1. Vielleicht ein Anfang

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Vor circa zwei Jahren

Es gibt Menschen, die Du seit Ewigkeiten regelmäßig zu Gesicht bekommst, jedoch nicht richtig wahrnimmst, weil sie bloß eine Komparsenrolle in Deinem Leben einnehmen. Sie sind anwesend, spielen mit, aber haben keinen Text. Wir waren in derselben Klasse Jahre lang, kannten uns flüchtig aus der Grundschule, hatten unsere eigene kleine Gruppe und somit kaum etwas miteinander zu tun. In der weiterführenden Schule ging unser gegenseitiges Komparsenleben weiter. Wir lernten neue Freunde kennen, bildeten unsere Grüppchen, interessierten uns nicht füreinander. Später nannte man Dich eine Jungshasserin, weil Du als einzige nicht nett zu dem beliebtesten Schüler aus der Klasse warst. Du wusstest bestimmt nicht, dass er insgeheim auf Dich stand, oder? Ich glaube, niemand wusste das. Bis auf mich. Er hat schlecht über Dich geredet, aber ständig zu Dir rübergeschaut. Er konnte es nicht ertragen, dass Du nichts für ihn übrig hattest und so kalt zu ihm warst. Immerhin mochten ihn doch alle Mädchen. Er hatte regelmäßig Sex, aber keine festen Beziehungen. Ein wahrer Draufgänger eben, welcher mit seinem Charme gut überzeugen konnte. Alles nur Fassade. Wir waren miteinander befreundet, aber nur in der Schule also nicht wirklich privat, und als er mal zu viel getrunken hatte (Schulausflug), sprach er über dich, über Deinen Körper und Dein unschuldiges Gesicht. Er hat Dich immer vor uns schlecht gemacht, um Deine Verschlossenheit zu bestrafen. Dabei machte er Dich erst interessant für mich. Ich wurde durch ihn auf Dich aufmerksam. Du warst längst keine Komparsin mehr für mich, sondern hast unbewusst eine Nebenrolle in meinem Film ergattert. Verrückt oder? Jahre lang warst Du mir egal... und dann Peng... musste ich ständig an Dich denken.

Ich habe mich davor gefürchtet, dass Du mehr für mich wirst, als nur eine Nebenrolle. Das hätte mir zu viele Probleme bereitet. Daher redete ich mir ein, Du seist seltsam und wirst niemals einen Platz in meinem Leben, meiner Welt, bekommen. Du warst hübsch und mysteriös, und ich war selbstbewusst, cool und locker. Warum sollte ich mich in jemanden verlieben, der kaum sprach? Vermutlich, weil es genau das war, was ich an Dir so bewunderte. Dir war es egal, was die anderen über Dich sagten, Du hattest deine Leute und Dich selbst. Wenn Du nur wüsstest, wie viele insgeheim auf Dich standen, aber es niemals zugeben konnten.

TONIKRAM - Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt