Freundschaft

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"Ruf mich nie wieder an!"
Mit einem Knall fällt die Türe ins Schloss und wütend stampfe ich die Treppe hinab und zur Türe hinaus. "Scheiß Kerl, was der immer will. Das funktioniert nie mit uns. Hat es noch nie. Warum falle ich jedes mal darauf rein? Meine Güte!"
Vor mich hin fluchend und resigniert komme ich am Auto an und öffne die Fahrertür.
"Jetzt warte doch mal!" Ruft es hinter mir. Ich erstarre. Er ist mir tatsächlich gefolgt. Er. Mir. Gefolgt. Hör nicht auf ihn. Los steig ein!, zischt meine innere Stimme.
Erschüttert lasse ich mich auf den Sitz fallen und ziehe die Türe zu. Hektisch durchwühle ich meine Handtasche nach meinen Autoschlüsseln, um endlich von hier wegzukommen. Unwillentlich muss ich an die letzten Wochen denken, die hinter mir liegen. Nach langer Zeit hatte er sich wieder gemeldet. Betrunken, wie immer. Sprach davon, wie schön die Zeit mit mir war. Als es noch ein Uns gab. Er vermisse die Zeit mit mir, sagte er. Blöd wie ich war, glaubte ich ihm. Wir verabredeten uns. Wir gingen Essen. Nobel, in einem Restaurant mit drei Sternen. So nobel kannte ich ihn nicht. Normalerweise reichte uns entweder ein Fastfood Restaurant á la McDonalds oder ein legeres Restaurant. Gemütlich, entspannt und alles andere als förmlich.
Da ich ihn unbedingt beeindrucken wollte, warum auch immer, ich hatte diesen Eindruck wohl schon hinterlassen, zog ich das Kleid an, welches er mir für die Hochzeit meiner Schwester damals ausgesucht hatte. Es war rot, weinrot, mit schwarzen Stickereien, die Rosen konturieren. Schlicht aber elegant. Vielleicht nicht klassisch aber wie für mich gemacht.
Der Abend war wirklich schön und sein Benehmen tadellos. Trotzdem gab es da dieses Ziehen in meinem Bauch, das mir sagte, ihn nicht zu küssen.
Das Geräusch der sich schließenden Beifahrertür lässt mich zusammenfahren. Ich drehe mich zur Quelle des Geräuschs, meide allerdings seinen Blick.
"Adea, hey. Hör auf zu weinen, bitte." Sagt er sanft und streicht mir eine Träne von der Wange. Dann nimmt er meine Hände in seine und fährt fort: "Ich weiß, unsere gemeinsame Zeit zusammen hatte mehr Tiefen als Höhen aber du weißt auch, dass es genau diese Reibereien sind, die uns zusammengeschweißt haben. Weil wir auf einander aufpassen und für einander da sein können. Allerdings fehlt mir dieses Gefühl in unserer Beziehung und es fühlt sich für mich nicht nach Liebe der..." "...nicht nach Liebe der Liebenden, sondern nach Liebe der Freundschaft an. Ich weiß." Unterbreche ich ihn, rede dann aber weiter: "Tobi...
Die letzten Male als wir uns wieder getroffen hatten, mit dem Blick auf das fortführen unserer Beziehung, habe ich auch nach dieser Geborgenheit gesucht. Vergebens, leider." Resigniert seufze ich auf. Wieder laufen mir Tränen über das Gesicht. Die Wut ist nun für die Trauer gewichen. Traurig darüber, dass wir unsere blühende Freundschaft so leichtfertig aufs Spiel gesetzt haben, sehe ich ihn an. Auch Tobi blickt mir aus traurigen und leeren Augen entgegen. "Es tut mir so leid", flüstere ich und schließe die Augen. "Es war eine dumme Idee, dass wir auf Mehr eingegangen sind." "Nein, das war es nicht!" Widerspricht er mir energisch. "Sieh mal, wir haben Seiten aneinander kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Und dadurch schätze ich dich nur noch mehr wert. Vielleicht nicht als festen Lebenspartner, dafür als wirklich gute Freundin. Ich bin dankbar, dass wir diesen Schritt gemeinsam miteinander gegangen sind." Prüfend sieht er mich an. Mein Ex und quasi bester Freund. Ihm kann ich alles erzählen und er hat recht. Er ist derjenige, der mich zum Aufblühen gebracht hat. Während der Zeit unserer Freundschaft und nicht während unserer Beziehung. "Du hast recht", sage ich. Langsam trocknen die Tränen und ein zittriges Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Er erwidert es und legt seine Hand an meine Wange. Instinktiv schmiege ich mein Gesicht in seine Handfläche. "Dann lass uns Freunde bleiben, okay?" Flüstere ich mit rauer Stimme. Er nickt und zieht mich in eine Umarmung. "Können wir jetzt frühstücken oder willst du nach Hause fahren?"
"Frühstücken, ich habe Hunger." Lache ich. "Gut." Schmunzelnd steigt er aus und läuft um das Auto herum, um mir beim Aussteigen zu helfen. "Ganz der Gentleman", bemerke ich und wir machen uns auf den Weg zu seiner Wohnung.

Love  *slow updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt