Kapitel 17

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Louis PoV
An der Haustür verabschiedete ich Harry mit einer langen Umarmung. Am liebsten hätte ich ihn gar nicht mehr losgelassen.
„Krieg ich noch einen letzten Kuss?", fragte er schüchtern, nachdem ich ihn wieder losgelassen hatte.
„Einen letzten? Für immer?", meine Stimme klang schwach und mein Herz zog sich bei der Vorstellung Harrys Lippen nie wieder auf meinen zu spüren schmerzhaft zusammen. Die Tatsache, dass unsere Zeit zu zweit jetzt ein Ende hatte wurde mir in diesem Moment noch einmal ziemlich bewusst.
Verlegen auf seinen Lippen kauend, zog Harry mich an der Hüfte an sich ran. Er lehnte seine Stirn gegen meine und sagte mit einem traurigen Unterton:
„Wenn du es so willst."
Bevor ich etwas erwidern konnte, fügte er aber noch hoffnungsvoll hinzu:
„Aber vielleicht können wir ja auch in Zukunft ,einfach nicht nachdenken'? Wenn Eleanor nicht dabei ist natürlich..."
Irgendetwas in meinem Bauch führte einen Freudentanz auf und ich erwiderte lächelnd:
„Ich fände weiterhin ,einfach nicht nachdenken' wirklich toll."
Sofort began auch er wieder glücklich zu strahlen. Wie ich das doch liebte.
Liebevoll gab ich ihm dann noch seinen gewünschten Abschiedskuss und nach einer weiteren langen Umarmung riss er sich dann schließlich los und stieg in sein Auto. Von dort warf er mir noch einen Kuss entgegen, winkte mir noch mal zu und fuhr dann davon.

Eine halbe Stunde später kam Eleanor. Sie wirkte überhaupt nicht als wäre sie sauer auf mich oder so. Das verwunderte mich, eigentlich war sie ziemlich nachtragend. Aufgedreht stellte sie ihre Sachen im Flur ab und kam auf mich zu, um mich zu begrüßen. Den Kuss, den sie mir natürlich zur Begrüßung gab, erwiderte ich nur halbherzig. Es war einfach nicht wie mit Harry. Ihre Lippen ließen meinen Körper nicht überall kribbeln und lösten in mir nicht das Verlangen auf sie immer wieder küssen zu wollen. Eigentlich war das auch nie so gewesen. Das bemerkte Eleanor allerdings nicht, da sie so damit beschäftigt war mir jedes langweilige Detail ihrer letzten fünf Tage zu schildern. Warum dachte sie es würde mich interessieren, was Ella und sie wann gegessen hatten? Es wäre viel interessanter gewesen, wenn Harry mir erzählt hätte was er wann, wie, wo und warum gegessen hatte. 
Während sie einfach nicht aufhörte mich mit unnötigen Fakten zuzutexten, streichelte ich Cliff und Bruce, die ich zugegeben schon ziemlich vermisste hatte. Ich war einfach ein Hundemensch. Dass diese Hunde nunmal irgendwie mit der nervig vor sich hin redenden Frau mir gegenüber zusammenhingen, war ein störender Aspekt. Eigentlich waren solche Gedanken El gegenüber einfach nur gemein und unfair, sie hatte mir ja eigentlich nichts getan. Auch hatte ich ja auch immer gedacht, dass sie dieser eine Mensch für mich ist. Dieser Mensch mit dem man für immer zusammenbleiben wollte, doch hatten mir die letzten Tage mit Harry einfach gezeigt, dass es noch so viel mehr gab als das, was ich für meine momentane Freundin empfand. Natürlich es waren nur ein paar Tage gewesen... ich wusste ja auch nicht, ob Harry diese eine Person für mich ist, doch wusste ich jetzt, dass ich extrem starrsinnig gewesen war und deswegen nie die Möglichkeit gehabt hatte zu erfahren, was ich alles verpasste.
„Ey Lou hörst du mir eigentlich noch zu?"
Warum nannte sie mich Lou? Nur Harry sollte mich so nennen!
„Louis?"
Besser so.
„Äh... Asso sorry. Ich bin nur bisschen verwirrt."
Fragend legte sie ihren Kopf schräg, das sah eigentlich ganz süß aus, aber es gab auf jeden Fall noch Luft nach oben beim Süßheitslevel.
„Warum verwirrt? Seh ich aus wie ein Alien?"
Ne wie n Stock.
Man Louis, warum bist du so gemein?!
„Nein, nein haha, du siehst toll aus. Ich dachte nur, naja also du bist ja nicht gerade fröhlich von hier weggefahren..."
„Du bist verwundert, dass ich nicht mehr sauer bin?",  jetzt wirkte sie etwas verwundert. Als ob es das Unwahrscheinlichste überhaupt war, dass SIE nachtragend war.
„Ja... du warst ja schon ziemlich sauer."
„Ok Lou, pass auf", ihre Stimme klang, wie als würde sie mit einem Dreijährigen und nicht einem 29-Jährigen reden. Und konnte sie bitte das ,Lou' sein lassen? Bevor sie weitersprach ließ sie sich noch an der Wand auf den Boden gleiten und klopfte auffordernd auf den Boden neben sich. Nur zögernd kam ich dieser Aufforderung nach. Als ich dann neben ihr saß und Clifford liebevoll hinterm Ohr kraulte, sprach sie weiter.
„Ich hab mit Ella über unseren Streit gesprochen..."
„Stopp. Du erzählst ELLA, dass...", fiel ich ihr etwas aufgebracht ins Wort, konnte aber nicht zu Ende sprechen, da sie mich davor wiederum unterbrach:
„Ich war ziemlich aufgelöst als ich einen Tag zu früh bei ihr vor der Tür stand. Das musste ich es ihr einfach erklären!"
„Ok ok passt schon", beschwichtigte ich sie.
„Also auf alle Fälle ist mir bei diesem Gespräch einfach klar geworden wie dumm und gemein, dir und Harry gegenüber, ich gewesen war. Ich meine nur weil Harry bi ist heißt das ja nicht unweigerlich, dass ihr was habt, nur weil ihr euch halt wieder gut versteht. Vor allem, da du halt wirklich überhaupt nichts von Männern willst... das hätte ich die letzten bald zehn Jahre bemerkt!"
Fast hätte ich angefangen zu lachen. Ich selbst hatte das die letzten 29 Jahre nicht bemerkt.
Da es nur fair war, dass ich das Eleanor erzählte setzte ich schon an etwas zu sagen, doch sie winkte ab.
„Lass mich bitte noch weiterreden, ich bin noch nicht fertig."
Still nickte ich. Wahrscheinlich war es sowieso besser, wenn sie nichts von meiner durchaus vorhandenen Interesse am gleichen Geschlecht erfuhr.
„Also hab ich ja auch gar keinen Grund eifersüchtig auf Harry zu sein. Und ihr habt halt bisschen gekuschelt... das mach ich mich Ella ja auch die ganze Zeit. Und ja... was gabs noch? Achso stimmt, wegen dem dass ihr die ganze Zeit miteinander flirtet: Das hab ich mir glaub ich einfach nur eingebildet.... weil ich schon so besessen von der Idee war, dass ihr was miteinander habt.
Was ich eigentlich sagen will ist, dass es mir leid tut. Ich hab dich wirklich grundlos als schwul beschimpft..." (Seit wann war ,schwul' eine Beschimpfung?!) „...und deine wiedergefundenen Freundschaft mit Harry gar nicht unterstützt..."
„Hey El, es ist alles gut. Nicht so schlimm. Vergessen wir das einfach, ok?", versuchte ich ihrer ewigen Entschuldigung ein Ende zu setzten, da in mir jetzt langsam doch ein schlechtes Gewissen entstand, weil ich ihr nicht die Wahrheit sagte.
„Nein Louis, es tut mir wirklich leid. Und ab jetzt möchte ich deiner und Harrys Freundschaft auch wirklich nicht mehr in Weg stehen, auch weil Harry ein total lieber Mensch ist. Wie dumm ich einfach war! Du und Harry? WTF. Hahahaha."
Hahaha.
Haha.
Ha.
Wenn sie wüsste...

Who the fuck is Olivia?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt