Als die Nacht hereinbrach, hing Draco Malfoy seinen Gedanken nach. Wie hatte er sich vom Orden des Phönix nur schnappen lassen können? In Wirklichkeit wollten sie Snape, den Mörder Dumbledores, aber glaubten sie wirklich, über ihn an den Dunklen Lord heranzukommen?
Urplötzlich hörte er ein lautes Knirschen an der Tür, das magische Schloss bewegte sich. Sein Blick wandte sich sofort zum Eingang. Konnte Wirklichkeit sein, was er dachte?
Ganz langsam schob sich eine Gestalt in ihrem Umhang in seine Zelle, doch er erkannte sie trotz des Dämmerlichts sofort: Granger, das Schlammblut war da. Und irgendwie sah sie totunglücklich aus. Er hatte Mühe, ein fieses Grinsen zu unterdrücken.
Vorsichtig kam sie auf ihn zu.
Als sie näher an die heruntergedrehte Öllampe trat, konnte er ihr Gesicht noch besser erkennen. Ja, sie hatte wirklich einen gequälten Ausdruck und sah ihn auf eine merkwürdige Art verlegen an. Immer noch sagte keiner der beiden etwas.Sie holte tief Luft - am liebsten wäre sie davongelaufen. Alleine wie Malfoy mit dem Ansatz eines schmierigen Lächelns sie taxierte, war schon zuviel. Was tat sie hier bloß?
Doch schließlich fasste sie all ihren Mut zusammen und fragte in einem künstlich belanglosen Tonfall:
„Malfoy, meinst du es absolut ernst? Wenn ich mit dir schlafe, wirst du dann wirklich das Versteck Snapes preisgeben?"
Eine kurze Pause entstand, bevor er antwortete.
„So ist mein Angebot."
„Und du bist kein magischer Geheimnisträger, der dann letztendlich doch nichts sagen kann?"
Er räusperte sich und spürte, wie sehr sie sich wünschte, dass es so sein möge, nur damit dieses Spiel hier sofort ein Ende haben könnte.
„Nein, bin ich nicht."
Hermine wandte den Blick von ihm ab und dachte kurz nach.
„Und woher weiß du, dass Snape sein Versteck nicht gewechselt hat, nachdem wir dich gefangen nahmen?"
Malfoy antwortete sofort.
„Ich weiß, wohin er gehen und sich verstecken wollte, wenn genau das passiert. Und er weiß nicht, dass ich es weiß, also..."
Draco musste den Satz nicht beenden, Hermine verstand.
„Und ich soll dir vertrauen, dass du mir das Versteck anschließend auch wirklich verrätst?"
„Du hast mein Wort darauf! Sollte dies die Nacht sein, in der du dich mir hingibst, wirst du bei Sonnenaufgang alles erfahren."
Ihr gefiel gar nicht, wie er „dich mir hingibst" sagte.
„Das Wort eines Slytherins? Was ist das denn schon wert? Obendrein das eines Malfoys!", sie schüttelte verächtlich den Kopf.
Hermine suchte krampfhaft nach einem Ausweg, einem Grund, sich nicht auf Malfoys diabolisches Spiel, auf diesen verkommenen Pakt einlassen zu müssen. Doch er gab ihr keine Chance.
„Ich schöre es dir!", sagte er und hob dabei seine rechte Hand, wobei die Ketten, die sie mit der Wand verbanden, leise rasselten.
Hermine seufzte. Sollte sie es wirklich tun? Diesem Mistkerl seinen Wunsch erfüllen? Warum konnte er stattdessen nicht einfach als Gegenleistung um seine Freilassung bitten, oder einen Berg Galleonen? Sie stockte, sie zweifelte, diese Nacht würde ihr ganzes Leben verändern. Sie kaute auf der Unterlippe und irgendwie gelang es ihr, sich selbst davon zu überzeugen, dass es ein Opfer sei, das sie zu bringen hatte.
„Na schön Malfoy, ich tue es!"Das zufriedene Grinsen, das kurz über Dracos Gesicht huschte, konnte er nicht unterdrücken. Er wusste genau: Vorsicht, langsam, keine Überheblichkeiten, sonst überlegt sie es sich doch noch.
„Es gilt!", Malfoy stand auf und streckte ihr seine Rechte entgegen, soweit die Kette es zuließ.
Sie näherte sich ihm und er konnte die Assoziation zu einem scheuen Reh einfach nicht unterdrücken. Gar nicht mehr das wilde Schlammblut, das ihn vor einigen Stunden beinahe mit dem Cruciatus gefoltert hätte.
Sie ergriff seine Rechte - zum allerersten Mal im Leben schüttelten sich Hermine Granger und Draco Malfoy die Hände und besiegelten eine Vereinbarung.Als sich ihre Hände wieder lösten, glitten Hermines Finger zu den Knöpfen, die ihren Umhang vorne schlossen. Malfoy hingegen sank zurück auf den Steinquader, lehnte sich zurück und schien das Schauspiel in alle Pracht genießen zu wollen.
Ihr Umhang segelte zu Boden und seine Augen folgten ihm. Dann war der Pullover dran, den sie darunter trug. Beide Hände überkreuz am unteren Saum gefasst zog sie ihn zusammen mit einem dünnen Hemdchen hoch und über ihren Kopf hinweg. Darunter kam ein schnörkelloser, weißer BH zum Vorschein, der ihre Brüste verhüllte aber ansonsten den Blick auf viel nackte Haut freigab.
Draco hob unbewusst eine Augenbraue. Bei Merlin, sie war wirklich eine Frau geworden.
Von der seltsamen Vorführung angestachelt, begann Malfoy zu pfeifen. Einen Rhythmus, der sonst nur in Nachtclubs und Striplokalen auf einem Saxophon gespielt wurde. Doch auch Hermine kannte ihn nur zu gut.
„Malfoy, lass das! Sonst ist alles sofort zu Ende!", fauchte sie ihn an, noch bevor er drei ganze Takte gepfiffen hatte. Die anzügliche Melodie verstummte.
„Och, ich wollte dich doch nur ein wenig aufziehen, du machst das nämlich ganz prima."
Sie warf ihm einen ihrer tödlichen Blicke zu und stemmte dabei die Hände in die Hüften. Gleich würde sie explodieren und ihm Unverschämtheiten an den Kopf werfen, woher er das nur wissen könne und ein paar schummrige Andeutungen über seine Nachtcluberfahrungen machen. Doch nichts dergleichen geschah, stattdessen ruckte Hermine mit dem Kopf, hob das Kinn und machte mit der Linken eine Handbewegung, als schüttele sie ein aufdringliches Insekt ab.
Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und begann, die Bluejeans aufzuknöpfen.