5 - Talk to him

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,,Warum läuft alles schief in letzter Zeit? Ich wollte nur meinen Vater finden. Ich wollte nicht, dass mein Vater mein Lehrer ist. Und ich habe das Gefühl, dass ich ein komplettes Arschloch zu Sebastian bin. Warum bin ich so wie ich bin? Es tut mir leid, Chloe." Ich ließ mich auf dem Boden nieder, zog meine Knie an mich und senkte meinen Kopf.

,,Hey, hey, Kira. Sag das nicht so. Das stimmt doch gar nicht."

,,Aber schau mal. Du weißt, wie sehr ich ihn mochte. Und jetzt sind wir endlich zusammen und ich schiebe ihn total von mir weg."

,,Ach Kira, komm runter. Es ist verständlich und okay, dass du ihn von dir schiebst. Es liegt doch nicht an ihm. Es ist alles etwas viel für dich im Moment."

,,Ich sollte es ihm sagen. Aber ich fühle mich noch nicht bereit. Ich will einfach nicht, dass er mit mir Schluss macht, weil ich ihm etwas verschweige."

,,Wenn du nicht bereit bist, dann sag es ihm nicht. Sag ihm vielleicht, dass du etwas erfahren hast und du dich deswegen mehr zurückziehst."

,,Das ist gut. Danke, dass du für mich da bist."

,,Das ist doch klar, Kira. Komm her." Sie zog mich in ihre Arme.

☆☆☆

,,Nicht nachdenken, einfach den Text lesen. Er weiß bestimmt sowieso von nichts.", flüsterte Chloe mir einige Tage später im Unterricht zu.

Ich tat was sie sagte. Nur, dass das mit dem Nachdenken nicht wirklich einfach war.

,,Okay, wir besprechen dann den Text. Was meint ihr, warum ist Elaine von zu Hause weggegangen?"

Einige meldeten sich. Ich wusste es nicht. Ich hatte nicht mal mitbekommen, dass Elaine von zu Hause weggegangen war.

Nach dem Unterricht bat Herr Davids mich noch kurz mit ihm zu reden.

,,Wenn es mich nichts angeht, dann sag mir das bitte. Aber was ist denn los, Kira? Du scheinst seit dieser Woche nur noch körperlich anwesend zu sein. Deine anderen Lehrer haben mir gesagt, dass du bei ihnen im Unterricht ziemlich gut mitmachst. Also schätze ich, dass es an mir liegt. Kann ich irgendetwas besser machen oder dir irgendwie helfen?"

Er nahm das alles ziemlich falsch wahr. Natürlich lag es an ihm. Aber er hatte nichts falschgemacht. Außer natürlich, dass er mein Vater war. Ich schwieg für einen Moment und überlegte, was ich antworten könnte. Ich wollte nicht, dass er merkte, dass ich log.

„Nein, Herr Davids, es ist nicht Ihre Schuld. Ich werde versuchen mich zu verbessern." Ich schenkte ihm ein kurzes Lächeln. „Tschüss, ich muss dann los."

☆☆☆

,,Ich sage es nochmal. Du musst mit ihm reden."

Vor einer Woche war Chloe noch überzeugt gewesen, dass Herr Davids nicht wusste, dass ich seine Tochter war. Doch seit zwei Tagen war sie fest entschlossen, dass er es doch ahnen konnte.

,,Nein, Chloe! Auf keinen Fall!"

,,Kira, er scheint doch total nett zu sein und er vermutet doch bestimmt etwas. Ich meine du bist 15 und heißt Kira Liane Erdmann. Herr Davids weiß mit Sicherheit wie alt sein Kind inzwischen ist und den Namen. Ja, du hast nicht mehr den Nachnamen von deiner Mutter, den Herr Davids wahrscheinlich kennt, aber dein Stiefvater war doch auch auf dieser Schule. Er weiß es wahrscheinlich, Kira."

,,Und wenn er mich nicht will? Vielleicht wollte er gar kein Kind."

,,Das kannst du nur durch zwei Wege herausfinden."

,,Und die wären?"

,,Naja, ich empfehle die erste Möglichkeit. Du redest mit Herr Davids und fragst ihn einfach direkt. Frag ihn vielleicht nach deiner Mutter."

,,Niemals!"

,,Hmm. Die zweite Möglichkeit ist, dass du mit deiner Mutter über ihn redest."

,,Ich soll ihr beichten, dass ich ihr Tagebuch gelesen habe?"

Chloe zuckte mit den Schultern.

,,Es muss noch eine dritte Möglichkeit geben..."

☆☆☆

,,Es gibt Abendessen! Kommt bitte runter!", rief meine Mutter.

Ich schaltete meine Musik aus und lief nach unten. Meine Mama war dabei den Brotkorb aus der Küche zu holen. Meine Schwestern saßen bereits am Tisch. Ich setzte mich dazu.

,,Was möchtest du auf dein Brot haben, Thalia? Schokocreme?", fragte Mama. Sie setzte sich hin und nahm eine Scheibe Brot.

,,Schokocreme! Ja!", rief die Kleine.

,,Ich will auch Schokocreme.", sagte Bianca.

,,Wann kommt Papa?", fragte Thalia.

,,Ich mache dir auch gleich ein Brot, Bianca. Und Papa kommt bald nach Hause."

Während Mama den Zwillingen ihr Essen machte, belegte ich mir auch ein Brot und begann dieses zu essen. Einige Minuten später kam Hannes nach Hause.

Meine Schwestern freuten sich. Mama stand auf und begrüßte ihn mit einem Kuss. "Hallo Liebling."

Ich konnte nur daran denken, dass ich mich nicht wirklich dazugehörend fühlte. Nur mit Mama war ich komplett verwandt. Ich fühlte mich falsch. Ich sollte mit Herr Davids reden.

~~
Nach ungefähr einem halben Jahr gibt es mal wieder ein Kapitel. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat

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