Kapitel 17

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Ich wachte auf und vor mir stand ein wütender Yuri. „Guten Morgen Yuri.". Er ignorierte dies aber und fing an zu schreien. „WAS FÄLLT DIR EIN? WARUM HAST DU NICHT IN DEINEM ZIMMER GESCHLAFEN? ICH HAB MIR SORGEN GEMACHT!". Er war sauer und das zu Recht. „Ich wollte einfach bei Vic schlafen. Ich brauchte einfach mal meinen großen Bruder.". „UND WARUM ERFAHRE ICH DAVON JETZT ERST? ICH DACHTE DIR WÄRE ETWAS PASSIERT! ICH HAB DICH SOGAR VERSUCHT ZU ERREICHEN!". Ich seufzte laut. „Weil ich echt müde war und da nicht mehr an dich gedacht habe. Es tut mir wirklich leid.". „Nächstes Mal sagst du mir bescheid, damit ich mir nicht mehr so Sorgen machen muss. Ich hätte es doch verstanden, wenn du mal deinen Bruder brauchst.". „Echt?". Ich sprang ihm in die Arme und umarmte ihn. Ich fühlte mich gerade wieder so sicher und geborgen, doch wurde mir dieses Gefühl auch schnell wieder geraubt. „Euer Festnetztelefon klingelt. Ich geh schon.". So ging er runter und ich ihm hinterher. Er nahm es in die Hand und sprach mit der Person am Telefon. Ich verstand eh kein Wort, also ging ich erstmal eine rauchen. Yuri kam etwas später raus und fing schon an zu reden. „Also, dass war das Krankenhaus. Sie haben Bescheid gesagt, dass Sachi morgen abgeholt werden kann. Ihr geht es soweit gut." Immerhin das, aber das ändert nichts an meinen Schuldgefühlen. Ich spürte auf einmal einen Schmerz durch meine Stirn pochen. „HAST DU MIR GERADE ERNSTHAFT EINE KOPFNUSS GEGEBEN?". „Auf Worte reagierst du ja nicht, also musste ich zu härteren Mitteln greifen. Du sollst aufhören Schuldgefühle zu haben. Es ist nämlich nicht deine Schuld.". Der nächste der sich Sorgen um mich macht. „Ich bin kein kleines Kind mehr. Ihr müsst euch nicht alle Sorgen um mich machen. Ich kann gut auf mich alleine aufpassen.". Er drückte mich gegen die Hauswand. Was war denn jetzt los? Er kam meinem Ohr dichter und flüsterte „Könntest du dich jetzt befreien? Würdest du das alleine schaffen?". Ich merkte wie sein Druck um meine Handgelenke sich verstärkte. Ich versuchte alles um mich zu befreien. „Ok, ich gib es auf. Ich merk schon. Ich bin ein kleines zierliches Mädchen ohne Kraft, aber ich habe ein lautes Organ. Man würde mich auf jeden Fall hören.". „Ana! Nicht immer ist jemand in der Nähe und nicht jeder ist gewillt zu helfen. Versteh doch bitte meine Sorge.". Er hat Recht, ich seh es ja ein und trotzdem will ich nicht, dass er Recht hat. Wir gingen wieder rein und ich wurde sofort von einem betörenden Duft empfangen. Uhhhhh, es gibt Lasagne. Aber seit wann ist Vic denn schon wach? Warte! Schlief er nicht eben noch, als wir runtergingen? So schnell kann er doch nicht kochen. Wir gingen in die Küche und sahen das Katsudon. Warum macht er denn das Essen? Ich ignorierte ihn und ging ins Wohnzimmer, gefolgt vom Yuri. „Hey Ana, wollen wir vielleicht einen Film gucken?". Hmm... das Angebot kann ich nicht ausschlagen. Man hat nicht immer das Vergnügen von Yuri persönlich gefragt zu werden, ob man etwas mit ihm zusammen gucken möchte. Also bejahte ich diese Frage. „Aber an was für einen Film denkst du, Yuri?". Er grinste mich diabolisch an. Oh Gott, entweder verbringt er zu viel Zeit mit mir oder mir ist diese Seite an ihm noch nicht aufgefallen. Aber egal was es ist, es macht es nicht besser. Er sagte nichts mehr und machte den Film an. Es ist definitiv ein Horrorfilm. Und schon ploppte der Name von dem Film auf. Sinister. Noch nie gehört, naja, wird schon nicht so schlimm sein. Ich gucke ja eh viele Horrorfilme, also sollte das passen. Zumindest dachte ich dies. Ab der Mitte des Films wurde mir klar, dass dieser Film echt schlimm ist. Ich klammerte mich mittlerweile schon an Yuri's Arm. Nun wusste ich auch, warum er vorhin so diabolisch grinste. Dieses Arschloch! „Also, wenn du willst, müssen wir den Film auch nicht zu Ende gucken.". Da! Da war dieses Grinsen schon wieder. Aber so schnell gab ich mich nicht geschlagen. Ich lehnte also diesen Vorschlag ab. Ich blieb bis zum Ende stark, aber hatte mich doch trotzdem ein paar Mal erschreckt. „Sag mal Yuri, kann es sein, dass du den Film schonmal geguckt hast und deshalb keine Angst hattest?". Er sah mich grinsend an. Dieses kleine Arschloch. „Du bist sooooo fies!". Er lachte nur herzhaft auf. „Na komm Ana, lass uns jetzt mal was Essen. Es ist bestimmt schon kalt, aber das machen wir einfach wieder warm, ja?". Ich nickte begeistert von seinem Vorschlag. Mittlerweile waren alle auch schon wach. Yuri verbreitete die Nachricht, das Sachi morgen abgeholt werden kann und alle waren glücklich darüber. Naja, alle außer ich. Versteht mich nicht falsch, aber ich weiß nicht wie ich ihr nach dieser Sache unter die Augen treten soll. Yakov hatte uns zum Glück heute noch ausnahmsweise frei gegeben. Aber morgen muss ich mich wieder anstrengen. Immerhin ist es nicht mehr so lange bis zum ersten Cup. Ich hörte ein nervtötendes Geräusch, welches vom der Mikrowelle ausging. Es teilte mir mit, dass mein Essen fertig ist. Ich nahm den heißen Teller raus und stellte ihn auf den Esstisch. Fuck war das heiß! Aber für das leckere Essen lohnt es sich, wenn man jetzt mal davon absieht, wer es gemacht hat. Ich fing an genüsslich zu essen, während Yuri noch auf sein Essen warten musste. Er schaute mich böse an. Er dachte bestimmt, dass ich auf ihn warte, aber falsch gedacht. Ich aß relativ schnell auf und war glücklich. Ich ging raus und sah Gil, welcher auch rauchte. Ich stellte mich zu ihm und fing nun auch an zu rauchen. „Sag mal, willst du Sachi heute noch besuchen? Oder lässt du es, weil sie morgen eh wiederkommt?". Keine Antwort. Hmm... er ist bestimmt in Gedanken versunken. „Gil? Alles gut?". Es bildeten sich langsam Tränen in seinen Augen. Das er wirklich so viel Emotionen zeigen konnte, verblüffte mich jedes Mal aufs Neue. Aber daran erkennt man, dass er Sachi wirklich liebt. Ich würde alles dafür geben, dass Yuri und ich zusammenkommen, aber dieser mag mich wahrscheinlich nur als beste Freundin. Ich nahm Gil in den Arm und versicherte ihm, dass alles gut wird. Nach kurzer Zeit beruhigte er sich und wir redeten noch über belangloses Zeug. Die Hintertür, vor der wir standen, ging auf. Ich vernahm Vic's Stimme „Hey Gil, hast du Lust mit zu Sach-". Fuck, ich konnte nicht schnell genug reagieren. So stand ich hier, mit Zigarette in der Hand und einen schockierten Bruder vor mir.

Anastasia Nikiforov, die kleine Schwester des Victor NikiforovWo Geschichten leben. Entdecke jetzt