Der Erste Arbeitstag

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Jacky war Moritz seit ihrem gemeinsamen Abend nicht mehr über den Weg gelaufen. Es war ihr auch erstmal recht so. Es war ihr ziemlich unangenehm wie sie sich verhalten hatte. Sie hatte sich ja fast schon an ihn ran geschmissen. Das müsste sie ihm unbedingt erklären, so war sie nämlich normalerweise nicht drauf.
Heute hatte sie allerdings andere Sorgen. Ihr Wecker hatte sie gerade aus ihrem sowieso schon unruhigen Schlaf gerissen. Jacky hatte kaum ein Auge zugetan, so aufgeregt war sie. Würden Franco und Flo auch da sein? Und was würden sie wohl dazu sagen, dass sie ganz plötzlich in der Tür stand? Bisher hatte sie sie wirklich in dem Glauben gelassen, dass sie nicht zu dem Gespräch gegangen war. Nervös stand sie auf und zog die Vorhänge bei Seite. Es waren immer noch diese trostlosen Fetzen, die schon bei ihrem Einzug da gewesen waren. Der Himmel draußen war wolkenbedeckt und es regnete leicht. Langsam wurde es Herbst, was wahrscheinlich mehr Autounfälle mit sich bringen würde. Jacky lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, den sie allerdings schnell abschüttelte. Obwohl sie noch genug Zeit hatte, schlüpfte sie schnell in die Klamotten, die sie sich schon am Vortag zurecht gelegt hatte. Sie band sich die Haare ordentlich zu einem Pferdeschwanz zusammen. Eigentlich war ihr nicht sonderlich nach Frühstück zumute, ihr Magen grummelte vor Aufregung, aber sie wusste wie wichtig es war, also schmierte sie sich zwei Scheiben Brot. Dazu machte sie sich noch eine Tasse Tee. Unruhig ging sie in ihrer Wohnung auf und ab. Ihr blieb noch jede Menge Zeit. Natürlich könnte sie früher losgehen, aber sie wollte nicht überpünktlich sein. Das war ihr genauso unangenehm wie zu spät kommen.

POV Flo

Flo blickte aus dem Fenster der Wache.
"Gelbe Jacken müssen modern sein, seit Jacky hier ist", gähnte er und drehte sich zu Franco um, der gerade rein kam.
"Wieso das?", wollte er wissen, während er seine Jacke aufhängte.
"Da vorne läuft jemand mit gelber Jacke und auf dem Weg hierher habe ich auch schon jemanden gesehen", erwiderte Flo und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein.
"Vielleicht macht Jacky ja auch gerade einen Spaziergang", gab Franco zu bedenken.
"Die würde sich doch nie und nimmer der Wache nähern."
Daraufhin zuckte Franco nur mit den Schultern.
"Mit wem bist du heute eingeteilt?", fragte er nachdem er sich ebenfalls einen Kaffee genommen hatte.
"Ja, das ist die Frage, die ich mir auch schon ein paar Tage lang stelle, auf die aber niemand eine Antwort weiß."
"Wie meinst du das?"
"Naja, ich stehe alleine im Plan, was ja überhaupt nicht sein kann."
"Vielleicht wollten sie noch was verändern", schlug Franco vor.
"Dann hätte doch jetzt aber etwas stehen da müssen", erwiderte Flo.
Gerade wollte er noch etwas hinzufügen, als die Tür plötzlich zaghaft geöffnet wurde und eine Gestalt mit einem gelben Regenmantel die Wache betrat. Sofort verstummten alle Gespräche. Das Gesicht der Person wurde noch durch die Kapuze auf ihrem Kopf verborgen. Zögerlich zog die Person sie runter.
"Guten Morgen", erklang dann eine schüchterne Stimme, die er inzwischen nur all zu gut kannte.
Flo's Herz blieb einen Moment lang stehen.
"Ich glaub's nicht", brachte er nur hervor.
"Die Frau mit dem gelben Regenmantel", sagte Olli dann, stand auf und kam auf sie zu, "Schön Sie wiederzusehen."
"Danke, die Freude ist ganz meinerseits", lächelte Jacky schüchtern, "Es ist schön Sie zu sehen."
"Das mit dem Sie lassen wir gleich mal wieder", winkte der Notarzt ab, "Ich bin der Olli."
"Jacky", erwiderte sie nur.
Flo konnte förmlich sehen wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. Er wusste überhaupt nicht was er tun sollte.

POV Jacky

"Die Frau mit dem gelben Regenmantel", sagte ein Mann mit Vollbart, "Von dir hat man bisher ja nur mysteriöse Geschichten zu hören bekommen. Freut mich dich persönlich kennenzulernen. Ich bin Tom."
Jacky warf Flo einen verunsicherten Seitenblick zu. Was sollte das denn bitteschön bedeuten? Mysteriöse Geschichten. Tom kam auf Jacky zu und reichte ihr die Hand, die diese sofort ergriff.
"Freut mich auch dich kennenzulernen, ich habe bisher allerdings noch nichts von dir gehört", antwortete sie.
Tom begann zu lachen.
"Ganz so viele Geschichten gibt es da wohl auch nicht zu erzählen."
Jacky sah rüber zu Flo und warf ihm ein leichtes Lächeln zu. Dieser löste sich schließlich aus seiner Starre und kam auf sie zu.
"Du hättest ja ruhig mal was sagen können", lachte er und umarmte sie.
Nun kam auch Franco zu ihnen rüber.
"Glückwunsch erstmal", sagte er und klopfte ihr auf die Schulter, "Wie lange weißt du denn schon, dass du hier anfängst?"
"Seit ungefähr einer Woche", erzählte sie, "Da hatte ich ein Vorstellungsgespräch und habe gleich den Arbeitsvertrag bekommen."
"Was?", sagte Flo entgeistert, "Und dann hältst du das so lange vor uns geheim?"
"Es sollte eine kleine Überraschung sein", erwiderte Jacky.
"Ja, die ist auf jeden Fall gelungen", lachte Franco, "Wir freuen uns auf jeden Fall, dass du hier bist."
Die anderen stimmten ihm durch ein Nicken zu. Jacky musste lächeln. Sie hatte wirklich Angst gehabt, dass sie am Anfang nicht gemocht oder akzeptiert werden würde und erstmal unter Beweis stellen müsste, was sie konnte. Bisher war sie auf jeden Fall positiv überrascht.
"Phil ist auch noch hier", informierte Franco sie, "Der führt gerade ein wichtiges Telefonat. Du wirst ihn später aber bestimmt auch noch kennenlernen."
"Und Philipp und Thomas sind gerade mit dem RTW bei einem Einsatz", ergänzte Flo noch.
Philipp...Jacky überlegte kurz. Das war doch der Sanitäter gewesen, der sich nach ihrem Unfall um sie gekümmert hatte, oder? Naja, sie würde es schon noch herausfinden.
"Dann haben wir zwei wohl heute auch zusammen Dienst", grinste Flo, "Ich bin nämlich bisher partnerlos."
"Ja, das haben wir", bestätigte Jacky, "Ich habe darum gebeten."
Flo sah sie komplett überrumpelt an.
"Hast du das wirklich?"
Jacky nickte und Flo's Lächeln breitete sich einmal über sein gesamtes Gesicht aus. Sie musste sich ein Lachen unterdrücken. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihn noch nie glücklicher gesehen hatte.
"Das ist ja der Wahnsinn", sagte er dann, "Komm ich zeige dir alles bevor wir zu unserem ersten gemeinsamen Einsatz los müssen."
Aufgeregt zog er sie mit sich. Als Jacky noch einen Blick zurück warf, konnte sie die anderen schmunzeln sehen und Olly schüttelte grinsend den Kopf.
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So...heute ist es leider etwas sehr spät geworden. Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht zu übel ;)

Eine gute Nacht euch allen :)

ASDS/AS - Nur noch diese eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt