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Gedankenverloren starre ich auf den Küchentisch und kaue auf meinen Cornflakes herum

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Gedankenverloren starre ich auf den Küchentisch und kaue auf meinen Cornflakes herum.
„Na, wie war die erste Nacht im eigenen Bett?", fragt Mom lächelnd.
Grottenschlecht, denke ich.
„Ganz okay", meine ich stattdessen. Ich will keine schlechte Stimmung verbreiten und wenn ich ihnen von dem erzähle, worüber ich mir gerade den Kopf zerbreche, halten sie mich bestimmt für verrückt. Bin ich nur paranoid?

„Ich laufe heute zur Schule", teile ich Mom nebenbei mit.
„Okay, soll ich dich dann abholen?"
„Mom, ich bin keine zwölf mehr. Ich kann eine halbe Stunde laufen, ohne, dass mir etwas passiert."
Ich verdrehe die Augen und sie hebt beschwichtigend die Hände.

Unter dem Tisch presse ich meine Knie zusammen, verschränke die Hände, um das Zittern zu unterdrücken. Seit gestern Abend hat mich das Gefühl nicht mehr verlassen, das irgendetwas gewaltig falsch ist. Ich habe keine Erklärung dafür, kann ich meinen Gefühlen überhaupt noch vertrauen?

Als Erin auch mit ihrem Essen fertig ist, stehe ich auf und ziehe meine dicke Jacke an. In der Zeit, in der ich die Therapie gemacht habe, ist es Winter geworden, der Schnee ersetzt nun die Blätter auf den Bäumen, der Frost die Fliegen an den Fensterscheiben.
Ich schlüpfe in meine Stiefel und nehme mir die Kopfhörer von der Ablage und meinen Rucksack, trete in die Kälte hinaus.

„Anas, warte! Schau mal meinen neuen Pullover an", schreit Erin und ich drehe mich um.
Sie hat einen schwarzen Pullover mir einer Katze drauf an, ich schenke ihr ein breites Lächeln und recke beide Daumen in die Höhe.

Dann laufe ich weiter, die Kleinstraße entlang. Und für eine kurze Zeit bin ich nicht vollständig auf die Verwirrung seit gestern Abend fokussiert. Aber das liegt nicht an mir, sondern an Erins Worten.
Anas. Woher auch immer sie auf diese Idee eines Spitznamens gekommen ist, ich liebe sie dafür.

Ich glaube, mit Anas kann ich leben. Anastasia, den Namen habe ich gehasst, verabscheue ihn noch immer, wegen Leon. Und mit Anas müsste ich nicht meinen Namen ändern lassen, aber er unterscheidet sich doch genug, dass ich nicht ständig an ihn denken müsste. Anas, denke ich lächelnd.

Schnellen Schrittes laufe ich die Straßen entlang, mit der Musik, die durch meine Kopfhörer strömt, fühle ich mich wie in einem Film. Mir begegnen einige Nachbarn, denen ich höflich zunicke. Ich fühle mich frei.

Bis mir wieder das mit den Erinnerungen einfällt. Sofort fällt die Leichtigkeit von mir ab.
Ich versuche mich abzulenken, indem ich mir überlege, wie ich Leon bestmöglich aus dem Weg gehe, aber bei dem Gedanken an ihn fühle ich mich auf einmal schuldig. Das Gefühl erwischt mich kalt, ich packe die Träger meines Rucksackes und beschleunige meine Schritte. Als würde ich vor meinen Emotionen weglaufen können. Was ein Schwachsinn.

cold time wishesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt