Kapitel 4.

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Es gibt viele Momente in denen man falsche Entscheidungen trifft und man selbst für sein Schicksal verantwortlich ist. Sei es auch im Endeffekt nicht ganz so schlimm wie man dachte. Man war selbst schuld. Aber dann gibt es noch eine Sache.

Die heißt Karma.

Eine Form der Wiedergeburt eines Menschen bestimmten Handeln. Beziehungsweise das durch früheres Handeln bedingte gegenwärtige Schicksal. So wird das jedenfalls gesagt.

Wirklich, googelt es mal.

Deswegen fragte ich mich, was zum Teufel ich nochmal gemacht haben sollte, dass ich so eine Strafe Gottes bekam. Jetzt mal ehrlich, was hatte ich dir angetan, Gott, dass du es mir unbedingt heim zahlen wolltest?

War ich vielleicht mal in meinem früheren Leben Judas oder wie sollte ich das verstehen? Denn ich hatte soeben erfahren, dass der Sohn des neuen Freundes meiner Mutter Scott Adams war. Der Scott, der mir seit Jahren das Schulleben schwer machte und auch noch gefallen daran fand.

Ungläubig und entsetzt schaute ich in die mir so vertrauten braunen Augen, die mich ebenfalls mit Überraschung beäugten. Richard schaute seinen Sohn zwar mit einem Lächeln an, aber man merkte wie aufgebracht er im Inneren war und ihm am liebsten zurechtweisen wollte wegen seines zu spät kommens. Doch bevor irgendjemand anderes etwas sagen konnte, ergriff Scott das Wort.

"Scheiße Nein!" Das hatte er unbewusst so laut gesagt, dass sich vor Neugier ein paar Gäste zu uns drehten. Mom und Richard schauten ihn beide an als wäre er ein totaler Vollidiot.

Was er auch eigentlich war.

Sein Blick wanderte von mir zu meiner Mutter und wieder zu mir.

"Du verarschst mich doch, Dad. Was hat sie hier zu suchen?" Mit aufgeregter Stimme schaute er mir in die Augen und scannte mich abwertend von oben bis unten ab.

"Was zur Hölle ist los mit dir? Olivia ist hier, weil sie und ihre Mutter heute mit uns zu Abendessen. Und das solltest du eigentlich wissen, schließlich sind wir heute alle hier um uns endlich einander kennenzulernen."

Scott schüttelte energisch seinen Kopf. "Leck mich doch. Ich bin weg."

"Scott, Herrgott nochmal. Setz dich hin! Ein paar Leute schauen schon hier her" zischte Richard aufgebracht so leise wie möglich.

"Einen Scheiß werde ich machen. Hätte ich gewusst, dass die Tochter deiner neuen 'Freundin' die da ist," demonstrativ schaute er mit wütendem gesicht wieder zu mir "dann wäre ich gar nicht erst aufgetaucht!" Das Wort Freundin, betonte er extra und signalisierte mit seinen Fingern Anführungszeichen.

Verwirt und geschockt blickten mich die beiden Elternteile vor mir kurz an. Mittlerweile hatte Scott so sehr Aufsehen an unseren Tisch erregt, dass uns schon fasst jeder in diesem Restaurant anstarrte.

"Setz dich doch erstmal hin, dann können wir alles in Ruhe klären, was auch immer zwischen euch vorgefallen ist." Der Versuch seinen Sohn zu beruhigen und zu Vernunft zu bringen, scheiterte kläglich, als Scott sich ein letztes Mal weigerte sich zu uns zu gesellen und seine Show mit einem dramatischen Abgang aus dem Restaurant beendete.

Richard entschuldigte sich diskret bei den anderen Gästen und entschuldigte sich noch ausgiebig bei meiner Mom, die immer noch total verwirrt und bestürzt wirkte.

Ich konnte immer noch nicht fassen das Scott's Vater und meine Mutter ein Paar waren.

Richard stöhnte genervt auf und massierte sich seinen Nasenrücken. "Es tut mir nochmal unglaublich leid. Scott kann manchmal ziemlich...anstrengend sein. Ich wusste ja schon, dass ihr auf der gleichen Schule seid aber ich wusste nicht wie er darauf reagieren würde." Den letzten Satz richtete er an mich und lächelte entschuldigt.

Dance for meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt