Kapitel 6

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Kira;

"Mhm, findest du ich sehe darin gut aus?", fragte mich Layla mir einem Lachen und hielt mir ein gestreiftes Crop-Top hin. "Oder meinst du, ich soll lieber diese Bluse anziehen?" Mit einem fragenden Blick hielt sie mir eine weiße Bluse mit weiten Ärmeln hin. Ehrlich gesagt konnte ich mir, wenn sie die so hinhielt, mir bei keinem von beiden vorstellen, wie das an ihr aussah. Deswegen zuckte ich nur mit den Schultern.

Es fühlte sich immer noch komisch an, so viel Zeit mit Layla zu verbringen. Sie war gefühlt die einzige Person, die ich an der Uni kannte – auch nach sechs Monaten Uni saß ich überwiegend allein im Hörsaal oder beim Mittagessen. Häufig, wenn ich mich mit Layla traf, bezeichnete ich sie als eine Unifreundin von mir, weil es mir peinlich war, kaum Anschluss gefunden zu haben. Alternativ nahm ich Bücher zum Mittagessen mit, damit ich gewollt einsam aussah. Ich versuchte diese Gedanken schnell loszuwerden, da ich bereits spürte, wie mir Tränen in den Augen standen. Heute würde ich das alles hoffentlich schnell vergessen können und einen schönen Abend mit Layla verbringen können.

"Du bist keine Hilfe", meinte sie anklagend und sah mich gespielt genervt an. "Nur weil du schon fertig angezogen bist!" Ich zuckte mit den Schultern und lachte. Tatsächlich war ich nur deswegen fertig, weil ich immer das gleiche anzog, wenn wir abends mal weggingen. Als ich einmal mit Ivy shoppen gegangen bin, hatte sie mir ein Glitzeroberteil empfohlen, sie meinte, dass mir das so gutstehen würde – sie hatte wie immer Recht behalten, außerdem erinnerte mich dieses Oberteil immer an sie. Es erinnerte mich an die Zeit in der Oberstufe, in der ich nicht ständig allein herumsaß und als ich noch dachte, dass in der Uni alles besser werden würde.

"Übrigens kommen heute paar meiner Freunde noch mit, die sind schon ganz gespannt, dich kennenzulernen", meinte Layla mit einem großen Lächeln und zog sich das Crop Top wieder aus. Anscheinend gefiel ihr das doch nicht. Während sie im BH vor ihrem Schrank stand und ein Oberteil nach dem anderen rausholte. Während ich mich nochmal im Spiegel anschaute. Gefühlt wie immer, wenn etwas wichtiges anstand, hatte ich einen Pickel auf meiner Nase. Wieso hatte ich in sowas nur immer so viel Pech?

"Wieso ziehst du nicht das an?", fragte ich sie, als sie mich mit einem rückenfreien langärmlichen Body abgeworfen hatte. "Darin siehst du doch bestimmt gut aus." Ich gab ihr den Body und kramte währenddessen in meiner Tasche nach einem Abdeckstift. Als ich mit dem Pickel auf meiner Nase beschäftigt, zog sich Layla nochmal um – jetzt hatte sie Bluse von vorhin an.
"Ich glaube, das ziehe ich jetzt", beschloss sie und ich atmete auf. Gelegentlich hatte ich immer noch Sorge, dass Layla irgendwann keine Lust mehr hatte, mit mir Zeit zu verbringen und ich dann ganz allein sein würde. Ich versuchte, diese Gedanken schnell loszuwerden. Mit einem Blick auf ihr Handy, sagte sie: "Wir können jetzt noch bisschen was essen und dann geht's zu Kai zum Vorglühen. Wir haben noch Zeit Alkohol zu kaufen, oder?"

Panik stieg in mir auf, als ich daran dachte. Was wäre, wenn sie mich nicht mögen würde? Was würde ich dann machen? Über mein Grübeln vergas ich fast, Layla zu antworten. "Wird denke ich schwierig, die Läden machen um acht zu und es ist jetzt bereits sieben", meinte ich hastig. "Aber ich glaub am Hauptbahnhof ist noch einer, der länger aufhat."

"Oh ja, das ist auf dem Weg", antwortete Layla mit einem Grinsen. "Kai, Kira und ich fahren noch zu dem einem vernünftigen Laden in München, der länger aufhat als bis acht", nahm sie eine Sprachnachricht auf. "Und schreibt uns bitte, was wir einkaufen sollen, sonst gibt es nur guten Alkohol und nicht das Zeug, was ihr immer trinkt."

Ich musste lachen. Die Anspannung fiel langsam von mir ab, während ich meine Haare kämmte und nochmal meine Pickel kontrollierte, mittlerweile sah man zum Glück keine rote Stelle mehr auf meiner Nase. "Was wollen wir jetzt eigentlich essen? Kann ich schon mal was vorbereiten?"

UngesagtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt