Der älteste Sohn

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"Was?!", schrie meine neue Freundin mir ins Ohr. "Was ist das für eine Ochse?"   Ich musste über ihre wütende Art fast lachen, aber dann erinnerte ich mich schnell wieder daran, worüber wir sprachen.  "Hey, hör auf das arme Tier zu beleidigen! Egal jetzt, ich will nicht mehr darüber reden. Es macht mich aggressiv. Erzähl mal, wie fandest du meine Freunde eigentlich."  "Sehr nett und lustig", sagte sie fröhlich.  "Habe ich doch gesagt. Wir können uns nochmal mit denen treffen."  "Gerne. Ich muss jetzt auflegen, wir treffen uns morgen nh?"  "Jaja, ich schreib dir schon. Tschüss."  "Ciao", sagte Ahsen und legte auf. Toll, was sollte ich machen? Vielleicht ein bisschen spazieren gehen? Ja, wäre  nicht schlecht, auch wenn ich wie ein kleines Opfer alleine gehen musste. 

Nachdem ich mich umgezogen hatte und die Haustür abschloss, ging ich langsam die Treppen runter. Als ich die Tür öffnete , stand vor mir eine große Person. Ich blickte nach oben um sein Gesicht zu sehen und um zu gucken, ob ich die Person schonmal gesehen hatte, doch stellte fest, dass ich es nicht tat. Wer war das wohl? Vielleicht ein Freund oder Bekannter von Jemandem in diesem Haus. Der gutaussende Junge, vielleicht 3-6 Jahre älter als ich, hatte wahrscheinlich bemerkt, dass ich ihn lange anstarre, denn jetzt guckte er lächelnd zu mir runter. Er sah wirklich sehr gut  aus. Wie ein Model.  Als mir seine Blicke unangenehm wurden, ging ich zur Seite und machte ihm den Weg frei.  "Dankeschön", sagte er mit einer tiefen, männlichen Stimme und ging rein. Ich nickte kurz und ging aus dem Haus.  Mir fiel nach Minuten auf, dass ich meine Luft gehalten hatte und lies sie los. Was war das für ein Typ? Vielleicht ein Prinz mit einem weißen Pferd, der dich von hier rausholt. Natürlich Sahra, wer sonst? Aber vielleicht ist er auch ein Psychiater, der mit dir Sprechstunden vereinbaren will, weil er gemerkt hat, wie psychisch krank du bist. Über diese Gedanken, haute ich mir auf den Kopf und ging mit langsamen Schritten  in die Stadt. Ihr wisst gar nicht, wie schlimm die  Einsamkeit ist. Ihr merkt es dann, wenn ihr alleine Spaziergänge machen müsst.

 Als ich dabei war auf meinem Latte Macciato zu warten, klingelte mein Handy. Meine Mutter rief an. Mit voller freude ging ich ran.  "Mamaaa!", schrie ich. "Sahra , mein Engel. Wie geht es dir?"  "Joa ganz gut . Wie geht es euch? Was macht ihr?"  "Uns geht es bestens. Rate mal was wir machen?"  "Mama, wüsste ich was ihr macht, dann würde ich nicht fragen oder? Wo bleibt die Logik?"  "Willst du jetzt sagen, dass ich unlogisch bin?"  "Uff, nein das meinte ich nicht, egal jetzt. Sag doch einfach was ihr macht."  "Was habe ich dir tausendmal gesagt? Man sagt nicht zu der  Mutter uff. Hast du mich verstanden?" Bevor ich wieder uff sagen wollte, antwortete ich mit einem knappen "Ja."  "Gut. Okay, damit du deine wenigen Gehirnzellen nicht überarbeiten sollst, sage ich dir jetzt was  wir machen. Wir...sind...auf..." "Anne!(Mama) Sag es doch jetzt richtig man."  "Ja Kind schon gut. Wir sind auf dem Weg zu dir."  "Na geht doch. War das so schwer?", sagte ich , bevor ich realisierte was sie gesagt hatte. Sie kommen mich besuchen? Mich?  Vor Freude , sprang ich von meinem Sitz und lies mich von den verwirrten Blicken, der anderen Kunden beschenken. Ich setzte mich sofort hin und redete weiter mit meiner Mutter.  "Wirklich jetzt? Oh man, ihr wisst gar nicht, wie glücklich ich gerade bin. Wuhuuuu party hard."  "Sahra, genug gefreut. Hör auf dich weiter zu blamieren."  "Woher weißt du, dass ich mich blamiere?"  "Weil das eine typische Eigenschaft von dir ist, naja ich sag dir jetzt warum wir kommen."  War ich nicht der Gerund, warum sie kamen?  "Wegen dir kommen wir auch, keine Sorge. So herzlos sind wir nun auch nicht. Die Familie Bulut hat uns heute zum Essen eingeladen, weil der älteste Sohn kommt, aber das ist nicht der einzige Grund warum wir kommen. Wir möchten euch heute etwas sehr wichtiges mitteilen und frag jetzt nicht was. Das ist eine Überraschung. Ich lege auf,ok? Wir haben nicht mehr so lange, wir sind in einer Stunde da. Hab dich lieb, tschüss."  "Ja tschüss", sagte ich und sie legte auf.  Was könnten sie für eine Überraschung haben? Ich hoffe etwas gutes, denn ich musste wegen diesem Essen, das Gesicht von Burak sehen und mich beherrschen ihm nicht zu klatschen. Ich seufzte laut und trank ein Schluck von meinem Latte Macchiato, der bereits auf dem Tisch lag.  Nachdem ich alles ausgetrunken hatte, bezahlte ich und ging nach Hause. Zu Hause ging ich duschen und zog mir eine schwarze Hose, ein weißes Top und eine Cardigan an. Dann legte ich mir silberne Ohrringe und ein silberne Kette an. Meine Haare ließ ich gewellt über meine Schulter fallen. Schminken tat ich nur meine Augen, indem ich nur Wimperntusche und Eyeliner draufmachte. Als ich Deo einsprühte, klingelte die Tür. Mit schnellen Schritten ging ich zu der Tür und öffnete sie. Meine Familie grinsten mich an und ich stürmte auf sie los. Nachdem unser Gruppenkuschel ein Ende nahm, gingen wir alle rein und setzten uns in den Wohnbereich. Wir redeten knapp 1,5 Stunden über dies und das und machten uns dann auf den Weg zu den Buluts. Burak's Mutter öffnete uns freundlich die Tür und bat uns rein. Nachdem wir uns alle begrüßten, fingen die Erwachsenen an zu reden. Mir fiel der Typ von heute auf, dem ich die Tür geöffnet hatte. Schon als ich mit meiner Mutter telefoniert hatte, fiel mir auf, dass er der älteste Sohn ist. Er lächelte mich an und setzte sich neben sein Vater. Burak konnte ich noch nicht sehen, was besser so war, denn ich könnte jeden Moment, wenn ich ihn  sehen würde ihm ins Gesicht boxen und alle Schnecken auf der Erde ihm in sein Mund stopfen.  

"Ehhh Sahra, wie geht es dir?"  "Danke mir geht es gut und wie geht es Ihnen?"  "Bitte duz mich,  sonst fühle ich mich alt"; sagte Arzu Teyze, die Mutter von Burak. Ich lächelte sie an und sah vom Blickwinkel wie Burak rein kam. Ich guckte ihn kurz böse an und wand mich dann wieder zu unseren Eltern. Als ich mich mit der kleinen Schwester von Burak unterhielt, stellte sich jemand vor mich. Burak. Jeder guckte uns jetzt an. "Liebe Sahra würdest du bitte kurz mit mir kommen?" , fragte er dann.  Ich guckte weg und ignorierte ihn. Was hatte er noch für ein Stolz um mit mir zu reden? "Sahra, steh doch auf kizim.", sagte meine Mutter  zu mir. Ich wollte nicht, dass jeder unseren  'Streit' mitbekam, also stand ich auf und folgte ihm zu seinem Balkon.  "Was willst du?", fragte ich gernervt.  "Rede vernünftig. Ich muss mit dir reden." "Worüber? Über deine assozialen Verhaltensweisen? Oder willst du dich jetzt Entschuldigen? Wenn du erwartest, dass..."  "Ich entschuldige mich von keinem."  "Du Spa-"  "Hör mir jetzt zu, ich habe kein Bock immer deine aggressive und arrogante  Fresse zu sehen, also seh deine Schuld ein und geklärt ist  alles, verstanden? Hör auf so ein Gesicht zu ziehen. Ich habe kein Bock, meinen Eltern erklären zu müssen, warum du so scheiße guckst . Lass die Sache vergessen."  "Wie wagst du dich noch so mit mir zu sprechen? Erst gibst du mir keine andere Möglichkeit, als mit dir zum Abendessen zu gehen, dann wirst du ohne Grund sauer und behandelst mich wie Mist, dann lässt du mich diese ekelhaften Dinger essen und jetzt wagst du dich mit mir in diesem Tonfall zu reden? Wie ehrenlos bist du überhaupt? Ich versteh nicht mal wieso du sauer auf mich bist? Nur weil ich, wollte dass du mir wie ein richtiger Mann die Tür aufhälts? Nur weil ich dich aus Spaß Kay One genannt habe? HMmm? Sag doch, verdammt!", schrie ich ihn an. Ich war richtig wütend in dem Moment.  Ich war dabei die Kontrolle zu verlieren. Ich könnte in dieser Situation alles machen, mich sogar von dem Balkon runterschmeißen. Ich wusste nicht, wieso ich wegen ihm kurz dabei war eine Krise zubekommen , ich wusste es nicht. "Wieso sagst du nichts? Hast du deine Zunge verschluckt? Ist dir aufgefallen was für eine verschissene Person du bist?"  "Sahra", sagte er mit einer warnenden Stimme und packte mich an meinem Ellebogen fest. Ich versuchte mich von seinem Griff zu befreien, jedoch hielt er mich fester und zog mich näher an sich.  Langsam spürte ich, wie sich Tränen in meinen Augen versammelten und betete zu Gott nicht zu weinen. Nicht hier und jetzt. Ich wollte nicht zeigen, dass ich schwach bin. Ich wollte nicht zeigen, dass ich wegen ihm weinte. Ich wollte es einfach nicht. Bevor eine Träne meine Wange runterkullerte, klopfte jemand an der Balkontür. Burak lies mich sofort los und ich wischte meine Tränen weg.  "Was willst du?", zischte Burak.  "Unsere Eltern rufen euch. Sie wollen etwas wichtiges sagen. Kommt rein.", sagte diese tiefe, männliche Stimme von heute Mittag.  Ohne etwas zu sagen, öffnete Burak die Balkontür und trat rein. Ich folgte ihm und ignorierte die bemitleidende Blicke von seinem Bruder. 

Als wir uns im Wohnzimmer auf unsere Plätze setzten, guckte uns jeder an, aber dann räusperte sich der Vater von Burak und stand auf.  "So, ich fang dann mal an . Der Grund warum wir heute uns alle hier befinden ist, dass wir Erwachsenen uns für etwas beschlossen haben."  "Ja genau. Wir haben beschlossen, dass wir kollektiv ein Holding eröffnen!" Jeder blickte jeden an, doch keiner sagte etwas. Die Erwachsenen schienen begeistert über ihre Idee, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich blickte zu Burak, der mich auch anguckte. Dann blickten wir beide zu Burak's Bruder, der mich lächelnd anguckte.  Warum lächelt er so? 

Ich wusste nicht, dass so eine harmlose Entscheidung, dazu führen würde, dass man noch eine Entscheidung treffen musste.Eine Entscheidung, dass ein  Leben verändern würde...

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Ich hoffe dieses Kapitel gefällt euch, auch wenn es ein bisschen langweilig geworden ist. Ich habe diesmal versucht etwas früher zu updaten als sonst :) Auf dem Bild sieht ihr den Bruder von Burak. ( Daniel Bedrov) Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen. Bis dahin. Machts gut ! :)

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