Just me || Yoonmin

⭐ Kapitel 2 ⭐

Als Park Jimin den nächsten Morgen aufstand, da ging es plötzlich viel besser. Er hatte immer Probleme damit gehabt sich von der dicken, warmen Bettdecke zu verabschieden und dann das weiche, gemütliche Bett zu verlassen um einen weiteren grauen, trostlosen und kalten Tag zu beginnen. Aber heute war das anders. Heute stand er ohne zu zögern auf, obwohl ihm kalt war. Er zog sich eben schnell etwas an, machte sich fertig und der Gedanke, der ihn antrieb war einer.

Heute werde ich den Jungen wieder sehen dürfen.

Er machte sich also schneller als sonst auf den Weg zur Schule, konnte kaum mehr ruhig bleiben, so aufgeregt war er endlich in den langweiligen Unterricht zu kommen. Mit dem Unterschied, dass der Unterricht heute ganz und gar nicht langweilig werden wird. Er würde nämlich wieder auf den hübschen Hinterkopf starren können und lauschen dürfen, wenn er mal wieder mit seinem Freund neben ihm lacht.

Als Jimin daran denken musste, da spürte er außer der Wärme plötzlich auch noch eine Hitze in seinem Herzen. Wieso will er nicht mit mir lachen? Aber natürlich wusste Jimin die Antwort schon. Niemand wollte je etwas mit ihm zu tun haben wollen. Auch sein Crush nicht. Doch er würde sich langsam rantasten. Er würde es machen, weil er plötzlich so eine Kraft hatte, wie selten nicht mehr. Er wollte leben. Zum ersten Mal seit Jahren wollte er in den Tag starten. Und dieses Gefühl war einfach nur das aller beste.

Als der weißhaarige Junge das Klassenzimmer mit seinem Freund betrat, da lachte er noch ein bisschen. Sie setzten sich einfach nur auf ihren Platz in der vor letzten Reihe und redeten weiter. "Ja, nicht? Das müssen wir unbedingt wiederholen.", lachte er leise. Er bemerkte nicht, dass der Junge mit den schwarzen Haaren, der hinter ihm saß ihn schon die ganze Zeit mit einem Gedanken anstarrte. Sagt seinen Namen. Sein Name. Ich muss seinen Namen wissen. Der Name. 

"Oh, und Yoongi! Ab heute verbringen wir unsere Pausen in der Mensa." Yoongi. Jimin war gerade von seiner Wolke sieben wieder runter auf die Erde gefallen, nur um dann nach dem harten Aufprall wieder ganz oben zu sitzen. Yoongi. Was ein wunderschöner Name! Er konnte nichts gegen das Lächeln machen, was er hatte, starrte dann mit warmen Wangen nach draußen. Das Lächeln war so süß auf seinen Lippen und kurz dachte er sich, dass Yoongi bestimmt so süß sein musste. Weil sein Lächeln durch ihn kam. "Oh, echt? Haben die anderen beiden schon zugestimmt? Oder hast du das mal wieder alleine entschieden, Hobi?" 

Aber sobald der Unterricht begann, da unterhielten sie sich nicht mehr, sondern versuchten im Unterricht aufzupassen. Jimin versuchte auch aufzupassen. Er versuchte so viel von dem Jungen zu sehen, wie er nur konnte. Er versuchte so viel von Yoongi zu sehen, dass ihm nur noch viel wärmer wurde, als er plötzlich nicht nur den Hinterkopf sehen konnte, sondern auch das ganz Profil. 

Park Jimin hatte das Gefühl noch nie einen schöneren Menschen gesehen zu haben. Er suchte sich schnell einen Bleistift heraus, drehte den Block herum und beeilte sich die Konturen des Profils einzufangen. Er wollte den Moment einfangen. Den Moment, als er so glücklich war zum ersten Mal an diesem Tag Yoongis Gesicht zu sehen. Er zeichnete und zeichnete und er zeichnete die ganze restliche Stunde noch ohne auf den Unterricht zu achten. Der Unterricht machte nicht glücklich. Yoongi tat es. 

Und nach diesem Unterricht, da startete die neue Stunde und Jimin bekam davon nichts mit. Er war fertig mit seiner Skizze, fuhr mit seinem Zeigefinger die Nase entlang, die er jetzt auf dem Papier gezeichnet hatte. Yoongis Nase und wenn er sich vorstellte, er würde tatsächlich gerade über Yoongis süße Nase fahren, dann fing ihm plötzlich an alles zu kribbeln. Gott, was war das Gefühl nur? Wieso war er so fröhlich und glücklich? Wieso konnte er nicht aufhören zu lächeln? Wieso konnte er nicht aufhören auf Yoongis Gesicht zu sehen, dass er abgezeichnet hatte? Wieso wollte er Yoongis Gesicht in der Wirklichkeit noch einmal ganz kurz sehen. Ganz kurz, vielleicht... 

"Jimin, vielleicht?" Er schreckte bei seinem Namen so stark auf, dass er auch noch das Gefühl hatte sein Herz würde ihm runterrutschen. Mist. Er hatte nicht aufgepasst. Und jetzt wurde er etwas gefragt und er sah sich panisch die Tafel an und konnte nur schüchtern mit den Schultern zucken. "Ich weiß es nicht.", brachte er stotternd hervor. "Das würden Sie, wenn Sie aufpassen würden." Und selbst diese kleine Ermahnung hielt ihn nicht davon ab, nicht dem Unterricht zu folgen. Er war in seiner eigenen Welt und in dieser gab es nur ihn und Yoongi. 

Yoongi tat der Junge hinter ihm leid, der anscheinend nicht aufpasste und dann nur noch Stottern konnte. Er wollte ihm irgendwie helfen, aber er konnte nicht, ließ es sein und vergaß das Gefühl dann wieder. Yoongi schien das ganze einfach vergessen zu haben, als wäre es normal. Aber er wusste natürlich nicht, wieso Jimin nicht aufgepasst hatte. Denn würde er wissen, dass Park Jimin viel lieber ihn anstarrte - besser nur seinen Hinterkopf - dann würde er das nicht vergessen. Aber so war das ganze nichts weiter. Für Yoongi war das ein Unterricht und für Jimin war Yoongi, der im Unterricht vor ihm saß, plötzlich die ganze Welt. Er wurde zu seiner Welt und Yoongi wusste das noch nicht einmal. Noch schlimmer hatte er nicht einmal einen Funken Ahnung.

Und dann war die Pause da und Jimin sah panisch zu, wie Yoongi einfach das Klassenzimmer verließ. Er fühlte sich so einsam wieder, packte schnell seine Sachen, warf sich die Schultasche um und versuchte hinterherzurennen. Er wusste nicht genau, wieso er das tat, aber er hatte einfach das Gefühl es machen zu müssen. Er wollte Yoongi nämlich noch viel länger anschauen. Er wollte ihm beim Reden zuhören und auch sein Lachen sehen. 

Er hatte Yoongi zwar aus den Augen verloren, aber dadurch, dass er das Gespräch mitgehört hatte, wusste er, dass er bestimmt in der Mensa sein wird. Und wie das Schicksal es so wollte, da war er da und deswegen fing Jimin alleine bei seinem Anblick an zu lächeln und suchte sich gleich den nächsten Tisch raus. Genau wieder im Rücken von Yoongi. Und Jimin verbrachte die ganze Zeit damit Yoongi anzustarren und zu schwärmen.

Yoongi war ja so cool.
Yoongi hatte total viele Freunde.
Yoongi hatte das perfekte Grinsen.
Yoongi hatte die perfekte Stimme.
Yoongi sah so gut aus. 

Und am Ende realisierte er kaum, wie schnell die Zeit doch fliegen konnte. Und weder Yoongi noch seine drei Freunde sahen, wie sie angestarrt und beobachtet wurde. Für sie war es nur eine normale Pause, für Jimin war es aber die beste Pause seit Jahren. Er saß zwar immer noch alleine, aber er fühlte sich nicht einsam. Er hatte Yoongi und er war sich sicher, dass das komische Gefühl in ihm das beste war, was er in seinem ganzen Leben je spüren durfte.