Cɦaքtɛʀ 1

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Ich schlüpfte aus meinen Boots und stellte sie, wie immer neben die Schuhe meiner Mum. Ich drehte mich um und sah, wie immer alte Bilder von mir. Bilder als ich noch glücklich war, Bilder mit einem echten Lachen, Bilder aus einer Zeit die so unendlich lang her zu sein scheint obwohl es erst knapp ein einhalb Jahre waren. Ariana hatte damals immer gesagt ich sei das warscheinlich süßeste Mädchen der Schule. Ich war immer nett, schüchtern und unscheinbar aber mehr wollte ich nie sein ich wollte mich nie für andere verändern. Jeder verdient es geliebt zu werden wie er ist, das habe ich gesagt. Und jetzt? Ich war beliebt, manchmal sehr unhöflich, laut und fast alle an der Schule wollten mit mir befreundet sein. Alle veränderten sich um mir zu gefallen - auch ich. Ich hatte aufgehört ich selbst sein zu wollen, weil ich keinen Grund mehr darin sah zu bleiben wie ich war, wenn Ariana sagt es ist nicht gut genug. Ich habe Ariana blind vertraut und sie hat es ausgenutzt, ich habe alles getan was sie wollte weil ich sie geliebt habe und sie hat es ausgenutzt. Ariana hat mich zu dem Wrack gemacht das ich innerlich bin, Ariana hat meinen Körper zu einem Kunstwerk aus Narben gemacht und Ariana hat mein Lachen mitgenommen. Ich kann versuchen was ich will Ariana wird mich immer begleiten, ich werde immer das Gefühl haben sie beobachtet mich, ich werde immer das Gefühl haben sie verfolgt mich und dann wird sie mich wieder niederschmettern und irgendwann, irgendwann werde ich nicht mehr die Kraft haben wieder aufzustehen, zu lächeln und so zu tun als wäre alles gut. Irgendwann explodiere ich.

Ich joggte die Treppen hoch in mein Zimmer und ließ mich auf mein Doppelbett fallen. Es war langweilig, jeden Tag dasselbe. Schule, rauchen, heulen, essen, brechen, ein Lächeln faken, Narben verdecken, Party mit Leuten die ich nicht mochte. Ich konnte das alles nicht mehr, ich brauchte Ablenkung, irgendwas anderes. Mir fiel nichts ein und wie von selbst griff ich nach meiner Gitarre und fing an mein Lieblingslied zu spielen. Nach einer Weile sang ich leise mit.

Get your sexy on
Dont be shy girl
This is what you want
To belong so they like you
Do you like you?

Meine Stimme brach ab und ich weinte stumm vor mich hin während die Akkorde durch mein Zimmer hallten. Die Antwort auf meine gesungene Frage war leicht. Nein. Nein ich mochte mich nicht, ich ekelte mich geradezu an. Früher hatte ich oft gesungen. Ich liebte das singen, das tue ich immer noch aber ich singe nicht so gerne, weil ich es nicht kann. Das hat Ariana mir gesagt. Sie schrie mich an ich solle meine Klappe halten, ich würde beschissen klingen und dann drehte sie sich um und sang. Schiefer als ich es je gehört hab, einfach nur hoch, es war ein einziger Schrei. Ich habe mir nie viel aus der Meinung anderer gemacht. Ich hatte Freunde die mich liebten so wie ich bin, dachte ich. Ariana zeigte mir das Gegenteil und da begann alles. Meine Selbstzweifel wurden größer und Arianas Beleidigungen mehr. Niemand meiner Freunde merkte etwas. Ich weiß nicht wie Ariana das gemacht hat aber jedes Mal wenn sie mich runtergemacht hatte und ich den Tränen nah war nahm sie mich in den Arm. Einfach so, sie war zwar die Personen die ich am wenigsten sehen wollte und trotzdem konnte ich nicht ohne sie. Deshalb merkte wahrscheinlich keiner das Ariana und ich uns längst nicht mehr so nah waren wie vor ein paar Monaten. Ich stellte meine Gitarre wieder neben das Bett und ließ mich rückwärts auf die Matraze fallen. Eine weile starrte ich an die Decke doch langsam aber sicher klappten meine Augen zu und ich fiel in einen unruhigen Schlaf. Am Anfang war alles wie immer, alle starrten mich an lachten mich aus, beleidigten mich und richteten die Waffen auf mich um mir mein wertloses Leben zu nehmen, ich hörte Arianas Lachen hinter mir und mein Herz zog sich zusammen. Was hatte ich ihr nur getan? Doch dieses mal wachte ich nach den Schüssen nicht schreiend auf, mein persönlicher Horrorfilm ging weiter ich merkte wie ich anfing zu leuchten. Ich stand auf und sah an mir hinunter, meine Narben waren weg, meine kleinen Tatoos verschwunden. Als ich aufsah stand er wieder vor mir so wie im Park. Aber dieses mal ging ich langsam auf ihn zu, auf einmal wirbelte er herum "Liz! Baby da bist du ja!" rief er und ich konnte Tränen in seinen Augen erkennen. Niall rannte auf mich zu und umarmte mich so fest, dass ich schon befürchtete keine Luft mehr zu bekommen. Zaghaft erwiederte ich die Umarmung. Seit wann träumte ich denn von Niall? "Ich hatte solche Angst um dich, ich hatte solche Angst, dass du dir wieder etwas antust. Ich liebe dich und du bist perfekt genauso wie du bist. Lass dir von niemandem was anderes sagen!" Er schaute mir in die Augen und ich sah wie die erste Träne sich selbstständig machte. Ich hob meine Hand und strich sie ihm weg auch ich hatte mich nicht mehr ganz unter Kontrolle, so etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt, was wenn er es wirklich ernst meinte? 'Ach komm reiß dich zusammen Liz, als ob er dich lieben könnte sie dich doch mal an!', schrie mein Unterbewusstsein. Nialls Gesicht kam immer näher und er blickte abwechselnd in meine Augen und auf meine Lippen. Vorsichtig schielte ich an mir hinunter, mein Unterbewusstsein hatte Recht ich wat fett und hässlich wie könnte man mich schon lieben? Niall kam noch ein Stück näher und kurz bevor sich unsere Lippen berührten hörte ich einen Schuss und wurde das zweite Mal in diesem Traum von einer Kugel durchbohrt. Das letzte was ich wahrnahm war eine schrille Mädchenstimme die mich beleidigte und dann wachte ich schweißgebadet auf.

Seufzend ging ich ins Bad um zu duschen denn ich hatte nicht vor so weiter rumzulaufen.

Normalerweise versuchte ich meine Träume zu verdrängen aber dieses Mal nicht. Warum hatte ich von Niall geträumt? Und warum wollte er mich küssen? In Gedanken versunken stand ich unter der Dusche und summte leise vor mich hin. So leise, dass ich es selbst nicht hörte.

02.04.15 *unedited*

You belong to me [Niall Horan]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt