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Draußen war der dröhnende Applaus des Publikums zu hören, während hier drinnen die Kämpfer geschäftig hin und her liefen. Einige wärmten sich auf, andere vollführten Übungen mit ihren Waffen. Wiederum andere kamen verschwitzt und je nach Ausgang des Kampfes mit einem Lächeln auf den Lippen vom Platz.
Es waren Kämpfer aus allen Bereichen des Königreichs hier. Bauer aus den Außenbezirken, Schüler der Kampfschule im mittleren Ring, sicherlich auch einige Kriminelle aus der Stadt, Fischer aus der Hafenstadt Kreel und mehrere ausgebildete Ritter des Königs.
Und inmitten von ihnen allen: Ich. Eine Flüchtige aus Dreymalien.

Gerade wartete ich ruhig, bis ich dran war und flocht mir in der Zeit mein blassblondes Haar in einen straffen Zopf. Zum Schutz trug ich lediglich einen Panzer, der die Schulter und Brust meines Waffenarms schützte und Unterarmschoner. Alles aus einem schwarzen Metall und darunter ein dunkelgraues, hochgeschlossenes, langärmeliges Oberteil. Es lag eng an, dagegen war meine schwarze Hose etwas weiter. Ich trug sie in die schwarzen Lederstiefel gestopft. Diese waren an der Spitze verstärkt, für einen schmerzhaften Tritt.
Selbstverständlich war ich noch mit einem Schwert und zwei Dolchen bewaffnet. Beides war um die Hüfte gegürtet.
Und zu guter letzt trug ich noch meine schwarzen Handschuhe.

„Die nächsten Kämpfer: Sir Niklas und Nemesis!"

Das war mein Stichwort und ich trat erhobenen Hauptes in die Arena. Der Boden war aus festgetreten Sand, der vergossenes Blut sofort aufsaugte. Bei diesen Turnieren kam es oft zu Verletzungen und manchmal auch zu Verstümmelungen. Allerdings war es verboten, den Gegenüber zu töten.
Die Arena glich einem Amphitheater mit dem Kampfplatz in der Mitte und den Sitzreihen drum herum. Alles aus einem hellgrauen Stein gebaut und etwas aufgeheizt von der Mittagssonne. Im Moment war es dem Ende des Frühlings entsprechend warm, aber im Hochsommer wurde es dann wirklich ätzend.
Dazu verzierten die blauen Banner des Königs das Bauwerk und flatterten leicht im Wind. Das Wappen prangte für alle deutlich sichtbar auf dem Stoff. Die silbernen Schwerter mit dem Lorbeerkranz darunter.

Auf den Sitzreihen jubelten und applaudierten die Zuschauer aus allen Gesellschaftsschichten. Der Eintritt war kostenlos und die Arena dementsprechend proppenvoll. Nur die erhöhten Logen mit Bedienung und Essen inklusive kosteten Geld. Diesen Preis konnte sich allerdings nur die Adeligen und manchmal auch die Kaufleute leisten.

Die Zuschauer applaudierten allerdings nicht mir, sondern meinem Gegner, einem Ritter des Königs.
Dieser reckte lächelnd sein Schwert in die Luft und feuerte die Menge noch mehr an. Im Gegensatz zu mir trug er eine komplette Rüstung, die in der Sonne glänzte. Ich wettete, er hatte sie für seinen Auftritt extra polieren lassen.
So gut sie auch aussah, die Rüstung schränkte ihn in seiner Bewegungsfreiheit ein und verlangsamte sein Tempo. Ich dagegen war schnell und wendig.

Seufzend wartete ich, bis er genug von dem Jubel des Publikums aufgesogen hatte und sah währendessen zur Königsloge.

Die königliche Familie hatte nämlich erhöht ihren eigenen, überdachten Sitz. Flankiert wurden sie von Wachen, bedient von Dienern und man hatte kunstvolle Stühle hochgeschleppt.
Auf ihnen saß der König, die Königin und der Kronprinz.

Unter dem Volk galt der König als streng, aber fair. Verbrechen wurden konsequent bestraft, aber die Steuern wurden nicht unnötig erhöht. Dazu gab es einmal im Monat für das Volk Zugang zum Palast, um Probleme zu melden. So weit es möglich war, versuchte der König diese Probleme zu lösen. Er gab dem Volk damit das Gefühl, gehört zu werden.

Ich fand, dass sein Aussehen zu seinem Ruf passte. Er saß aufrecht auf seinem Stuhl, die hellbraunen Haare streng nach hinten gekämmt und den Blick interessiert auf den Platz gerichtet. Auf seinem Haupt saß eine goldene Krone, mit eingeprägten Mustern, die ich von hier unten nicht erkennen konnte. Er strahlte eine Autorität aus, wie nur ein König es konnte.
Jetzt beugte er sich zu seiner Frau rüber und während er sprach, sah man die Lachfalten um seine Augen.

Nemesis - Blut und Schwerter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt