Ein weiterer Neustart (girlxgirl) (Fortsetzung)

25

Emma

"Also?" Mike zog seine Augenbraue hoch und gab mir einen fragenden Blick.
"Was also?"
Er rückte auf der kleinen Couch in meinem Büro auf und ab.
"Ach komm. Jetzt tu doch nicht so. Wieso warst du bei Summer?"
"Ihre Mutter hatte einen Schlaganfall und ich war mit ihr im Krankenhaus, weil sie sich nicht getraut hat alleine hinzugehen. Nichts besonderes." Zuckte ich kurz mit der Schulter und setzte mich auf meinen Schreibtisch. Ich versuchte so wenig vom Geschehenen zu erzählen. Er würde wieder nur ein riesen Drama draus machen.
"Und wieso warst du dann gestern abend nicht zuhause? Ich hab bei dir angerufen und du bist nicht ran gegangen." Mike hatte immernoch diesen fragenden und auch gleichzeitig misstrauischen Blick dran.
"Ich habe dort übernachtet." Nuschelte ich. "Wir haben es kleines getrunken und dann konnte ich nicht mehr fahren." Versuchte ich mich zu rechtfertigen.
"Ah so ein Ding war das. Du musstest sie ein bisschen Trösten und aufheitern." An dem Klang seiner Stimme erkannte man, dass er das zweideutig meinte und das Zwinkern am Ende unterstützte das auch.
"Sei leise! So war das garnicht." Ich holte aus und warf einen Kulli nach ihm, welchem er geschickt auswich.
"Heyyy!"

"Aber wenn du mich jetzt ma in Ruhe arbeiten lässt, wäre ich dir sehr dankbar." Ich deutete auf die Tür und im gleichen Moment stand er schon auf.
"Wenn du meinst. Aber denk ja nicht wir sind hier fertig." Sagte er, als er mein Büro verließ und die Büro hinter sich schloss.

Puhhh. Was ein Glück. Ich wusste, ich musste ihm noch mehr erzählen, damit würde er sich nicht zufrieden geben. Dafür kennt ich ihn zu gut. Aber wie viel sollte ich erzählen.

Summer

"Wie bitte?? Ihr habt was?" Drang eine aufdringlicher Schrei aus dem Lautsprecher meines Handy.
"Hör ma auf so rum zuschreien. Am Ende hört das noch Leo." Sagte ich zu Lisa in dem Hörer.
"Weiß er es? Also hat er es mitbekommen?"
Ich musste kurz darüber nachdenken. Hätte er es mitbekommen, hätte er bestimmt etwas gesagt oder? Man konnte ihm ansehen, wie sehr er Emma vermisst hatte und wie sehr er sich gefreut hat sie am Morgen hier zu sehen.
"Ich glaube nicht." Flüsterte ich etwas. Leo war in seinem Zimmer. Er könnte jeden Moment herunterkommen oder lauschen. Von Oma hatte ich ihm auch immernoch nichts erzählt. Das würde ich morgen machen, dann können wir sie auch gleich noch besuchen.

"Aber jetzt erzähl doch mal. Wie wars? Habt ihr euch nur geküsst oder lief da mehr?" Bei ihrer Frage atmete ich tief ein und aus und ging die ganze letzte Nacht nochmal in meinem Kopf passieren.

"Also wie schon gesagt haben wir uns halt dann geküsst und so, aber mehr lief da nicht. Später sind wir einfach dann ins Bett gegangen. Und halt der Kuss zum Abschied." Allein von dem Gedanken bekam ich ein leichtes Kribbeln im Bauch. Ihre Berührung auf meiner Haut, ihre weichen Lippen und ihre süßer Geruch. Emma trieb mich noch in den Wahnsinn.
"Aber...." Fing ich an.
"Aber was?"

"An dem Abend wo ich vor ihrer Haustür saß, da hatte ich in ihrem Schlafzimmer ein Kleid gesehen und zuerst meinte sie, es sei nichts wichtiges, wohin sie musste und dann am nächsten Abend hatte sie mir gebeichtet, dass es ein Date war. Wäre ich nicht an dem Abend zu ihr gekommen, wäre sie auf ein Date gegangen." Ich klang ziemlich verzweifelt, fiel mir im nachhinein ein.
"Naja...ihr seid auch jetzt schon lange geschieden, irgendwann war es klar, dass sie sich jemanden Neues sucht. Aber sehs mal so, sie hat sich gewählt, bei der Entscheidung, ob die einen schönen Abend mit ihrem Date hat oder sie bei dir bleibt und sich um dich kümmert. Summer, sie hat dich gewählt und nicht die andere Person."
Ich glaube ich verstand, was Lisa mir damit mitteilen wollte, doch ich fragte zur Sicherheit lieber nochmal nach.

"Also denkst du, sie... naja ...hat auch noch Gefühle oder ich sei ihr noch wichtig?" Ich hatte selbst vor ihrer Antwort Angst, obwohl sie nichtmal Emma war und die richtige Antwort garnicht wusste. Leise setzte mich mich draußen auf einen Garten Stuhl und wartete gespannt auf ihre Antwort.
"Ich bin nicht Emma, ich kann dir nicht sagen, ob sie noch Gefühle für dich hat, aber wichtig bist du ihr sicher noch, sonst hätte sie das alles nicht getan und außerdem hat sich dich ja auch zurück geküsst, also besteht da eine Chance, dass sie dich noch mag."

Ich atmete erleichtert auch. Hatte Lisa recht? Ob Emma wirklich noch das Empfindet wie früher?
"Denkst du?"
"Ja denke ich." Sie machte kurz eine kleine Pause. "Aber Summer?" Fing sie wieder an.
"Bitte mach dir nicht all zu große Hoffnungen. Du weißt schon. Lass dich nicht noch einmal von ihr so verletzten. Pass bitte auf." Lisa machte sich wirklich Sorgen, dass hatte sie schon immer. Konnte ich auch irgendwie nachvollziehen. Damals war ich wirklich am Boden, als sie der Scheidung zugestimmt hatte.
"Ja ich passe auf. Versprochen." Versicherte ich ihr und somit beendeten wir auch unser Telefonat. Ich legte mein Handy auf den kleinen Beistelltisch und starrte für einige Zeit ins Leere. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie es jetzt weiter gehen sollte.
Sollte ich ihr vielleicht schreiben?
Oder doch lieber warten bis sie mir schreibt?
Ich war viel zu lange in einer Beziehung, um zu wissen, wie das funktioniert, wenn man jemanden mag, man aber nicht wusste, was die andere Person fühlt. Die ganze Zeit wusste ich, dass Emma mich liebte, aber jetzt? Jetzt wusste ich es nicht mehr und das machte mir Angst.

Ich entschloss mich wieder ins Haus zu gehen und ich zuckte leicht zusammen, als ich Leo auf der Couch sitzen sah und Fernseher schaute. Er bemerkte mich allerdings erst garnicht. Erst als ich mich vor dem Fernseher entlang schlängelte realisierte er anscheinden, dass ich da war.

"Kommt Mom bald wieder?" Fragte er mich und ich blieb direkt vor dem Fernseher stehen. Leo versuchte an mir vorbei zu schauen und daraufhin machte ich einen Schritt zur Seite und setzte mich auf die Couch zu ihm.
"Das weiß ich leider nicht." Ich war etwas traurig, dass ich die Antwort darauf nicht wusste.
"Ich hoffe schon. Nicht böse sein, aber das Frühstück war viel besser als deins." Lachte er leicht und ich konnte mir das Lachen auch nicht verkneifen.
"Heyy!" Spielte ich beleidigt.
"Aber wie gesagt Großer. Ich weiß es nicht, aber wir werden es bestimmt bald herausfinden."

Würden wir das? Oder wird Emma jetzt so tun, als wäre nichts passiert? Sie war schon immer ziemlich kompliziert. Ich hoffe einfach, dass das nicht der Fall ist.