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Im einen Moment stehe ich neben Maria, beruhige sie, weil sie ganz aus dem Wind ist, nach dem, was mit Fernando passiert ist

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Im einen Moment stehe ich neben Maria, beruhige sie, weil sie ganz aus dem Wind ist, nach dem, was mit Fernando passiert ist.

Im nächsten befinde ich mich in einer mit bläulichem Licht beleuchteten Höhle, neben mir alle anderen, auch Álvadro. Wir wurden teleportiert? Ich drehe mich um die eigene Achse und keuche überrascht auf. Fernando bückt sich über Liens reglosen Körper, sein Gesicht ist von Entsetzen gespickt.

"Was ist passiert?", rufe ich und stürze auf Knien zu Lien hin. Er ist der einzige, nach Alexejs Tod, der mich unterstützt hat, mir angeboten hat zu reden.
"Ich-ich habe...ich habe ihn umgebracht, oder?"
Seine Stimme zittert.
"Er lebt noch." Ich stoße die Worte aus, voller Angst, nachdem ich Liens Puls gefühlt habe. Ich schließe erleichtert die Augen, aber irgendwie bin ich nicht beruhigt. Die Wirkung von diesen verdammten Leuchtfäden ist vorbei, aber sie hat in mir etwas aufgerüttelt. Wie soll es mit mir so weitergehen?

"Was ist passiert?", fragt Álvadro verwirrt.
"Ich...ich", stottert Fernando und lässt sich auf die Knie fallen.
"Es ist alles gut. Das warst nicht du", versuche ich ihn zu beruhigen. Er ist sonst immer so hart und zeigt keine Emotionen und jetzt kniet er auf dem Boden, die Schuldgefühle stehen in seinen Augen geschrieben.

Dieses Projekt ruiniert uns alle. Ich, Fernando, wir sind beinahe zu Mördern geworden. Alexej ist gestorben, und auch wenn daran das Projekt nicht schuld daran ist, hat es die Stimmung hier doch zerstört. Niemand kann sich bessern, wenn gerade jemand gestorben ist. Wieder einmal frage ich mich nach dem Sinn des Ganzen.

Auf einmal schnappt Lien nach Luft und ich helfe ihm, sich hoch zu stützen.
"Es ist alles gut", murmele ich, weiß nicht, ob ich mich, Lien oder Fernando, der vor Erleichterung beinahe in Tränen auszubrechen scheint, anspreche.

"Was zum Teufel war das?"
Álvadros Stimme klingt wütend - mit Grund. Ich verstehe gar nichts mehr.
"Scheinbar eine Warnung, was passiert, wenn wir uns nicht bessern."
Liens Stimme ist leise und rau, er fasst sich unterbewusst an den Hals, an dem zwei rote Abdrücke prangen. Er meint es wahrscheinlich nicht so, aber Fernando zuckt zusammen, als er es sieht. Ich glaube, Fernando ist kein schlechter Mensch. Er ist vielleicht voller Wut auf die Welt, wegen seiner Vergangenheit, aber er will nichts Böses.
"Und das- das soll uns helfen?", fragt Álvadro skeptisch.

"Ich bin sowas von durch mit diesem Projekt. Wer hat sich das denn ausgedacht? Es wird nichts besser - nichts!"
Fernando spricht das aus, was ich mir von Anfang an gedacht habe. Ich will nur zurück.

"Da gibt es sowieso noch etwas, was ich euch erzählen muss. Schon vor langer Zeit hätte tun sollen", gibt Lien zu und fährt sich mit der Hand durchs Haar.
"Und das wäre?", fragt Leon und kneift misstrauisch die Augen zusammen.
"Ich muss erst einmal schauen, ob ich dabei aufgehalten werde."
"Braucht ihr nicht zu verstehen", fügt er hinzu, nachdem wir wohl alle verwirrt ausgesehen haben.

"Lass uns erstmal aus diesem scheiß Tunnel rauskommen", murmelt Álvadro.
Wir reihen uns wieder ein und laufen hintereinander zurück. Die Stille angespannt, gefüllt mit tobenden, unausgesprochenen Gedanken.
"Es tut mir leid", sage ich zu Fernando, der vor mir läuft. Nur wegen mir ist er erst diesem Wahn verfallen, der uns Dinge tun lässt, die wir sonst niemals machen würden.
"Wie du zu mir gesagt hast - du kannst nichts dafür."

Ich atme tief durch, fühle mich merkwürdig. Nichts, was ich beschreiben könnte. Da ist nur in mir etwas, das sagt, dass es mir nicht gut geht. Ich schließe für einen längeren Moment die Augen, weil ich so durcheinander bin.

Niemand redet ein Wort. Fernando atmet schwer und Lien leuchtet uns als erster den Weg.

Nach gefühlt ewiger Zeit erreichen wir den Ausgang. In der Grube sind Ausbeulungen in der Wand, die so aussehen wie von Menschenhand gemacht.
"Das war ich", gibt Álvadro kleinlaut zu. "Als...ja ihr wisst schon."

"Was war das eigentlich? Du hast doch gesagt, dass du Angst hast allein zu sein...dann hättest du doch genau das Gegenteil machen müssen, dich an uns klammern, anstatt wegzurennen?"
Lien sieht ehrlich neugierig aus, während ich mit der Hand über die raue, kühle Oberfläche der Wand fahre.

"Ja...vielleicht habe ich nicht die ganze Wahrheit gesagt." Er kratzt sich am Kopf.
"Ich habe mehr die Angst, dass mir die Menschen, die mir nahestehen mich verraten und ich dann alleine bin."

"Und wieso hast du uns nicht das vorher gesagt?", fragt Lien.
"Weil ich deswegen einmal ausgelacht wurde und mein bester Freund sich deswegen von mir abgewendet hat."
"Hmmm, denkst du wirklich, dass wir dich wegen deinen Ängsten auslachen würden?"
"Was weiß ich", seine Stimme klingt verzweifelt, "Von meinem besten Freund habe ich es schließlich auch nicht erwartet..."

"Ich habe Angst vor Füchsen, was wahnsinnig bekloppt ist, weil die mehr Angst vor mir haben würden als ich vor ihnen, aber ich kann nichts dagegen tun", platzt es aus Louise raus.
Ich weiß, was sie damit versucht zu erreichen und melde mich zu Wort.
"Ich habe Angst, dass mein Essen in meinem Koffer vergammelt, während ich hier bin."
Unglaublich schwachsinnig, aber wahr. Ich habe auch noch größere Ängste, aber um die geht es nicht. Zumindest nicht in diesem Moment.

"Danke, aber ihr müsst das nicht machen", murmelt Álvadro, Tränen stehen in seinen Augen.
"Ich habe Angst das ich das falsche mache, dass ich meine Eltern nicht stolz machen kann, obwohl sie mich mittlerweile wahrscheinlich vergessen haben", wirft Lien ein und blickt zu Boden.
"Ich habe Angst, weil ich keine Angst habe." Von Leon hätten die Worte überheblich klingen können, aber in diesem Moment liegt nur unendliche Trauer in seiner Stimme.
"Ich habe Angst, niemanden zu finden, der mich so liebt wie ich ihn", sagt Maria und ihre Augen zucken für einen Moment zu Fernando. Dieser reagiert auf ihre Worte nicht und ich kann förmlich sehen, wie ihr Herz wehtut. Diese unerwiderte Liebe schmerzt. Es tut weh, sie so zu sehen.

"Ich habe Angst, dass sie nicht stolz auf mich sind. Dass sie auf mich herab schauen und sich denken, was ich nur für ein dummer, kleiner Junge bin."

Irgendwo in diesem Gespräch ist die scherzhafte Weise verloren gegangen, die Ernsthaftigkeit hat es übernommen. Und trotzdem scheint es Álvadro zu berühren, dass wir von unseren Ängsten erzählen, um ihm seine Verletzlichkeit in seinen wegzunehmen. Niemand reagiert auf die Ängste der anderen, niemand legt tröstend einen Arm um jemanden. Darum geht es auch nicht.

"Lass uns hier unten übernachten, jetzt sieht man eh nichts mehr", schlägt Fernando nach einer Weile vor.
"Auf dem Erdboden?", fragt Leon skeptisch.

"Besser wirds hier nicht", erwidert Fernando und Maria nickt zustimmend. Wir müssen uns wohl mit dem zufriedengeben, was wir haben.
"Wartet kurz, es könnte sein...", hält uns jedoch Lien vom Niederlassen ab.
"Was könnte sein?"
"Das", kommt die Antwort und auf einmal leuchtet es in der Grube auf. Geblendet vom Licht kneife ich meine Augen zusammen und als ich sie wieder öffne, stutze ich. Statt auf Erde stehen wir auf einem Holzboden, die Wände sind zu Steinwänden geworden, eine Leiter führt nach oben. Auf der einen Seite der Grube liegen Matratzen auf dem Boden, haufenweise Kissen und Decken darauf. Alles ist von einem warmen Licht beleuchtet, das von Lampen an der Wand ausgeht.

"Aber wie...?", stottert Álvadro - ich denke das gleiche.

Und dann ergreift Lien das Wort.
"Es ist Zeit für die Wahrheit, die ganze Wahrheit."

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