"Ich bin jetzt mindestens eine Stunde beschäftigt, wenn irgendwas ist, klärst du das am besten selbst", teilte ich Mia grinsend mit. Die erste Info war ja noch wichtig, die zweite komplett unnötig. Ich stand zusammen mit meiner besten Freundin und Kollegin im Dienstzimmer und wartete nur noch darauf von Jacky den endgültigen Anruf zu erhalten, dass der RTW hier eingetroffen war. Wo hier war? Hier war der "Regenbogen", die Kinder-und Jugendpsychatrie in Köln. "Was bekommen wir denn rein?" fragte Mia Odenthal, ebenfalls Psychotherapeutin hier, mich. "Ich habe absolut keinen Plan, wüsste ich das wäre ich um einiges schlauer. Ich kann dir nur sagen, dass das Mädchen 14 ist und sich ritzt. Sie wurde gerade von einem RTW aufgegabelt und die haben entschieden, dass sie sie erstmal herbringen." "Wo haben die sie gefunden?" "Bei einem Einsatz mit der Kripo." Mia schmunzelte, "wolltest du nicht immer irgendwann beide Berufe ausüben? Wenn sie die mit der Kripo aufgesammelt haben, stehen die Chancen doch ziemlich gut, dass dir auch dein Beruf als Kriminalkommissarin zugute kommt oder?" "Jap, da hast du recht. Trotzdem würde ich mich pauschal erstmal freuen, wenns nicht mit der Kripo zusammenhängen würde. Schließlich kommen die nicht wegen einem Diebstahl meist." "Hast du auch wieder recht." Unser Gespräche wurde von meinem klingelnden Telefon unterbrochen und nachdem ich die Nummer gesehen hatte, verabschiedete ich mich flüchtig von Mia und verließ den Raum. Noch währenddessen nahm ich das Gespräch an und wurde in meiner Vermutung bestätigt, der RTW war eingetroffen. Am Eingang angekommen sah ich schon die zwei mir sehr bekannten Rettungsdienstler und eine weitere Person. So genau erkannte ich diese allerdings nicht, da sie den Kopf gesenkt hielt und eine Kaputze trug. Ich ging auf die kleine Gruppe zu und ging zusammen mit Jacky aber sofort wieder zwei Schritte weg. "Das ist Bella, sie ist 14 Jahre alt und hat mehrere Wunden am Unterarm. Die haben wir aber schon versorgt. Bevor du fragst, sie muss sich schon länger ritzen, die Narben sind unterschiedlich alt und es sind relativ viele." "Hallo erstmal noch" "Hi sorry ist total stressig heute und auch nicht der einzige belastende Einsatz des heutigen Tages" Nachdem ich meiner guten Freundin einen forschenden Blick widmete hängte diesen an ihren Satz noch ein "Ich erzähls dir heute Abned okay?!" Ich nickte bloß und wollte dann noch wissen, wie sie sie denn gefunden hätten. "Die Kripo hatte uns angefordert, aber keine Ahnung warum. Wir sind ziemlich schnell wieder weg, da uns der Blutfleck auf dem weißen Pulli direkt aufgefallen ist udn wir so nur den Kollegen mitgeteilt haben, dass wir da sind aber mit ihr jetzt auch direkt wieder weg. Laut denen wollen die nacher auch noch vorbei kommen." "Alles klar. Danke erstmal" Wir liefen gemeinsam zurück zu Franco und dem Mädchen namens Bella, ich verabschiedete mich auch wieder von den beiden Sanitätern und schob Bella Richtung Eingang und dann in eines der "Gesprächszimmer". Den Kopf hatte sie bis jetzt noch nicht gehoben, sodass ich eigentlich immer noch keine Ahnung hatte mit wem ich es zutun hatte. Aber sie wusste dies schließlich auch noch nicht. Nachdem sie sich meiner Aufforderung folgend auf einen Stuhl im Raum fallen gelassen hatte, stellte ich mich ersteinmal vor. "Ich bin Sina Peters und Psychotherapeutin hier. Und wer bist du?" "Das wissen Sie doch sowieso schon, also warum fragen Sie überhaupt?!" "Da hast du Recht, allerdings erfahre ich den Namen trotzdem gerne von jedem selbst." Bella schien für sich selbst beschlossen zu haben, eine abweisende Haltung mir gegenüber einzunehmen. Denn auch auf meine Bitte, sie solle doch bitte die Kaputze abnehmen reagierte sie nur mit einem "sind wir hier in der Schule?!" Das konnte ja noch spannend werden. Ich setzte mich auf die Tischkante und musterte das Mädchen vor mir. Wir schwiegen beide und ich hatte auch nicht vor diese Stille so schnell zu durchbrechen. Ich hatte schließlich Zeit. Meistens brachen die Kinder oder Jugendlichen nach einer Zeit selbst das Schweigen und es war dann deutlich einfacher sich mit ihnen zu unterhalten, da die erste Handlung von ihnen ausging. Meine Gedanken schweiften ab und drehten sich eher um das kurze Gespräch mit Jacky und ihrer Aussage mit dem nervenraubenden Einsatz als um Bella. Es machte auch wenig Sinn über sie nachzudenken, da ich noch gar keine Infos hatte. Somit dachte ich weiter über andere Themen nach. Unteranderem darüber, wie ich heute Abend am geschicktesten mit Jacky reden konnte, denn so wie ich sie kannte, würde sie 100 Schlupflöcher suchen, um eben doch nicht über den Einsatz zu reden. Aber vielleicht machte ich mir auch einfach zu viele Gedanken und sie hatte schon mit jemand anderem aus der WG oder irgendeinem Kollegen gequatscht. Aus der WG standen nur Mia, Paula, Katharina, Linda, Tabea oder Miriam zur Verfügung, denn mit mir hatte sie nicht geredet und mehr wohnten dort auch nicht.
Mein Blick wanderte zur Uhr, wir schwiegen seit 20 Minuten. Das war relativ lang, aber gut ich hatte Zeit. In Gedanken ging ich nochmals die Dinge durch die ich heute noch erledigen musste: mit Kayla reden, Gruppentherapie durchführen und dokumentieren, Papierkram und noch mehr Papierkram und die Dienstpläne für die nächste Zeit. Bella rieß mich aus meinen Gedanken, "ich bin Bella". Innerlich lobte ich mich kurz selbst, meine Taktik hatte mal wieder funktioniert. "Hallo Bella" kurze Zeit schwiegen wir wieder beide bis Bella erneut sprach. "Was soll ich jetzt hier?" Jedes der Kinder bzw. Jugendlichen hier hatte diese Frage mindestens schon einmal gestellt obwohl ich mir bei über der Hälfte sicher bin, dass sie wussten weshalb sie hier waren. Doch zurück zu Bella, schließlich wollte diese wahrscheinlich noch eine Antwort auf ihre Frage. "Also, Jacky, die Notfallsanitäterin, meinte sie hätte bei dir Schnitte am Arm gesehen sowie Narben. Deshalb hat sie zusammen mit Franco entschieden, dich her zu bringen. Weshalb ist ja wohl ziemlich eindeutig oder?" Bella schwieg eine zeit lang und schaute immernoch auf den Boden. Auch ihre Kaputze trug sie immernoch. Doch nun nickte sie langsam. "Ja, ja wahrscheinlich ist das ziemlich eindeutig" Langsam nahm sie ihre Kaputze ab und zum Vorschein kam ein bildhübsches Mädchen. Sie hatte braune hüftlange Haare, die davor unter ihrer Kaputze versteckt waren. Sie hatte blaue Augen und ein typisches Modelgesicht. Falls es ein typisches Modelgesicht überhaupt gab.
"Möchtest du vielleicht noch irgendetwas anderes dazu sagen?", fragte ich Bella, hatte aber nicht all zu große Hoffnungen, dass sie darauf etwas konstruktives antworten würde. "Wenn ich jetzt 'nein' antworte bringt mich das auch nicht wieder hier raus oder?" leise lachte Bella. "Nein ich schätze nicht", auch ich konnte mir ein leichtes grinsen nicht verkneifen."Kann ich erst noch drüber nachdenken, ob ich wirklich reden will?". Bella schaute mich verunsichert an. "Klar kannst du das aber solange bleibst du hier und reden hilft." Ich lächelte sie zuversichtlich an. "Schade, dann kann ich ja garnicht einfach nie wieder kommen", Bella grinste mich an. "Ne Madame, vergiss das mal ganz schnell wieder." , ich schüttelte lächelnd den Kopf und bedeutete ihr mir zu folgen. Mit einem einfachen "Na gut" stand sie auf und kam mit mir mit. Kurz hatte ich überlegt, ob ein Einzelzimmer oder ein Doppelzimmer die schlauere Alternative wäre, entsschied mich aber relativ schnell sie zu Kaya zu tun. Kaya war seit 4 Monaten bei uns, erst auf der geschlossenen und mittlerweile auf der offenen. Sie würde in nächster Zeit definitiv hier raus kommen und hatte schon des öfteren andere Mädels in ihrem Alter oder jünger dazu gebracht mit uns zu reden. Diese Idee hatte sie selbst und sowahl Mia als auch ich waren relativ schnell einverstanden. Sie war in dieser Aufgabe total aufgeblüht und ich war mir ziemlich sicher, dass sie später irgendwas mitt Menschen machen würde. Sie war sich da mindestens genauso sicher und hatte bestimmt schon 20 mal gefragt, ob sie dieses Schuljahr noch ein Praktikum bei uns machen konnte. Sie war 15 und ging in die 10. Klasse eines Gymnasiums somit hatte sie dieses Jahr Bogypraktikum und wollte das bei uns machen. Weder ich noch Mia hatten da etwas dagegen und somit wussten wir mittlerweile sowohl wann sie gehen würde als auch wann sie wieder kommen würde. Mittlerweile waren wir am Zimmer von Kaya angekommen und ich klopfte.
Von drinnen hörte ich ein herein und öffnete somit die Türe. Die Bewohnerin des Zimmers saß mit ihrem Französischbuch auf ihrem Schoß und blickte in unsere Richtung. "Yes Ablenkung noch ein Französischvokabel und ich drehe durch", Kaya grinste in unsere Richtung und klappte schwungvoll ihr Buch zu. Ich lachte nur als Antwort und schob dann Bella leicht vor mich ins Zimmer. "Das ist Bella, du teilst dir absofort das Zimmer mit ihr." "alles klärchen. Hallo Bella ich bin Kaya." "Hallo Kaya" Bella lächelte Kaya unsicher an, doch diese deutete bloß lächelnd auf das Bett ihr gegenüber und Bella setzte sich. "Wenn du willst kann ich dich ja nachher Französisch abfragen", Bellas Vorschlag traf bei Kaya zwar weniger auf Begeisterung aber trotzdem nickte sie. Dabei ließ sie sich nach hinten aufs BEtt fallen und schaute dann kurz die Decke an. ICh wollte gerade das zimmer verlassen als Kaya mich aufhielt. "Stop stop stop Sina?!" Ich schaute sie fragend an. "Können wir in Klinikgarten?" Kurz wägte ich in meinem Kopf ab, ob ich Bella in den Garten lassen konnte ohne das diese die Flucht ergriff, entschied mich dann aber dazu, dass Kaya schon aufpassen würde. "Von mir aus ja" "Alles klar supi dann kannst du jetzt auch wieder gehen" Kopfschüttelnd verlies ich das Zimmer und machte mich auf den Weg in Richtung Dienstzimmer.
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Spuren der Vergangenheit(ASDS FF)/abgeschlossen
Fanfiction* Noch eine Weile schaute ich auf das feine Muster auf meinem Unterarm und dachte an die Zeit, wo diese Narben nicht blass waren sondern bluteten, jeden Tag aufs Neue. Es hatte nie jemand herausgefunden...*