𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓 𝐏𝐋𝐀𝐂𝐄𝐒 | jjk.kth ✓

zwei

Sonnenlicht viel durch das Fenster auf Jungkooks Gesicht, ließ ihn die Augen  fester zusammenkneifen, bevor sie sich langsam öffneten. Müde blinzelte er in die Sonne, versuchte sich zu strecken und hielt schließlich inne, als dies nicht ging. Wie in Zeitlupe sah er an sich herunter, begutachtete die Hand, welche um seine Hüfte lag mindestens für eine Minute und drehte seinen Kopf schließlich ganz langsam und etappenweise, sog scharf die Luft ein und verschluckte sich fast an seinem Atem. Stimmt, da war ja was.

Seine Lippen pressten sich fest zusammen, vorsichtig drehte er sich in Taehyungs Armen, sodass er ihn ansehen konnte. Sie hatten schon oft so zusammen gelegen. Aber das war schon knapp fünf Jahre her. Jungkook war gerade mal sechzehn gewesen und Taehyung seine erste Liebe. Um so schmerzlicher war es, ihn jetzt wieder für diesen einen Moment bei sich zu haben. Er hätte nicht gedacht, dass er Taehyung wiedersehen würde. Seine Familie war damals umgezogen, weg von dem traumatischen Ort und in ein neues Sein, in dem Jungkook von Vorne beginnen konnte. In dem niemand seine Vorgeschichte kannte. Und jetzt hatte ihn die Vergangenheit eingeholt.

Jungkook starrte ein bisschen benommen in Taehyungs schlafendes Gesicht. Er sah vollkommen entspannt aus, sein Atem ging ruhig. Er roch ein bisschen nach Alkohol und Schweiß, aber er blendete diese Nebengerüche aus, nahm nur Taehyungs Eigengeruch wahr. Sein Kopf lag nahe Taehyungs Halsbeuge, zaghaft beugte er sich das kleinste bisschen vor, seine Nase berührte leicht die weiche Haut an Taehyungs Hals. Seine Augen schlossen sich flatternd, atmeten den Geruch ein, der seinen Bauch verrückt spielen ließ.

Sofort zuckte er zurück, er wollte dieses Gefühl nicht mehr spüren. Es tat ihm nur weh. Jungkook ließ sich zurück ins Kissen sinken, sah Taehyung stumm an. Der Ältere hatte immer noch seinen Arm fest um Jungkooks Hüfte geschlungen, drückte ihn im Schlaf unterschwellig an sich. Jungkook erstarrte, als er sich im Schlaf bewegte, seinen Kopf in Jungkooks Halsbeuge schob. Er spürte Taehyungs Atem an seinem Hals, eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. Die Situation ließ sein Herz schnell gegen seinen Brustkorb schlagen.

Jungkooks Körper war verspannt, seine Muskeln angespannt. Diese Situation sollte einfach nur enden. Aber...irgendwie auch nicht? Das hier war schließlich immer noch Taehyung, seine erste Liebe und der Junge, der ihm das Herz brach.

Entschieden drückte Jungkook Taehyung von sich weg und setzte sich an den Bettrand. Tief atmete er durch, bevor er aufstand und ans Fenster trat. Mit einem Griff war es offen und Jungkook atmete die frische, unverbrauchte Morgenluft ein. Irgendjemand lag betrunken unten im Garten, aber sonst war es draußen still und friedlich. Der Typ war Jays Problem.

Jungkook erstarrte, als er sich wieder zu seinem Zimmer umwand und Taehyung plötzlich aufrecht im Bett saß und ihn irritiert anschaute. Sein Gesicht war ein bisschen verzogen, er hielt sich eine Hand an die, wahrscheinlich pochende, Stirn. Er wirkte schon ziemlich betrunken gestern Abend, hatte jetzt vermutlich einen ziemlichen Kater.

"Sorry, ähm, hatten wir Sex oder so?"

Jungkook schluckte leicht. Taehyung konnte sich nicht an gestern Abend erinnern. Er versuchte möglichst locker zu bleiben, nahm auf seinem Schreibtischstuhl Platz, mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand zu Taehyung.

"Nein, du kamst gestern Abend einfach in mein Zimmer getorkelt und bist in meinem Bett eingepennt." Wow, es war komisch mit Taehyung zu sprechen wie mit einem Fremden. Taehyung erkannte ihn nicht.

"Oh, na das hört sich ja sympathisch von mir an." Taehyung lachte leise, vielleicht ein bisschen verlegen. Jungkook unterdrückte den Drang, einfach zu ihm hinzugehen und ihn zu küssen. Seine Hände krallten sich unterschwellig in seine Oberschenkel.

"Ich bin Taehyung, übrigens."

Jungkook biss leicht auf seiner Unterlippe herum, er wusste nicht so recht, was zu tun war. Was das Richtige war. Eigentlich wollte er nichts mehr als Taehyung anschreien, einen Riesenaufstand machen und heulend aus dem Raum rennen. War es okay so zu tun, als wäre Taehyung ihm genauso fremd, wie er anscheinend für Taehyung war?

"Jungkook."