4 | Suppe

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Seit letzter Woche knabbere ich an Damians Aussage. Es regt mich unsagbar auf, dass ich überhaupt darüber nachdenke, denn vermutlich hat er es genau aus diesem Grund gesagt, doch immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich mich frage, was genau zwischen ihm und Martin war.

Am Sonntag beim Frühstück sprach ich das Thema Martin gegenüber erneut an.
„Ich weiß, es nervt dich, aber kann ich doch nochmal auf diese Damian-Sache zurückkommen?", fragte ich vorsichtig und meine Annahme wurde sofort bestätigt. Martin legte sein Handy mit einem genervten Augenrollen vor sich auf dem Tisch ab und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.

„Du hast recht, Elias", sagte er ruhig und sachlich. „Es nervt mich. Frage ich dich über deine Exfreunde aus? Nein. Vertraue ich dir? Ja. Habe ich dir bereits alles gesagt, was du wissen musst? Ja. Reicht dir das? Nein."
Ich habe geseufzt und die Teller abgeräumt. Er hat ja recht. Denke ich.

Wir haben seit Beginn unserer Beziehung gemeinsam beschlossen, nicht über unsere Exfreunde zu reden und uns bislang auch immer daran gehalten. Was bringt es auch, über Vergangenes zu debattieren? Es lässt sich nicht ändern und vorbei ist vorbei.

Dennoch lassen mir die Fragen in meinem Kopf keine Ruhe und irgendwie bin ich froh, dass Martin heute Abend überraschend einen Termin hat und nicht am Kochkurs teilnehmen kann. Natürlich werde ich nicht Damian fragen, um Gottes Willen! Ich bin froh, wenn er einfach gar nicht den Mund aufmacht und sich mit seinem grimmigen Gesicht weit entfernt von mir aufhält, aber vielleicht weiß Liz ja etwas..

Als wäre es Schicksal, ist außer Tom und Liz heute noch niemand da. Tom ist noch damit beschäftigt, die Rezepte für heute vorzubereiten und so kann ich mich lächelnd neben Liz stellen.
„Hey Elias", strahlt sie mich an und ich streichele freundlich über ihre Schulter.
„Na?", mache ich.
Suchend schaut sie sich um. „Wo ist dein Freund?"
„Oh, wichtiger Steuertermin", winke ich ab. „Zumindest einer, der Ahnung von Zahlen hat."
Liz lacht und nickt zustimmend. „Wem sagst du das?"
„Wusstest du, dass Martin und Damian mal was miteinander hatten?", frage ich möglichst beiläufig und schiebe ein unbeholfenes Lachen hinterher.

Liz' Gesicht wird ernst und sie dreht sich zu mir. „Ja", antwortet sie und sieht mich direkt an.
Oh, oh. Was kommt jetzt?
„Hör zu, Elias", beginnt sie. „Es geht mich nichts an, aber-"
Sie sieht hinter mich und hört augenblicklich auf zu reden. Irgendjemand ist gekommen und ihrer Reaktion entnehme ich, dass es wohl Damian ist.
„Ich frage mich ja, was für Suppen wir machen", sagt sie etwas überschwänglicher und ich steige mit ein: „Ich persönlich finde Suppen ja sehr spannend."

Damian stellt sich neben uns und gibt Liz einen Kuss auf die Schläfe. „Sorry, Leon hörte nicht auf zu reden", brummt er und sieht mich nur kurz mit einem grimmigen Blick an. Leon? Ein imaginärer Freund? Mit dem hält es doch keine reale Person aus.
„Alles gut", lächelt sie und schaut mit einem Sag bitte nichts-Blick zu mir. „Es sind ohnehin noch nicht alle da. Heute machen wir Suppen."

Natürlich rollt er mit den Augen. Sind die wohl überhaupt an irgendwas in seinem Kopf befestigt oder rollen sie einfach nur darin herum wie zwei Glasmurmeln? „Suppe kann ich essen, wenn ich alt bin und keine Zähne mehr im Mund habe", mault er und Liz lacht.
„Aber vorher schmecken sie bestimmt auch schon", kichert sie und schlägt ihm liebevoll auf den Arm.

Damian blickt sich suchend um und sofort weiß ich, nach wem er Ausschau hält.
„Steuertermin", sage ich, ohne dass er gefragt hat. „Kann also sein, dass ich öfter mal sage, was ich denke."
Sofort schießt sein Blick zu mir, seine Augenbrauen hochgezogen. Ich erkenne, dass er etwas sagen will, doch in dem Moment klatscht Tom in die Hände und beginnt mit unseren Instruktionen für heute.

Während ich Kartoffeln für eine Kartoffelsuppe in Würfel schneide, beschäftigen sich die anderen mit Gurken und roten Linsen. Ich konzentriere mich nur auf meine Arbeit und versuche, meine Gedanken und Fragen, so gut es geht, auszublenden, was mir nur bedingt gelingt.

„Nur noch die in der Schale?", brummt plötzlich jemand mir und ich zucke zusammen, als Damians lange Finger sich eine Kartoffel aus der Schale nehmen.
„Ja, aber dafür brauche ich dich nicht", knurre ich und zerhacke meine aktuelle Kartoffel.
Er schnaubt abfällig neben mir und brummt: „Glaub mir, ich bin bestimmt nicht freiwillig hier. Tom hat gesagt, ich soll dir helfen."

Ich sehe rüber zu Liz, die mich entschuldigend anlächelt und sich mit Tom unterhält. Ich zerkleinere die Kartoffel weiter und werfe die Stücke dann schwungvoll in den Topf auf dem Herd.
„Also, Steuertermin, ja?", fragt Damian plötzlich neben mir, als würden wir jeden Tag so alltägliche Gespräche führen. Mit großen Augen sehe ich ihn an, doch er konzentriert sich auf seine Kartoffel.
„Was willst du wissen, Damian?", zische ich leise. „Ich merke doch, dass du nicht der Smalltalktyp bist, also tu' uns beiden einen Gefallen und lass' das mit dem heißen Brei, okay?"

Langsam legt er das Messer neben seinem Brett ab und tritt einen Schritt zurück.
„Was willst du wissen? Wie lange wir schon zusammen sind?" Ich verfolge ihn langsam, während er sich rückwärts von mir entfernt. „Zehn Monate. Ob er noch von dir redet? Nein. Ob er je von dir geredet hat? Auch nein. Reicht dir das an Informationen?"
Sein hasserfüllter Blick trifft mich bis ins Mark, als er seinen Kopf langsam hebt. „Reichen Sie dir denn?", fragt er nur und ich stutze.

Damian lacht abfällig und schüttelt den Kopf in einer Wusste-ich's-doch-Geste. „Du hast keine Ahnung und er wird dir auch nichts sagen", flüstert er geheimnisvoll. „Und glaub mir, er ist vollkommen fein damit. Aber bist du es auch, Elias?"
Damit geht er zur Spüle und wäscht sich energisch die Hände, während ich ihm wütend hinterherstarre.

Den Rest des Abends unterhält er sich ausschließlich mit Liz und ich plaudere mit Heiko und Sophie, die mir begeistert von ihrem gemeinsamen Campingwochenende erzählen. Als Damian sich kurz zur Toilette entschuldigt, nutze ich die Gelegenheit und husche zu Liz herüber.
„Hey", mache ich und sehe sie erwartungsvoll an. Liz lächelt gequält und als nichts kommt, frage ich direkt nach: „Du wolltest mir doch noch was erzählen."

Liz schluckt und senkt den Blick. „War nicht so wichtig, Elias", antwortet sie und ich kann sehen, dass sie lügt. Ehe ich nachhaken kann, steht Damian schon hinter mir, denn ich sitze auf seinem Stuhl.
„Die Linsensuppe war großartig, Liz", lobe ich sie überschwänglich. „Dein Freund wird sicher begeistert sein."

Teufelsküche | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt