"Ich begann zu rennen"

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"ich begann zu rennen"
Ich begann zu rennen über eine wunderschöne Wiese, Mitte Sommer, die Sonne schien. Ich rannte, weil ich zu viel Energie hatte, zu viel Power, die ich loswerden musste. Dieses unglaublich gute Gefühl von der Sonne, die meine Haut streichelte. Diese tolle Farbe des Himmels, die wunderschönen Blumen, die Bienen die ich als leises Summen wahrnahm als ich an ihnen vorbei rannte, die Sonne die mich leicht blendete. Alles war perfekt. Ich war frei und ich musste mich vor nichts fürchten. Diese wunderschöne Zeit, welche ich hoffte würde nie vergehen. Doch das tat sie, als ich meine Augen öffnete und der Wahrheit ins Auge blickte. Ich rannte, doch nicht weil ich zu viel Energie hatte. Ich rannte weg vor meinen Gefühlen, meinen täglichen Aufgaben, meinen Gedanken und vor allem vor meinen Problemen. Es war auch kein schöner Sommertag. Es war Spätherbst, alles war grau wegen Nebel, und nichts war wirklich bunt. Es war kalt und es blühte auch nichts mehr. Ich rannte in der Stille, denn es gab keine Bienen, die ich summen hören könnte. Und ich rannte zwar über eine Wiese, doch diese endete mit einer Klippe. Ein paar Meter vor der Klippe blieb ich stehen, um nochmal alles zu überdenken, doch es gab nichts zu überdenken. Ich hatte nichts mehr was meinem Leben einen Wert geben würde. Also rannte ich weiter, bis ich keinen Boden unter meinen Füßen spürte, bis ich merkte, dass ich in die Tiefe stürzte. Jetzt wollte ich umkehren, jedoch es war zu spät. Ich fiel ein paar Minuten, in denen ich alles bereute und mich fragte, wieso ich es getan hatte. Doch es war zu spät. Ich prallte auf das kalte Wasser auf, was eigentlich schmerzen sollte, doch das tat es nicht. Alles was ich fühlte war Frieden. Ich fühlte mich betäubt. Doch das Wasser umschloss mich und sog mich in sich hinein. Alles war so friedlich. Was ich sah war nichts, außer unendliches Blau. Ich sank immer tiefer, doch ich spürte nichts. Das nächste was ich sah, war die wunderschöne Sommerwiese, mit den bunten Blumen, die Sonne kitzelte mich. Mir war bewusst, das ich tot war, doch das störte mich nicht. Ich starrte auf die endlose Sommerwiese und alles was ich fühlte, war Glück.
"und ich begann zu rennen"

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