Probleminventur und Lösungsansatz

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Dass ich meine Autorentätigkeit habe schleifen lassen ist offenkundig. Ich hatte zahlreiche Probleme, die mein Interesse an der Verschriftlichung meiner Gedanken haben erstarren lassen. Diese Probleme nun zu benennen, zu sammeln nach möglichen Lösungen zu suchen und einen Ausblick für die Zukunft dieses Literaturkanals zu formulieren - das will ich hier einmal versuchen. Auf dem Spiel steht immerhin

a - ein schönes Hobby

b - die Gelegenheit, meine rhetorischen und andere kreative Fähigkeiten zu üben

c - meine eh schon recht eingeschränkte Verbindung zum geschriebenen Wort jenseits kurzer Sätze

und

d - eine einzigartige Artikulationsmöglichkeit meiner Gedanken.

Das erste Problem, das mir sofort ins Auge springt, ist die unzulänglichkeit des Mediums Wattpad. Es zeugt zugegebenermaßen zwar nicht von charakterlicher Stärke, Probleme zuerst bei seiner Umwelt zu suchen statt sich  selbst, allerdings ist zumindest eine Erwähnung der Vollständigkeithalber angebracht - ganz abgesehen davon, dass Optimierungen dadurch erst möglichgemacht werden. Wattpad also mindert meine Lust am Schreiben und meine Geduld daran. Das führe ich auch zwei wesentliche Punkte zurück : Die fehlende Sicherheit, die durch das große Ereigniss des Datenklaus bewiesen wurde zum einen und die nicht gerade ausgereifte Benutzeroberfläche. Auf beides  davon habe ich verschwindend wenig Einfluss (da ich davon ausgehe, dass die Entwickler sich dieser Fehler bewusst sind und entweder daran arbeiten diese zu korrigieren oder - wie ich eher glaube- diese einfach auf sich belassen werden), weshalb ich nur zwei Möglichkeiten sehe, damit umzugehen : entweder, ich übe mich in Geduld und finde mich damit ab, oder ich suche mir ein anderes Medium. Die zweite Möglichkeit will ich mir gerne offenhalten, falls ich ein solches durch Zufall entdecke, werde aber keine Anstalten unternehmen, intensiv danach zu suchen. Meine Gedanken unmittelbar auf Papier niederzuschreiben schließe ich übrigens aus, da ich zum einen eine unleserliche Schrift habe und -was viel erheblicher ist- keine Motivation habe, meine Literatur selbst zu verbreiten. Ob ich überhaupt möchte dass sie verbreitet wird ? Ich gehe davon aus. Immerhin hoffe ich auf konstruktives Feedback, wenn nicht gar auf Anerkennung.

Das zweite Problem betrifft nun mich selbst. Besser gesagt : mein alter-Ego. Beim schreiben nämlich sehe ich mich ständig mit mir Selbst ,in Form meiner vergangenen Gedanken in alten Geschichten, konfrontiert. Und ich kann nicht genug hervorheben, wie über alle Maßen peinlich mir meine alten Geschichten sind. Ich könnte nun hingehen und alles restlos ausradieren, was nach meiner derzeitigen Auffassung blöde Fehlleistungen von mir waren, doch davon will ich Abstand halten. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass dieses eigene Denken von damals keineswegs vergangen ist, sondern vielmehr der Unterbau meines jetzigen Verständnisses ist, weshalb ich es nicht durch Ignoration und Verleugnung abschütteln könnte. Ganz abgesehen davon ist es eines meiner festen Prinzipien des Umgangs, aller Welt sofort und offen zu zeigen, mit was für einem  komischen Vogel sie es zu  tun hat. Es bleibt mir darum wohl nicht viel mehr zu tun, als eine Bitte des nicht-ganz-so-ernst-Nehmens meiner alten Werke an den Leser auszusprechen mit dem Hinweis darauf, dass es sich dabei nur um einige überdauerte Bildpunkte meiner Weltanschauung handelt. Ich werde schon noch aktuellen Blödsinn fabrizieren, anhand dessen man mich verurteilen kann.

Nun der dritte Punkt, der auch der letzte ist, der mir jetzt einfällt : Fehlende Ideen. Dies möchte der tiefgreifenste und am schwersten zu überwindende Problempunkt dieses Themas sein. Die Geschichten bedürfen eines wohlüberlegten, intelligenten , zum Nachdenken anregenden Grundgedankens -ein Prinzip woran ich zwar schon in der Vergangenheit oft gescheitert bin, aber welches ich nicht aufzugeben wage. Keinesfalls möchte ich inhaltsleere Abenteuergeschichten schreiben, nur um der Unterhaltung willen; es muss für mich das oberste Ziel sein, echte , philosophische Gedanken auszudrücken. Eine Lösung bietet  sich mir in diesem Falle nicht an. "Woher nehmen und nicht stehlen ?". Natürlich wäre es mir möglich, provisorisch mit unausgereiften und kruden Kernen anzufangen, in der trügerischen Hoffnung, eines Tages wieder etwas besseres aussagen zu können. Im Vergleich zur Alternative jedenfalls , garnichts zu schreiben, erscheint es mir geradezu attracktiv. Aber eine dritte, ebenso abenteuerliche wie unwahrscheinliche Möglichkeit gibt es auch, nämlich die, analytisch zu schreiben. Eine Art Kolumne über andere Geschichten oder aktuelle Entwicklungen vielleicht.

In welchem Fall nun auch immer , eines bleibt sicher : als Autor muss ich mich meiner "Kunst" widmen und nicht in Lethargie verrotten. Darum werde ich den kurzen Moment enthusiastischen Tatendrangs nutzen und eine Reihe von Experimenten zu beginnen mit dem Ziel, eine passende Form für meine geschriebenen Erzeugnisse zu finden. "Vorhang auf ohne Vorhang" ist angelegt als etwas, das zwar "Radio Verminskinn" ähnlich sein soll, allerdings allen Raum zu Entwicklung lässt.

Möglicherweise lohnt es sich ja.


Vorhang auf ohne VorhangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt