𝒑𝒆𝒓𝒔𝒐𝒏𝒂𝒍 𝒑𝒐𝒊𝒔𝒐𝒏

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"Dr. Delaney?", fragte mich eine ältere brüchige Stimme. "Ja?", entwich es mir leicht spöttisch. "Ich sage ihnen das ja nur ungern, dennoch muss ich sie darum bitten die nächsten fünf Monate in Houston zu bleiben. Nicht da ich es will...", er unterbrach seinen Satz mit einem Husten. "Sondern weil der CEO der Firma auf Flitterwochen ist und ihnen die ganze Arbeit sowie Organisation überlässt."

Kurz dachte ich nach, ob er diese Aussage ernst meinte, jedoch merkte ich wie ihm die Stille unangenehm war und es wohl kein schlechter 'Witz' war.

"John, fünf Monate Flitterwochen?", worauf er nur nickte. "Ihr wisst, das ganze Unternehmen weiß ich bleibe nie länger als siebenundzwanzig Tage an einem Ort. Ich bin für die Ausführung der Geschäfte an den jeweiligen Orten zuständig nicht für euren Papierkram nur, weil der CEO fünf Monate Vögeln will bevor er Vater wird", ich stützte meine Hände auf den eisernen Glastisch und versuchte nicht mit meiner unkontrollierten Kraft ihn zu zerbrechen.

Siebenundfünfzig Sekunden vergingen bis ich erneut etwas von mir gab. "Wie viel?", mein Blick durchbohrte seine schläfrigen Augen. "Wie viel im Gegensatz zu meinem jetzigen einkommen?", raunte ich erneut.
Es herrschte Stille währenddessen er mir den dreiundvierzig seitigen Vertrag auf den Tisch legte. Er kratzte sich am Hinterkopf und verschwand nach einem Nicken auch wieder aus meinem Büro.

Ich blätterte durch die Seiten, ja einige davon zerriss ich ungewollt aus Wut bis ich auf die erfragte Zahl traf. 589.000 US-Dollar.
'Ich hasse den CEO, wieso musste er ausgerechnet der Nachfolger von seinem Vater sein und wie gut müssen seine Geschäfte laufen, dass er seinem dissozialen Mitarbeiter soviel Geld bezahlen würde?' durchflog eine Stimme meinen Kopf.

Er wusste genau, es ging mir nicht um das Geld. Er wusste genau, dass ich merken würde, dass es sich hier nicht um ein Angebot, sondern um eine angemessen bezahlte Verpflichtung handelt. Er wusste ich brauchte diesen Job, weil sich so schnell einer dieser Art nicht finden lässt und ich das Geld brauchte.
Ja ich hasste diesen Mann so sehr, mehr als ich ihm dafür dankbar war als er mir die Stelle anbot.

Um nicht vor Wut zu explodieren, schloss ich meine Augen und stellte mir vor, wie meine verstorbene geliebte mich anlächelte und sagte, dass ich es schaffen würde. Sie war meine Frau, sie war nicht nur meine Frau. Nein sie war auch alles, was ich hatte. Egal wie viel Zeit vergangen ist, auch wenn es zweihundertdreißig Jahre her sein mag, vergaß ich sie nie. 'Für sie, du musst kämpfen, sie hätte es so gewollt", flüsterte mein Herz mir zu. Auch wenn es kalt wie Eis war, die meiste Zeit, redete es mir zu, dass ich nicht aufgeben darf für sie.

Meine Atemzüge normalisierte sich, mein Herzschlag verlangsamte sich. Mein angespannter Körper lockerte und entspannte sich in kleinen Schritten immer mehr.
Erst nach dem ich mich beherrschen konnte, öffnete ich die Augen und fasste erneut an meine linke Brust, die sich leer anfühlte. "Danke Beth", mein starrer Blick war in den Himmel gerichtet, durch die Glaswände des Hochhauses.

Da es schon kurz vor Mitternacht war und nun auch die letzte Mitarbeiterin ihren Unterlagenhaufen erledigt hatte und die Firma verließ, machte ich mich ebenso auf den Weg. Übermorgen wäre der Tag gewesen, an dem ich wieder verschwunden wäre, was ich jetzt aber nicht konnte. Ich zog mir das enge Jackett aus während ich die Straßen Houstons durchlief. Ich suchte genau nach einer Person, die mich immer hier traf, genau drei Tage vor dem Vollmond.
Einen Treffpunkt machten wir nie aus, je glich einen Hinweis in welchem Viertel sie sich aufhalten würde in der Nacht.
Bei dem Gedanken daran musste ich immer leicht lächeln da es eine perfekte Liebesgeschichte gewesen wäre, hätte ich nicht schon eine gehabt.

Nach gut zweiunddreißig Minuten sah ich auch schon, wie sie eine gut 1.67 große, leicht kurvigere Frau an der Laterne warten ließ und auf mich zu schlenderte.

"Riven, mein geliebter Kunde", ihr grinsen zeigte mir erneut wie sehr sie sich auf die Summe Geld freuen würde. "Maya", ich nickte und holte das Bargeld zusammengebunden aus meiner rechten Hosentasche. 'Sie ist einfach ein eigener Mensch für sich' erinnerte ich mich.

"Du bist mein lieblings Kunde weißt du das? Ein paar Fläschchen von diesem speziellen Mitteln, was auch immer das sein mag, die mich dazu bringen allein durch dich 15.200 US-Dollar Umsatz pro Monat zu machen."

Ich lachte sarkastisch auf, "Wieso bist du dann immer noch jede Nacht auf der Straße?", natürlich erwiderte sie mir wie anzusehen gelassen, "Da ich es liebe Riven, die Welt der reichen ist nichts für mich. Außerdem musst du es so sehen, Gewinn mache ich nur um die Hälfte des Preises, da es Chemikalien sind, die schwer zugänglich sind und meine Lieferantin natürlich auch ihren Anteil möchte."
"Schon gut", ich drückte ihr das
zusammengebundene Geld zügig in die Handfläche.
Sie hatte kalte Handflächen, jedes Mal, wenn ich sie berührte. Ich machte mir keine Sorgen um sie, dennoch sagte mir mein Instinkt, wie Beth auch immer sagte mein innerer Wolf - dass sie besser aufpassen sollte.
Während diesen Gedankenzügen gab sie mir die kleine Schachtel aus ihrer Handtasche.
Nach einem kurzen drücken, da man es kaum Umarmen nennen kann, verschwand ich auch wieder in den Straßen Houstons, genauso wie sie.

'Dieser Job und dieses Leben ist meine persönliche Hölle, in der ich seit über zweihundert Jahren leben muss', das glaubte ich zumindest, nebenbei ich mich auf dem Rückweg zu meinem Apartment befand.

Zwei Stunden später saß ich schon auf meiner doch eigentlich zu harter Couch und lehnte mich nach hinten bis mein Rücken an die Rückwand der Couch angelegt war. In mein altes Notizbuch, dessen Blätter schon leicht gelblich angelaufen waren, notierte ich mir '01.03.2011, Dienstag 2: 33Uhr letzte Injektion.'

Nachdem ich den Stift abgelegt hatte sowie das alte Notizbuch, öffnete ich die kleine Schachtel mit den zusammengemischten Chemikalien. Es waren genau drei Fläschchen mit jeweils 100ml, die mich sehr viel kosteten. Sie waren durchsichtig wie Wasser, doch was sich darin befand war soviel mehr als das. Es waren nicht nur Chemikalien, sondern ein Weg um nicht mich, nein sondern andere zu beschützen.
Der Gedanke daran, machte mir Angst, auch wenn es nicht so aussah.
"Riven, es gibt einen anderen Weg", diese Wörter die Beth nur zu oft erwähnte, ließen mich zögern.
Rechts neben mir, lag auch schon die Spritze, die für die meisten zu Panikattacken führen würden. Wie eine Routine zog ich zögernd die Spritze mit den durchsichtigen Chemikalien bis zum Rand voll. "Es tut mir leid Beth, es ist mein Weg damit umzugehen", brüllte ich schon leicht.
Mit einem Atemzug und einer ruckartigen Bewegung injizierte ich mir den Inhalt der Spritze. Schon nach wenigen Sekunden überfluteten mich unerbittliche Schmerzen. Schlangenförmige Adern in meinem Arm leuchteten Rot auf, Blutrot. Es verteilte sich Stück für Stück über meinen ganzen Körper, bis alle meine Adern in meinem Körper Blutrot leuchteten und meine Haut glühte. In meinem Kopf baute sich druck auf, ein druck den ich nicht aus hielt. Bevor ich überhaupt denken konnte, verlor ich das Bewusstsein. Es war schön, als würden mir für einige Stunden die schmerzen erspart werden. Nichts denken und nichts fühlen.

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So mein erstes Kapitel ist geschafft, wenn ihr Verbesserungsvorschläge habt schreibt sie mir gerne! Über Rückmeldungen würde ich mich auch freuen. : )

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 02, 2021 ⏰

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