Kapitel 3

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Irritiert schaue ich auf den Aufkleber. „Huntisa? Was soll das denn bedeuten?" frage ich verwundert. Mein Englisch ist zwar sehr gut, aber mit einigen australischen Begriffen habe ich noch Probleme. Wer weiß, was mir da wieder entgangen ist.

„Das ist die Kombination aus Hunter und Lisa" zuckt Hunter mit den Schultern und ich kann sehen, wie seine Mundwinkel kaum merklich zucken.

„Du hast uns grad geshipnamed?" frage ich fassungslos.

„Ja, wie gesagt, Dreamteam ist vergeben. Die sind unsere ersten Gegner" mit diesen Worten schnappt er sich meine Hand und zieht mich in Richtung Spieltisch. Dieser Typ wird mich in den Wahnsinn treiben, dass merke ich schon nach diesen wenigen Minuten. Aber kaum sind wir am Spieltisch spüre ich, dass die Vorfreude sich in mir ausbreitet. Ich bin gespannt, auf welche Teams wir treffen. Das was ich auf den anderen Partys gesehen habe, war keine große Kunst. Und das kann ich nun wirklich beurteilen, denn die Kunst des Bier Pong Spielens habe ich in meinem norddeutschen Heimatdorf mit meinen Freunden perfektioniert. Ich bin schon gespannt, was Hunter drauf hat.

„Ok, Hunter, kleine interne Challenge?" frage ich ihn. Wo bleibt der Spaß, wenn die Gegner keine Gegner sind? Und was Hunter drauf hat, weiß ich noch nicht. Ihn habe ich hier noch nicht gesehen.

„Sweetie, was auch immer du möchtest" grinst dieser mich an.

„Ok, wir zählen, wer die meisten Becher von uns trifft. Der Sieger darf bestimmen, was der andere machen muss. Ganz simpel also" erkläre ich kurz und knapp. Ich werde ihn heute etwas beobachten und dann entscheiden, was er machen muss. Falls ich gewinne!

„Was ist deine Grenze?" will Hunter von mir wissen und schaut mich immer noch grinsend an. Warum grinst er eigentlich ständig?

„Kein Sex und ich laufe nirgendwo nackt her" zucke ich mit den Schultern.

„Damit kann ich leben. Für mich gilt dasselbe. Obwohl, Sex mit dir wäre sicher das geringste Problem" mein Blick lässt ihn laut auflachen. Dieser Typ, no words needed...

„Dafür musst du mehr machen, als mich im Bier Pong besiegen. Was muss ich über unsere Gegner wissen?" wechsel ich schnell das Thema.

In den nächsten Minuten erklärt mir Hunter, was die Stärken und die Schwächen der beiden Jungs sind, gegen die wir gleich antreten. Ich merke ziemlich schnell, dass niemand nur aus Spaß mitmacht. Das ist ein Wettkampf und wer antritt, will gewinnen.

Wir schlagen uns die ersten Runden relativ gut und verlieren kein Spiel. Am Anfang war es schwieriger, da wir noch nicht aufeinander eingespielt waren, doch jetzt läuft es besser. Wir haben angefangen uns abzustimmen und liefern uns bei unseren Treffern ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Außerdem ist es wirklich lustig mit Hunter zu spielen, er hat einen sehr angenehmen Humor und immer einen Spruch auf den Lippen. Da fällt mir etwas ein. „Was machen wir bei Gleichstand?"

Hunter schaut mich einen Moment an, bevor er wieder sein Grinsen auspackt. „Dann haben wir wohl beide gewonnen und müssen beide etwas für den anderen machen."

„Das klingt fair" antworte ich und werde im selben Moment von jemandem angerempelt, so dass ich quasi in Hunters Arme falle.

„Finley, pass gefälligst auf, du Idiot" brüllt dieser dem Typen hinterher.

„Was war das denn?" frage ich. Hunter hat sich total versteift und blanker Hass steht in seinen Augen.

„Das war Joshua Finley, mein Erzfeind. Wenn es irgendwo Ärger gibt, ist er ganz sicher beteiligt." Mit diesen Worten schiebt Hunter mich an den nächsten Spieltisch. Ja, es gibt mehrere Spieltische, die in den Fluren und im Garten verteilt stehen.

Nach weiteren zwei Runden bin ich schon ziemlich angeduselt, auch wenn wir weiterhin gewinnen. Manches Mal war es schon ziemlich knapp und wir mussten einiges trinken.

„Sweetie, jetzt hauen wir nochmal richtig einen raus und zeigen Ry wo der Hammer hängt" flüstert mir Hunter ins Ohr und hat sofort meine volle Aufmerksamkeit.

„Was ist das zwischen dir und Ryder eigentlich?" will ich wissen. Die Begegnung habe ich komplett verdrängt.

„Ryder ist mein Bruder" zuckt Hunter mit den Schultern.

„Dein Bruder?" kann ich nur fragen und überlege schon, ob er mich auf den Arm nimmt.

„Mein Zwillingsbruder, um genau zu sein. Ry, komm mal her" brüllt er auch schon über meinen Kopf hinweg. „Lisa glaubt mir nicht".

„Was? Das du mein Bruder bist? Lisa, mein richtiger Zwillingsbruder wurde sicher bei der Geburt vertauscht und stattdessen wurde mir Hunter ins Bett gelegt, aber mittlerweile ist das ok für mich. Er ist ganz in Ordnung."

„Ich wurde vertauscht? Du bist doch der einzige Schwule in der Familie, also wurdest du vertauscht" kontert mein Partner.

„Naja, ich bin der einzige, der es zu gibt. Denk an Onkel Alec" damit brechen beide in schallendes Gelächter aus. Aber ja, wenn man es weiß, sieht man auch die Ähnlichkeiten, die gleichen Augen und die gleiche Statur sind nicht zu leugnen.

Codewort: HandtascheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt