The Devil Went Down to Georgia

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„Dean, das ist Körperverletzung."

Sam Winchester lehnte sich mit einem matten Seufzen im Beifahrersitz zurück und fuhr sich entnervt durch die langen, braunen Haare. Die Erschöpfung einer viel zu langen Autofahrt zeichnete sich auf seinen Gesichtszügen ab und die Karte auf seinem Schoß war genauso zerknittert wie er sich fühlte. Doch Dean, sein älterer Bruder und seines Zeichens Verursacher eines großen Teiles seiner Ermüdung, klopfte weiter ausgelassen den Takt des Liedes auf dem Lenkrad seines heißgeliebten 67er Chevy Impala mit und schien die Beschwerde seines Beifahrers nicht einmal gehört zu haben. In rasendem Tempo kurvte er eine verlassene Landstraße nach der anderen entlang und sang lauthals den Text des Liedes mit, der in ohrenbetäubender Lautstärke aus dem alten Autoradio drang.

„A band of demons joined in and it sounded something like this..."

Erst als das atonale, schrille Fidelsolo einsetzte, drehte sich der ältere Winchester zu seinem Bruder und schenkte ihm sein breitestes, selbstgefälligstes Grinsen.

„Was ist los, Sammy?", lachte er und wich mit einem geschickten Schwenker des Lenkrads einer Unebenheit in der in die Jahre gekommenen Straße aus. „Das ist ein toller Song." Er nickte einige Takte lang demonstrativ mit, dann fügte er hinzu: „Ich würde sogar sagen „zeitlos", wenn du mich fragst."

Sam schloss für einen Moment resigniert die Augen, bevor er stumm die Scheibe herunterkurbelte und seinen Kopf aus dem Wagen lehnte, als erwartete er sich von draußen Hilfe für seine missliche, wenn nicht gar verzweifelte Lage.

„Das mag ja sein.", antwortete er Dean schließlich, ohne in anzusehen mit vom Fahrtwind verzerrter Stimme. „Aber nicht zum zwanzigsten Mal hintereinander."

Dean ging nicht auf die sichtliche Frustration seines kleinen Bruders ein, sondern warf stattdessen einen schnellen Blick auf die Rückbank des Wagens, die von zwei Männern bevölkert wurde, die die ganze, inzwischen fast dreizehnstündige Fahrt über kein einziges Wort gesprochen, sich aus den Gesprächen und kleinen Streitereien der beiden Winchester-Brüder vollständig herausgehalten und Sams Vorschlag, sich in einem heruntergekommenen, kitschigen Motel am Straßenrand kurz auszuruhen mit einem gleichgültigen Achselzucken zur Kenntnis genommen hatten. Langsam schien die erdrückende Stille, die die beiden emittierten, wohl auch Dean zu beunruhigen - oder ihm zumindest merkwürdig vorzukommen - denn jetzt sagte er auffordernd:

„Cas, sag auch etwas dazu!"

Der Ältere der beiden Männer auf der Rückbank, der einen ordentlich gebügelten Anzug unter einem hellbeigen Trenchcoat trug und bis zu diesem Zeitpunkt sehnsuchtsvoll aus dem Seitenfenster die vorbeiziehende, überwiegend aus Feldern und Wäldern bestehende Landschaft betrachtet hatte, gab einen gequälten Laut von sich. Halb ächzend, halb seufzend warf er dem aufgedrehten Fahrer durch den Rückspiegel einen langen, eindringlichen Blick aus auffällig stechenden blauen Augen zu. Dean hielt ihm nur wenige Sekundenbruchteile stand, bevor er, ohne sichtlich veränderter Miene, zurück auf die Straße blickte und bei der nächsten Abzweigung etwas resoluter als nötig die Bremse betätigte.

„Ich fürchte, ich muss mich in dieser Angelegenheit mit Sam solidarisieren, auch ich befinde die Wahl der Musik etwas... naja, unpassend."

Sam warf dem Engel Castiel - der es sich selbst noch immer nicht erklären konnte, wieso er es zugelassen hatte, sich schon wieder zu einer Fahrt in einem engen, stickigen Wagen überreden zu lassen, anstatt die Flügel zu benutzen, die Gott (oder besser Chuck, wie er es vorzog genannt zu werden) ihm geschenkt hatte - und erntete dafür ein dankendes Nicken von Sams Seite. Die beiden Männer teilten die Sorge um Dean, für den es inzwischen zur Gewohnheit geworden war, seine Trauer, anstatt sie aufzuarbeiten mit exzessiver Ausgelassenheit zu übertünchen. Was Sam allerdings nicht wusste war, dass sich der ernste Engel nicht nur um den älteren Winchester, sondern auch um Jack, den jungen Mann neben sich sorgte, dem auf den ersten Blick niemals anzusehen gewesen wäre, dass es sich bei ihm um einen Nephilim handelte, den die Winchesters bei sich im Bunker aufgenommen hatten.

Fallender Stern - per aspera ad astra // Eine Supernatural FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt