Kapitel 1

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Ein gedämpftes Brummen wird schleichend immer lauter. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher ob mir meine Ohren nur etwas vormachen wollen oder ob das mysteriöse und doch eher nervende Geräusch seinen Ursprung wirklich in den Turbinen der Boeing 747 hat. Sollten sich Flugzeug Turbinen so anhören? Ich weiß es nicht. Es ist eindeutig schon viel zu lange her dass ich das letzte mal geflogen bin. Doch der einzigartige Geruch einer Flugzeug Klimaanlage füllt meine Erinnerungen wieder in Farbe.

Ich weiß noch wie Nervös ich als 12 jährige, kleine, Sophia Aliyah auf einem ähnlich durchgesessenem Flugzeug-Sitz wie diesem saß. Was würde mich alles in London erwarten? Werde ich gut mit meiner Tante zurecht kommen? Immerhin hatte ich sie davor noch nie in meinem Leben gesehen. Vor allem aber fragte ich mich, ob ich dort akzeptiert werde und neue Freunde finden würde. Jetzt, 5 Jahre und 3 Monate später kann ich, leicht schmunzelnd, mit ganz anderen Augen auf diese, damals so groß-wirkenden, Fragen schauen.

Ich freue mich natürlich schon auf zuhause und darauf alle wiederzusehen, aber die Freude ist in ihrer vollkommenen, unbeschwerten Art nicht von langer Dauer, schon wird sie von altbekannten und doch ungern gesehenes Zweifeln abgelöst. Was wäre wenn meine Freunde mich nicht mehr mögen, ich meine 5 Jahre sind eine lange zeit oder noch viel schlimmer, was ist wenn sie mich vergessen haben und ich niemals neue Freunde finden werde und dann sterbe ich mutterseelenallein und keiner kommt zu meiner Beerdigung und ... Okay Aliyah jetzt reiß dich mal wieder zusammen, so schlimm kann es doch nicht werden!

Immerhin habe ich noch meinen Bruder und der kann mich nicht komplett verstoßen, das darf er auch gar nicht, immerhin wohnen wir zusammen und es ist doch wohl ein ungeschriebenes Gesetz, dass Zwillinge zusammen halten müssen.

Ich hoffe er freut sich, mich zusehen und ist mir nicht allzu böse das ich ihm nicht gesagt habe, dass ich nach Hause komme und meine Schule in Beacon Hills mit ihm zusammen beenden werde. Naja eigentlich könnte er auch von alleine darauf kommen, zumindest habe ich es ihm vor langer Zeit versprochen.

„Entschuldigen Sie. Wollen Sie jetzt was trinken oder nicht?!" Dieser Satz reißt mich aus meiner verträumten Welt und einen Moment lang weiß ich nicht was gerade vor sich geht. „Hallo, alles okay bei Ihnen?" „Ja...ehm... alles gut. I...ich brauche nichts." Stottere ich vor mich hin. Verwundert starre ich der jungen Blonden Frau hinterher, unsicher ob sie überhaupt verstanden hat was ich sagen wollte.

Langsam wieder zu mir kommend ärgere ich mich, dass ich ihr Angebot nicht angenommen habe. Ich habe schon viel zu lange nichts mehr getrunken und während sich eine Trockenheit in meinem Mund ausbreitet merke ich, dass man durch das Nachdenken über Durst nur noch durstiger wird. Also brauche ich ein neues Thema worüber ich philosophieren kann.

Suchend schaue ich durch die Sitzreihen.

Mein Blick bleibt bei einem Mädchen hängen. Sie sitzt nur ein Paar Plätze entfernt von mir, doch ist mir vorher noch gar nicht aufgefallen; was mir ein wenig unwahrscheinlich vorkommt, da ihre wilden roten Haare gar nicht zu übersehen sind. Nach meiner Einschätzung ist sie vielleicht 10 oder 11 Jahre alt. Leicht unruhig sitzt sie da neben ihrer Mutter und schaut einen Film.Warum bleibt mein Blick bloß so an diesem Mädchen hängen? An wen oder was erinnert sie mich? Irgendwas ist besonders an der kleinen. Doch was ist es?

Plötzlich verändert sich die Mine des Mädchens, ein verschmitztes Lächeln schießt in ihr leicht ovales Gesicht. Auf einen Schlag wird mir klar was das besondere an ihr ist. Sie erinnert mich an eine Person, die mir sehr viel bedeutet. Ich habe sie zwar schon seit extrem langer Zeit nicht mehr gesehen und bestimmt schon ein halbes Jahr nichts mehr von ihr gehört, aber dieses kleine Mädchen mit dem frechen Lächeln und den chaotischen roten Haaren erinnert mich tatsächlich an sie, an Lydia.

Who am I  // Teen wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt