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Schmerzen zuckten durch meine Glieder, während ich angespannt auf Alarics Tisch lag. Der Heiler selbst stand über mich gebeugt und inspizierte die Wunde. Ich wusste auch so, dass es nicht gut aussah, aber sein blasses Gesicht bestätigte mich darin.

Martell und Aramis wahrten etwas Abstand, aber Drystan stand betroffen auf den Tisch gestützt dem Heiler gegenüber. Seine Augen zuckten von der blutenden Verletzung, zu meinen Narben und zu meinem emotionslosen Gesicht.

„Wieso bist du so ruhig?", wollte er fassungslos wissen.
Als der Schmerz kurz anstieg, schaffte ich es nicht zu antworten, aber dann richtete ich meine grauen Augen auf den Prinzen.
„Ich hatte schlimmeres."
„Schlimmeres?"
Tief ein und aus atmend rieb er sich über das Gesicht.

„Was könnte schlimmer sein als infiziert und damit praktisch zum Tode verurteilt zu sein?", fragte Aramis mit düsterem Gesicht. Er klang, als wollte er die Antwort gar nicht wissen.
Unter Qualen wandte ich meinen Kopf zu ihm.
„Zum Tode verurteilt zu sein, bedeutet, dass es ein Ende gibt."
Konzentriert keine Gefühle durchdringen zu lassen, drehte ich meinen Kopf wieder zurück.
„Schlimmer sind Schmerzen, bei denen kein Ende in Sicht ist."

Meine leeren Worte brachten geschocktes Schweigen über uns.

„Die Wunde muss genäht werden", durchbrach Alaric die unangenehme Stille und verschwendete keine Zeit eine brennende Paste auf die Wunde zu schmieren, nachdem er sie vorher mit einem Lappen und Wasser abgetupft hatte.

„Das wird nichts bringen", bemerkte ich etwas gepresst, „Ich bin infiziert."
Mit funkelnden Augen schoss der Kopf der Heilers hoch. Strähnen seines hastig zu einem Zopf gebundenen Haar fielen ihm dabei ins Gesicht.
„Ich konnte Yvaine nicht retten. Euch lasse ich aber nicht im Stich. Ein zweites Mal soll kein Patient sterben."
Tränen funkelten in seinen Augenwinkeln und auch Drystan sah zu Boden. Ihr Tod hatte uns alle mitgenommen, auch wenn wir wussten, weiter zu machen.

Das Brennen in meinem Körper nahm mich ein, sodass ich nicht den Nerv hatte zu diskutieren.

Stattdessen musste ich mir große Mühe geben bei Alarics Fingern auf meiner Haut nicht zu wimmern. Ich wusste, es war nötig die Wunde zu reinigen und eine Infektion zu verhindern, aber ich konnte nichts gegen die altbekannte Angst machen, die in mir emporstieg.

Glücklicherweise lenkte mich Martells tiefe Stimme ab.
„Wir müssen den König informieren, dass Inifzierte in der Stadt sind. Meint ihr, sie haben noch andere angesteckt?"
Drystan antwortete nicht, weil er mich noch immer mit Argusaugen beobachtete.

„Gut möglich", sagte also ich, „Es wird an der Zeit den Bewohnern zu sagen, was in ihrem Land vor geht."
Aramis brummte zustimmend.

Nachdem die Salbe gegen eine Infektion eingezogen war, nahm Alaric Nadel und Faden in die Hand.
„Das wird weh tun", warnte er mich.

Fast hätte ich hohl aufgelacht, aber durch einen weiteren Krampf blieb es mir im Hals stecken.
„Vermutlich wird es in den restlichen Schmerzen untergehen."

Alaric hielt in der Bewegung inne, mit der er den Faden durch das Nadelloch führen wollte.
„Welche Schmerzen genau meinst du?"
Mein Blick flog zu ihm. „Yvaine hatte sie doch auch. Bei mir sind es die gleichen Symptome."
Alaric fixierte mich. „Die Schmerzen weswegen sie gebettelt hat, dass wir sie umbringen?"
„Genau die."

Martell und Aramis tauschten einen Blick.
„Aber... aber dein Gesicht ist so wie immer", wandte Aramis ungläubig ein.

Mein ganzer Körper stand in Flammen, alles was ich wollte war schreien, mich winden, um den Schmerz irgendwie aus mir raus zu treiben. Das Bedürfnis wurde immer größer und ich musste mit aller Macht Tränen zurück halten. Meine Muskeln waren zum zerreißen angespannt, weil immer neue Schmerzenswellen durch sie hindurch jagten.

Nemesis - Blut und Schwerter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt