lächelt so breit und strahlend, als wäre das das Beste, dass er jemals gehört hat. Auf einmal zieht er mich in Umarmung, presst mich dicht an sich und drückt mir einen Kuss auf den Haaransatz. «Ich liebe dich auch, Babe.»

Eine ganze Weile liege ich wunschlosglücklich in seinen Armen und kann nicht glauben, dass das hier die Wirklichkeit sein soll. Ich denke nicht, dass ich mich so schnell an dem Gedanken gewöhnen kann, dass ausgerechnet ich Jungkooks Babe 
und feste Freundin bin.

«Ich habe nur zwei Bitten an dich», meint Jungkook mit ernster Stimme, ohne die Umarmung zu lösen. «Erstens, schlaf nie wieder mit den anderen. Du gehörst mir. Und zwar nur mir.»

Ich schmunzele. Ist er etwa eifersüchtig? «Keine Sorge, Daddy-» Ich stocke. Soll ich ihn überhaupt weiterhin Daddy nennen? Er bezahlt mich schließlich nun nicht mehr für unsere nächtlichen Aktivitäten. Nein, heute hat sich etwas Grundsätzliches in unserer Beziehung zu einander geändert.

«Du bist meins, Babe», flüstert Jungkook an mein Ohr. «Und ich bin deins.» Eine Gänsehaut bildet sich auf meinem Körper und mein Atem stockt. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas Schöneres gehört.

«Was ist deine zweite Bitte?», frage ich mit rauchiger Stimme.
«Nenne weder mich, noch die anderen, jemals wieder Daddy.»
Ich kichere. «Sonst was?»

Jungkooks Hand gleitet zu meinem Po und er drückt mich noch etwas enger an sich, so dass ich deutlich die Beule unter seiner Hose spüre. Ich ziehe scharf die Luft ein, presse meine Schenkeln aneinander, während mein Herz kurz vor dem Explodieren steht. Er beugt sich noch etwas zu mir herunter. Sein warmer Atem streicht mein Ohr. Dann haucht er: «Sonst muss ich dich bestrafen, Babe.»

Jungkooks Babe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt