04. Ein Anfang

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Auf dem Weg nach Hause wog ich immer wieder die Pros und Contras ab, obwohl sich mein Verstand immer wieder dazwischen schaltete und mir unmissverständlich mitteilte, dass es verboten war und völlig inakzeptabel. Mein Herz jedoch war davon unbeeindruckt und schlug immer wieder unnatürlich schnell, wenn ich an ihr niedliches Lächeln und diese atemberaubenden Augen dachte.

Auch zuhause konnte ich mich mit dem Vorbereiten des Unterrichtes nicht ablenken. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, mich erneut in so eine Situation zu bringen und sie sogar zu genießen. Wie ein Mahnmal lag der Zettel mit ihrer Nummer auf der Anrichte und ich betrachtete ihn immer wieder als ich mir einen Kaffee machte. Mit meiner Kaffeetasse und dem Zettel setzte ich mich auf die Couch und schüttelte verzweifelt den Kopf. Ich griff zu meinem Handy und speicherte ihre Nummer. Als ich den Messanger öffnete strahlte mir sofort ihr Bild entgegen. Natürlich, wie sollte es anders sein, posend neben einem Cabrio mit diesem unverwechselbarem Lächeln. Eine gefühlte Ewigkeit betrachtete ich ihr Bild bis ich den Chat öffnete.
Hi Jenna, ich bins Dana.

Hey, Dana hier.

Hallo Jeniffer ;) LG Dana

Ich schüttelte den Kopf und löschte auch den dritten Versuch wieder, das klang alles lächerlich.
Hallo, ich bin es Dana.

Klang auch nicht besser, aber eh ich noch länger darüber nachdachte, hatte ich die Nachricht bereits verschickt. Neben ihrem Namen erschien nach wenigen Sekunden „online" und wechselte zu „schreibt". Ich schluckte schwer und kaute nervös auf meiner Lippe.
Hey, freut mich das du dich meldest.

Stand dort und ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Wollte auch nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen, also schickte ich ihr lediglich einen lächelnden Smiley zurück.

Sie antwortete ebenso mit einem lächelnden Smiley und stellte dann die Fragen aller Fragen.
Du möchtest reden?

Ich stieß die Luft aus die ich beim Lesen angehalten hatte.
Ja, aber lieber persönlich. Können wir uns treffen?

Wieder bekam ich einen lächelnden Smiley.
Ich könnte zu dir kommen, bei mir sind meine Eltern zuhause.

Ohne groß darüber nachzudenken schickte ich ihr meine Adresse. Als sich mein Verstand dann doch einschaltete, schickte ich ihr noch eine Nachricht hinterher.
Soll ich dich abholen?

Ich bekam einen breit grinsenden Smiley.
Keine Sorge ich nehme das Fahrrad, ist nicht so weit.

Nun schickte ich ihr einen breit grinsenden Smiley zurück. Sie hatte meine Anspielung verstanden.
Freu mich. Bis Gleich!

Und schon war sie offline. Ich schluckte leer, okay hatte ich an ein sofort gedacht, natürlich schrie mein Herz förmlich und mein Verstand versuchte die Flucht zu ergreifen.

Was wollte ich ihr sagen? Was ich ihr sagen sollte war mir klar, aber wollte ich das? Verzweifelt diskutierten mein Kopf und mein Herz miteinander, als ich ein wenig aufräumte und vom Klingeln an meiner Tür aufgeschreckt wurde. Schnellen Schrittes ging ich zur Tür und öffnete sie ihr. Unsere Begrüßung fiel eher zurückhaltend aus, sie lächelte etwas schüchtern was ich nur erwidern konnte, als ich zur Seite trat und sie an mir vorbei ging und im Flur stehen blieb. Ich führte sie in die Küche und sie sah sich aufmerksam um. „Was möchtest du trinken? Wasser, Cola, Saft oder Kaffee?" Sie lächelte und nickte zur Kaffeemaschine. „Kaffee wäre toll." Gut das ich gleich eine ganze Kanne gekocht hatte. Ich befüllte ihr eine Tasse und sah sie fragend an. Sie zwinkerte mir frech zu. „Schwarz, wie meine Seele." Ich lachte auf und reichte ihr die Tasse, als ich mich an ihr vorbei schob und wir ins Wohnzimmer gingen. Ich bot ihr die Couch an und setzte mich auf den Sessel ihr gegenüber. „Schön hast du es!", sagte sie beiläufig und ließ den Blick durch den Raum wandern. Ich nippte an meinem bereits kalten Kaffee und verzog das Gesicht. „Danke." Jenna sah mich nachdenklich an. „Also?" Ich stöhnte leise auf und biss mir auf die Lippe. „Wenn du wüsstest was das in mir auslöst." Flüsterte sie mir zu. Ich sah sie kurz verwirrt an und schüttelte dann mit einem kleinen Lächeln den Kopf. „Lenk nicht ab." Sie zwinkerte mir zu und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, bevor sie sich räusperte. „Dana, bevor du etwas sagst, hab ich eine Bitte. Nicht wieder die Predigt das du meine Lehrerin bist usw.", sagte sie mit ernster Stimme. Ich runzelte die Stirn. „Das ist aber mit einer der Gründe, genau wie dein Alter." Sie nickte und senkte den Blick. „Beides unumstößliche Tatsachen, aber es interessiert mich nicht." Ich schnaubte. „Dich vielleicht nicht, aber ich könnte alles verlieren!" Sie nickte nachdenklich. Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar und stütze dann meinen Kopf in meine Hände. „Wie stellst du dir das vor? Eine heimliche Affäre mit deiner Lehrerin." Sie lehnte sich etwas vor und stellte ihre Tasse ab. Ich spürte ihren bohrenden Blick und hob langsam den Kopf. „Ich kann mir vorstellen was du denkst, aber ich bin kein Womanizer. Ja ich flirte gern, aber um ehrlich zu sein warst du erst die zweite Frau, mit der ich im Bett war." Überrascht hob ich die Augenbrauen und sah wie sie schief lächelte. „Dana, bitte glaub mir, das du nicht einfach nur eine Bettgeschichte für mich bist." Sie atmete tief durch. „Ich kann dich nicht einfach so abhacken. Da ist etwas zwischen uns." Ich senkte den Blick und zuckte mit den Schulter. „Scheiße...", fluchte ich leise. „Ich sollte dich zurückweisen, aber ich kann es nicht. Ich kann dich nicht anlügen und dir sagen das da nichts zwischen uns ist, obwohl es das Richtige wäre." Ich hob den Blick und sah ihr in die Augen. „Wir können keine normale Beziehung miteinander führen. Wir können uns nicht all zu vertraut in der Öffentlichkeit zeigen, Dates haben, Händchenhalten und all das was normale Paare tun. Du bist noch so jung, du solltest all das mit einer gleichaltrigen Freundin machen."
Sie schüttelte vehement den Kopf. „Ich will aber dich!" Verzweifelt stöhnte ich auf. „Ich kann dir nichts bieten, wir müssen immer aufpassen und es muss alles heimlich stattfinden." Sie nickte und lächelte leicht. „Ich weiß und ich schwöre dir das ich es geheim halte. Nur bitte gib uns die Chance." Ich stand auf und ging mit meiner Kaffeetasse in die Küche und schüttete ihn weg. Tief in Gedanken sah ich aus dem Küchenfenster, bis ich ein Geräusch hinter mir wahrnahm. Jenna trat vorsichtig in die Küche und lehnte sich an die Anrichte. Ich spürte ihren musternden Blick und drehte mich zu ihr um. Sie lächelte verführerisch und flüsterte. „Beim ersten Mal hat es fast genauso angefangen." Ich machte einen Schritt auf sie zu und umfing ihren Kopf mit meinen Händen. Wir sahen uns tief in die Augen und ich lächelte leicht. Mein Entschluss stand fest. „Ja, nur dieses Mal ist es ein wirklicher Anfang." Hauchte ich nah an ihren Lippen, was ihr ein glückliches Lächeln aufs Gesicht zauberte.

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