Pov. Tim
Drei Tage war es nun her, dass mich Jan aus seiner Wohnung geschmissen hatte. Drei Tage, in denen ich nichts von ihm hörte, drei Nächte in denen ich nicht ein Auge zubekam. Auch das Essen hatte ich die letzten Tage verschmäht. Zu groß war die Ungewissheit und der Schmerz, Jan nicht mehr an meiner Seite zu wissen. Meine Gedanken kreisten ständig um Jan, die wichtigste Person in meinem Leben. Nun war er einfach weg, offline. Das Handy war aus und auch auf zahlreiche Klingelstürme reagierte er nicht. Hatte ich etwa alle Anzeichen falsch gedeutet? Ich hätte schwören können, in seinen Augen mehr als nur Freundschaft zu erkennen. Die intensiven Blicke, die wir die letzten Wochen immer mal wieder austauschten, seine Wangen, die erröteten, wenn Gisela mich unsittlich berührte. All diese Gedanken brachten mich fast um. Was, wenn er abgekapselt einen epileptischen Anfall erleiden würde, würde er diesen überleben? Ich schüttelte meinen Kopf, um den Gedanken so schnell wie möglich zu verwerfen. "Es wird alles gut sein. Jan ist stark. Er wird sich melden, wenn er soweit ist." Diese drei Sätze wiederholte ich in meinem Kopf, immer und immer wieder, doch der gewünschte beruhigende Effekt blieb leider aus. Ich wollte doch einfach nur wissen, ob es ihm gut ging. Ich saß nur noch in meinem Zimmer oder wartete vor Jans Wohnhaus auf ein Lebenszeichen, weinte und stellte mich und unsere gesamte Freundschaft in Frage.
Pov. Jan
Die Nächte der vergangenen Tagen waren schlaflos gewesen. Immer wieder hatte ich Tims Blick vor Augen, den er mir zu warf, bevor er meine Wohnung verließ. Zu wissen, dass ich Schuld daran war, brach mir beinah das Herz. Noch nie hatte ich ihn so verletzt gesehen, noch nicht einmal, als ihn damals seine große Liebe betrogen hatte. Ich musste diesen Schlussstrich ziehen, bevor mich meine Gefühle innerlich zerfraßen. Ich musste mich vor Tim schützen. Bald würde er aufgeben, nicht weiter vor dem Hauseingang campen, nicht mehr Sturm klingen und mich nicht mehr anrufen. Irgendwann würde auch er akzeptieren, dass unsere Freundschaft keine Zukunft mehr hatte. In den letzten Tagen hatte ich einige Sekt- und Weinflasche geleert, doch auch sie konnten den Schmerz nur wenig lindern. Ich vermisste meinen quirligen Freund. Seine verpeilte, liebenswürdige Art und sein Lachen, dass durch die ganze Wohnung hallte. Ohne ihn fehlte so vieles, was mein Leben lebenswert machte. Wieso konnte ich nicht nur ein einziges Mal meine verdammten Gefühle unter Kontrolle behalten? Als ich mal wieder dabei war, in Selbstmittleid zu versinken, hörte ich ein zarghaftes Klopfen und ein leises "Jan" vom Flur. Erst hielt ich das Ganze für einen Streich meiner Einbildung, doch Tim hatte sich tatsächlich bei den Nachbarn durchgeklingelt und war so ins Haus gekommen. Nun stand er vor meiner Wohnung und flehte um Einlass. So zu tun, als wäre ich nicht da, war mit Gisela leider unmöglich. Selten störte mich meine Krankheit, aber gerade in diesem Moment verfluchte ich sie. Wie ein Wasserfall folgte ein verbaler Tic dem Nächsten. Als Tims ehrliches Lachen ertönte, blieb mein Herz für einen kurzen Augenblick stehen. So sehr sich mein Herz auch nach ihm sehnte, ich musste standfest bleiben. Irgendwann würde sich auch meine Gefühlswelt wieder ordnen. Mit diesen gedachten Worten begab ich mich zurück ins Schlafzimmer. In der abgedunkelten Kammer, kam Gisela wieder zur Ruhe und ich verharrte dort einige Stunden, bis ich erlöst wurde. Tims Schritte ertönten im Treppenhaus, wurden immer leiser und verstummten dann. Endlich war ich wieder alleine.
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Kann ein Streit uns trennen?
FanfictionIn der Geschichte geht es um die YouTuber Jan Zimmermann und Tim Lehmann von Gewitter im Kopf, die als beste Freunde einen YouTube Kanal führen und über Jans Tourette-Syndrom "Gisela" aufklären. Allerdings entspringen alle Handlungen in dieser Fanfi...