Kapitel 3

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«Was ist los, Babe?» Jungkook klingt besorgt. Er drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Mein Herz macht einen Sprung. «Du kannst es mir ruhig sagen, das weißt du, oder? Du kannst mir vertrauen, Babe. Ich bin für dich da.»

Diese Worte aus seinem Mund zu hören, hilft nicht gerade dabei, meine wachsenden Gefühle für ihn zu begraben. Ganz im Gegenteil.
Aber jetzt sollte ich mir keine Gedanken über meine Liebesleben machen, sondern mein Plan vollführen. «Alice hat sich über mich lustig gemacht.»

Tatsächlich ist das keine Lüge. Jedoch machen mir ihre Sticheleien nichts mehr aus. Ich habe den Neid in ihren Augen gesehen. Sie mag zwar nicht wissen, was ich für ungezogene Dinge mit ihren Idolen mache, jedoch ist sie nicht blind.

Sie sieht meine Designer Kleidung, und dass ich fast täglich ein neues Outfit trage. Sie sieht den luxuriösen Schmuck, der vermutlich mehr wert ist, als ihr Haus. Sie sieht die Hemde, die ich mir ab und zu von meinen Daddys stehle, und die daher logischerweise in männlicher Passform geschnitten sind. Sie sieht die Knutschflecke, die meinen Hals und mein Dekolleté zieren.

«Was hat die Bitch gesagt?!», hebt Jungkook seine Stimme. Sein Körper spannt sich an, als würde er kurz vor einem Kampf stehen.

«Sie hat mich eine Hoe genannt und hat Gerüchte über mich verbreitet. Alle in der Schule haben mir komische Blicke zugeworfen und haben geflüstert.» Tränen brennen in meinen Augen. Auch das war alles die Wahrheit. Allerdings hat es mir nicht sonderlich viel ausgemacht - zumindest habe ich mir das eingeredet. «Sie hat sogar-» Ich ziehe scharf die Luft ein, versuche nicht in Tränen auszubrechen – vergebens. «Sie hat gefälschte Nudes von mir verbreitet.»

Ja, wahrhaftig. Diese Bitch Alice hat Nudes bearbeitet und es so aussehen lassen, als wären es meine. Sie muss mich wirklich verabscheuen, wenn sie sich solche Mühe macht, nur um mich zu verletzen. Es muss Stunden gedauert haben, um diese zu glaubwürdig zu bearbeiten.

Nichtsahnend bin ich letzte Woche in die Schule gegangen und habe mich noch gewundert, wieso mich die Jungs angaffen und die Mädchen mir angewiderte Blicke zu werfen. Die einzigen Menschen, die nicht über mich getratscht haben, waren meine zwei Freundinnen, die mir schließlich alles erzählten.

Jungkooks Kinnlade fällt, seine Augen treten heraus, seine Augenbrauen wandern nach oben, sein Körper verspannt sich und seine Hände gleiten von meinem Rücken, ballen sich zu Fäusten. In seinen Augen lodert der Zorn. Sein Gesicht ist wutverzerrt. Von dem süßen, unschuldigen Kookie ist nichts zu sehen. Der unberechenbare Jungkook, mit dem man sich lieber nicht anlegen sollte, hat nun die Kontrolle übernommen. «SIE HAT WAS GETAN?!»

Ich senke meinen Kopf und beiße mir auf die Unterlippe. Zwar war es mein Plan, so viel Mitleid zu bekommen, dass sie sich erbarmen in die Schule zu gehen und der Tussi die Meinung geigen; jedoch wollte ich nicht, dass Jungkook sich so sehr aufregt. Ich hätte nicht einmal gewagt zu träumen, ihm so viel zu bedeuten, dass er derart ausrastet.

Heiße Tränen strömen über meine geröteten Wangen – ich kann nicht einmal sagen, wieso ich weine. Ich schluchze auf, während sich mein Herz zusammenzieht und verkrampft.

Auf einmal verändert sich etwas in seinen Augen, der Zorn schwindet und macht Platz für Sorge und Zuneigung. Mit seinen Kulleraugen sieht er mich an. Kookie ist zurück. «Weine nicht, Babe. Bitte, bitte, hör auf zu weinen», fleht er. «Ich möchte dich lachen sehen, nicht weinen.»

Mit zitternden Händen streiche ich mir die Tränen fort und zwinge mein Mund dazu, sich zu einem Lächeln zu verziehen. Es ist für mich ein Leichtes, ein glaubwürdiges Lächeln zu zeigen. In der Schule und auch vor meinen Daddys bin ich noch nie zuvor in Tränen ausgebrochen. Nur zwei Mal hat mich Jungkook erwischt, als mein Heimweh mich überrumpelt hat.

Jungkook starrt mich mit leicht offenstehendem Mund und verletzten Blick an. «Dein Lächeln wirkt so echt», murmelt er leise. Er senkt seinen Kopf und beißt sich auf die Lippen. «Wie oft tust du vor mir so, als würde es dir gut gehen, obwohl es nicht so ist?» In seiner Stimme schwingt Enttäuschung mit, die mir fast das Herz zerreißt.

Mein Lächeln verblasst. Er wirkt so verletzt, so enttäuscht von mir. Sein Blick tut mehr weh, als Foltergeräte es jemals könnten.
Ein erschüttertes Schluchzen entweicht meiner Kehle. Die Tränen wollen gar nicht aufhören zu fließen. Ich habe ihn verletzt. Ich habe ihn verletzt und enttäuscht, obwohl doch er es ist, der immer für mich da ist und mir zur Seite steht.

Mein Körper zittert wie verrückt und meine Lippen beben. Schluchzend falle ich ihm um den Hals, vergrabe meinen Kopf in seiner Halsbeuge und drücke ihn fest an mich. Für ein paar Sekunden scheint er wie eingefroren, bis er auftaut, seine Arme um mich schlingt und die Umarmung erwidert.

Es dauert nicht lange, bis mich sein Duft, seine Berührungen und seine Körperwärme soweit beruhigen haben, dass meine Tränen versiegen und mein Atem wieder regelmäßig geht. Manchmal reicht schon ein Lächeln von ihm aus, um meine Stimmung augenblicklich zu heben. Jungkook fühlt sich wie Zuhause an.
Des Öfteren kommt es vor, dass ich mich mehr bei ihm Zuhause fühle, als in Deutschland in meinem Elternhaus.

«Es tut mir so leid, Koockie», flüstere ich mit belegter Stimme, der man das Weinen noch anmerkt, in sein Ohr. «Ich wollte dich nicht verletzen.» Ich würde eher mein Leben aufgeben, als ihm bewusst zu weh zu tun – ob physisch oder psychisch spielt keine Rolle.

Eine Gänsehaut bildet sich auf Jungkooks Körper. Leicht drückt er mich von sich weg, so dass wir uns wieder in die Augen schauen können. «Ich weiß, Babe», haucht er. Er drückt mir einen Kuss auf die Wange. Und noch einen. Und noch einen. Er küsst mich so oft, bis die klebrige Spur der Tränen verschwunden ist. Als er fertig ist, kribbeln meine Wangen gänzlich.

Ich hoffe auf einen Kuss auf den Mund, doch mein Wunsch wird nicht erfüllt. Stattdessen redet er weiter: «Ich dachte nur, du würdest zu mir kommen, wenn es dir schlecht geht. Es tut weh zu wissen, dass du ganz allein und einsam gelitten hast.» Er senkt seinen Kopf und atmet tief durch. Daraufhin sieht er mich entschlossen an. «Komm das nächste Mal zu mir, wenn es dir nicht gut.» Kurz stockt er, ganz so, als wäre er sich nicht sicher, ob er das Folgende sagen soll oder nicht.

Während er mir intensiv in die Augen blickt, fast so, als könnte er in mich hinein sehen, sagt er: «Ich möchte für dich da sein.»

Jungkooks Babe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt