drei

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"Dein Müsli hat dir nichts getan, kein Grund es anzusehen, als ob du es umbringen wolltest." Jay kam fröhlich in die Küche spaziert, mit zusammengezogenen Augenbrauen sah Jungkook von seinem Frühstück hoch. Er zuckte kaum merklich mit den Achseln und schob die Schale von sich weg.

Jay nahm gegenüber von Jungkook am Tisch Platz, zog die Schale zu sich und begann Jungkooks vernachlässigtes Frühstück zu essen. Das Haus sah schon wieder tadellos aus, es war keine Spur mehr von der Party zu sehen. Noch nicht mal die Anzeichen einer Migräne oder sonstigem zierten Jays Gesicht, er konnte echt so viel feiern wie er wollte. Ohne Konsequenzen. Jungkook schienen die Konsequenzen zu verfolgen, ohne dass er was verbrochen hatte.

Leise seufzte Jungkook auf, stützte das Gesicht auf den Handflächen ab und starrte ins Nichts. Er spürte Jays forschenden Blick auf sich, aber ihm war nicht wirklich danach, mit ihm zu reden.

"Jungkook. Was ist los?" Jays Kopf legte sich leicht schief, die blau gefärbten Locken fielen ihm in die Stirn.

Jungkook nagte eine Weile stumm auf seiner Unterlippe herum, bevor er seinen Blick hob und seinen Bruder anschaute.

"Ich hab Taehyung gesehen, gestern."

Jays Löffel fiel in die Schale, ein platschendes Geräusch ertönte und die restliche Milch spritzte auf den Tisch.

"Was?"

"Er war auf deiner Party, so wie's aussieht. Kam betrunken in mein Zimmer und ist in meinem Bett eingepennt...er hat mich nicht erkannt."

Jay sah ihn mit großen Augen an, bevor er aufstand und um den Tisch herum zu Jungkook eilte. "Oh mein Gott", flüsterte er. "Kookie, ich schwöre, ich wusste nicht, dass er auch- seit wann wohnt er denn überhaupt hier? Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich keine Party...."

"Ich weiß, Jay. Mach dir keine Vorwürfe, du kannst nichts dafür. Keine Ahnung, was er hier in der Gegend macht, echt nicht. Hoffentlich verschwindet er wieder."

Jungkook drehte sich ein bisschen in den Armen seines Bruders, welche sich um ihn geschlungen hatten und wich dessen mitleidigen Blick aus. Genau deshalb wollte er nicht mit Jay darüber reden, es waren in den letzten vierundzwanzig Stunden genug Emotionen durch seinen Körper gelaufen, er wollte nicht noch mehr davon haben.

Sanft befreite er sich aus der Umklammerung seines Bruders. "Jay. Ist schon gut. Ich bin über ihn hinweg. Er ist ein Arschloch. Außerdem, Seoul ist ne große Stadt, wie hoch wird die Wahrscheinlichkeit schon sein, ihm hier nochmal zu begegnen."

Jungkook stand auf, drehte seinem Bruder den Rücken zu, wobei er Jays nicht überzeugten Blick nicht sah.

Er griff nach seiner Trainingstasche, zog seine Schuhe an. "Ich bin trainieren", sagte er knapp, bevor die Haustür auch schon hinter ihm zufiel. Jay blieb allein in der Küche zurück, raufte sich nachdenklich durch die Haare und überlegte, wer Taehyung wohl mit auf die Party gebracht haben könnte. Er wollte ein wiederholtes Wiedersehen auf jeden Fall verhindern. Auch wenn Jungkook auf hart tat, Jay konnte den Schmerz in seinen Augen trotzdem sehen.

~

Jungkook strich sich eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn, bevor seine Finger sich wieder um die Halterungen klammerten. Immer wieder drückte er die Gewichte nach oben weg, seine Muskeln brannten, aber das war ihm egal. Sport war eine Betätigung, die seine Gedanken erfolgreich aus seinem Kopf prügelte. Taehyung hinterließ eine Mischung aus unbändiger Wut und einem sachten Kribbeln in der Bauchregion in ihm zurück, ein Gefühl, was Jungkook überhaupt nicht gefiel.

Vollkommen außer Atem stand er auf und trat von dem Trainingsgerät weg. Der Schweiß glitzerte auf seiner Haut, seine Muskeln fühlten sich verbraucht an. Er trank einen Schluck Wasser, setzte sich für eine Sekunde auf eine Bank, die am Rand des Trainingsbereichs stand.

Nein.
Das konnte doch nicht sein.
Jungkooks Augen weiteten sich leicht, als er Taehyung mit ein paar anderen Jungs an einem Gerät ganz in seiner Nähe entdeckte. Das konnte doch einfach nicht sein. Jungkook holte tief Luft, atmete langsam ein und aus. Kurz fiel sein Blick noch einmal auf Taehyung, bevor er ihn endgültig löste und zu einem Gerät auf der anderen Seite des hallenartigen Raumes marschierte.

Er verbot den Gedanken in seinem Kopf auszuschwärmen und seine gesamten Sinne zu vernebeln, das konnte doch einfach nicht sein. Jungkook versuchte den Fakt, dass Taehyung hier war, so gut es ging zu verdrängen und konzentrierte sich auf seine Übungen. Er suchte sich ein neues Gerät aus und stürzte sich in die Wiederholungen. Sein gesamter Geist war darauf konzentriert, sodass er auch nicht merkte, dass Taehyung schüchtern auf ihn zu kam.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓 𝐏𝐋𝐀𝐂𝐄𝐒 | jjk.kth ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt