Titanomachie Teil 1

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Thoras und sämtliche Evatoren, mit Ausnahme von Zeus und Hera, stehen nun in der Halle in Fohr, wo Lokrik in voller Rüstung und breiter Axt vor ihm steht. Lokrin freut es, dass so viele sich bereit erklärt haben, doch fällt ihm schnell auf, dass der Göttervater, dass Zeus nicht unter ihnen ist. "Wo ist Zeus?", fragt er und blickt erneut durch die Reihen der Evatoren. "Er wollte mir nicht glauben, doch alle andren haben es. Nun haben wir zumindest eine Chance.", antwortet Thoras, der stolz zu Hephaistos blickt. Doch Hades ist zuversichtlich und so spricht er: "Wir haben mit sechs Evatoren zwölf Titanen besiegt. Nun sind wir viele mehr und den Titanen überlegen. Das wird dennoch kein einfacher Kampf, aber er wird kürzer sein, wie der letzte." In der Zeit, in der Thoras weg war, hat Lokrik Späher entsandt, die erfolgreich zurückkehren konnten. "Unsere Späher berichten, dass sie knapp zwei Stunden von hier entfernt sind. Die Männer aus Urbe Vitae nur eine und die aus Wallei werden noch weniger brauchen. Doch wir werden stark in der Unterzahl sein.", spricht er und Athene fragt ihn, wie viele Feinde anrücken würden. Und seine Antwort klingt so utopisch, dass es kaum einer zu glauben vermag: "40.000 Schattenwesen, acht Titanen, sieben Kyklopen, zweihundert Drachen aller Art und fünf dunkle Magier sind auf dem Weg hierher." Diese Zahlen sind unglaublich. Solch eine Streimacht war noch nie in allen Welten je zusammengestellt worden. "Und wie viele wären wir?", fragt Thoras. "Wir haben 19.000 Mann hier in Fohr, 4.000 kommen aus Wallei und weitere 12.000 Reiter aus Urbe Vitae, 16 Evatoren, wie drei Halbgötter.", fasst Lokrik zusammen, während er alles zusammenzählt und feststellt, dass sie deutlich in der Unterzahl sind. "Also gut. Wir müssen Vorbereitungen treffen. Sie werden schnell durch das Tor brechen, dass steht fest. Die Titanen werden sich mehr auf die Evatoren und mich fokussieren, während die Schattenwesen unsere Truppen am Feld angreifen werden. Die Kyklopen und Drachen werden wir mit den Kreuzbogen beseitigen. Den Kyklopen schießen wir in die Augen, um sie zu erblinden, den Drachen sollten wir möglichst schnell die Flügel zerschießen, sonst könnten sie unsere Wachtürme recht schnell zerstören und die werden wir noch brauchen. Ich will, dass keiner auf der Mauer steht. Nur in den Wachtürmen oder an den Kreuzbögen, alle anderen müssen hinter der Mauer sein. Die Schützen werden mit einem durchgehenden Pfeilhagel in Richtung Tor schießen, um die Truppen davor schnell zu verdünnen." "Dieser Plan ist viel zu konstruiert und bei nur einem ungeplanten Vorfall, wird er nutzlos sein. Wir sollten auf spontane Strategien setzten.", spricht Athene, die nicht nur die Göttin der Weisheit, sondern auch des taktischen Krieges ist. Prometheus stimmt ihr zu, denn er sieht die fatalen Ereignisse, die bei solch einer Taktik vorkommen würden. Thoras vergisst schnell wieder sein Vorhaben und fragt die Göttin, was denn ihr Plan wäre. "Wir müssen geschickt und listig sein. Kronos ist kein dummes Kind. Er ist der mächtigste und weiseste Titan. Wir müssen auf seine Befehle warten und auf sie reagieren.", rät sie, was sich Thoras zu Herzen nimmt. "Nun gut. Wir müssen uns nun aufstellen." Alle verlassen die Halle, um sich auf den kommenden Kampf vorzubereiten. Thoras schärft seine Klingen, Tarek kontrolliert seine Sehne und Floki übt ein wenig mit Schwert und Dolch. Lokrik aber weiß nicht welche Waffe er wählen soll. Der Schmied rät ihm zur Axt, aber Hephaistos rät zum Schwert. Da geht Thoras dazwischen, ehe sich der Gott und der Schmied streiten, und gibt seinem Vater eine Labrys und ein Kurzschwert in die Hand und spricht: "Wenn doch beide von ihrem Handwerk wissen und dir zu einem raten, dann wähle beides und du bist auf der richtigen Seite." "Weise Gesprochen. Ihr könntet der Gott der Poesie sein, doch dann wäre ich nicht mehr von Nöten.", lacht Apollon, der hinter der Schmiede vorherkommt. "Dies ehrt mich. Doch all meine Weisheit, habe ich meinen Vätern zu verdanken. Ich denke-", Thoras wird von zwei Hörnern unterbrochen. Die Truppen von Wallei und Urbe Vitae treffen ein. Sie wollen ihre Ankunft mit dem Horn verkünden und kommen dabei im gleichmäßigen Marsch hinter die Mauern. Thorin und Perñeo grüßen Lokrik und dann Thoras. Thorin ist in schwerer Rüstung unterwegs und blauem Umhang, so wie Perñeo. Sie sind stolz, aber auch etwas besorgt. Sie wollen gern an der Seite der Götter kämpfen, doch wirklich bereit zu sterben, sind sie nicht. "Seid gegrüßt! Ihr seid wahrlich willkommen.", ruft Lokrik ihnen zu, während er auf seinen Schwager zugeht. Sie reichen sich die Hand, doch dabei blickt der König Walleis bloß auf Hephaistos, der hinter Lokrik herkommt. "Ihr wisst gar nicht, wie geehrt ich mich fühle, an Eurer Seite heute zu stehen.", wendet er sich an den Gott, mit strahlenden Augen und zufriedenem Blick. "Es ist nun auch schon Jahre her, dass wir uns trafen." Perñeo hingegen berät sich mit Thoras und dem kommenden Angriff. Die Truppen stellen sich nach und nach auf. Die Wachtürme werden stark besetzt, wie auch die schweren Kreuzbögen. Schon aus der Ferne, hört man die mächtigen Schritte und den kräftigen Marsch des unvorstellbar großen Heeres, dass an Fohr herantritt. Thoras steht auf der Mauer, als er diesen schwarzen Fluss in der Ferne erkennt. "Sie sind da!", ruft er hinunter, während er von der hohen Mauer springt und sanft landet. "Jetzt müssen wir warten. Bis sie kommen.", spricht er ruhig und vollkommen gelassen. Es dauert einige Minuten, bis das Heer wieder zu hören ist und die Wachen auf den Türmen bestätigen, dass sie vor den Mauern stehen. "Männer!", beginnt der Zwergenprinz, erneut zuversichtlich und ohne anzumerken, dass sein wahrer Glauben, dass sie die Nacht überdauern werden, sehr gering ist. "Wir sind weniger, ja! Wir mögen auch nicht so mächtig sein, wie sie, aber wir haben ein reines Herz. Und ich sage, lasst sie kommen. Lasst sie an unseren Schilden zerspringen und ihre Köpfe zerschmettern. Werden wir sterben? Wahrscheinlich, doch war es ein sinnvoller, ein ehrenvoller Tod? Ja, das ist er alle Mal! Lasst sie kommen, denn auch sie werden heut' sterben. Aber sie haben keine Ehre und kein reines Herz! Für Ikares!", ruft er motivierend ihnen zu, die es mit einem lauthalsigen Ahu erwidern und ihren Kampfeswillen zeigen. Dann Feuer der Kreuzbögen beginnt. Das Knurren von Drachen ertönt, die mühsam versuchen abzuheben, doch von den schweren Pfeilen der mächtigen Geschütze ihre Flügel zerschossen oder gleich einen tödlichen Schuss in den Kopf bekommen. "Ein Kyklop ist am Tor! Erschießt ihn!", hören sie die Wachen rufen, die sofort ihre Waffen auf diesen richten. Dann ein starker Schlag gegen das standhafte Tor. "Das Tor hält nicht lang. Haltet euch bereit." Thoras vorher so selbstbewusste und kräftige Stimme, versinkt im Lärm des Kampfes. Er wirkt nur noch wie eine Maus zwischen zwei Löwen, die sich bekriegen, während die Maus versucht zu piepsen. Wieder ein Schlag gegen das Tor, doch dieses Mal biegt es sich bereits nach innen. "Schwerter!", befiehlt und wie in einer Bewegung, ziehen alle Kämpfer, die dort stehen, ihre Waffen. Sie stehen in einem Halbkreis um das Tor herum, dass keine zwei Schläge mehr aushalten wird. Aber statt einen dritten Schlag, hören sie einen dumpfen Knall und einen schmerzerfüllten Schrei von der anderen Seite des Tors. "Was zum-", ruft eine Wache von einem der Türmen und wird von einem Werwolf in den Abgrund gerissen. "Schilde!" Wie einzeln einschlagende Blitze, rammen die Zwerge ihre Schilde in den sandigen Boden und nehmen eine stabile Haltung ein. Hunderte Werwölfe kommen über die Mauer geklettert und reißen zwei Kreuzbogenschützen mit. Sie kommen von der Mauer gesprungen und kommen auf die Kurve aus eisernen Schilden zu. "Speere!", ruft Perñeo und eine zweite Lanzenwand kommt zum Vorschein, in die die Werwölfe blind und überrascht hineinlaufen und gnadenlos niedergestreckt werden. Nur wenige schaffen es an die Schilde heran, doch werden dort von bluthungrigen Schwertern begrüßt, die sie noch brutaler vernichten. Doch in dem Moment, wo das Heulen des letzten Werwolfs verstummt, bricht ein Stück aus dem Tor und hinterlässt ein gewaltiges Loch. "Seit bereit!", brüllt Ravnarr laut und lang, ehe das Tor bricht und die Armee der Titanen hindurchkommt. Die schwarzen Gestalten preschen gegen die Schilde und Speere, drängen die Zwerge leicht zurück. "Haltet Stand! Sie können unsere Schilde nicht... durchbrechen.", sagt Hephaistos, der durch seine göttliche Kraft aus den Reihen herausprischt und sich auf die Schattenwesen stürzt. Thoras, Ares, Athene, Floki, Ravnarr und Poseidon tuen es ihm gleich und springen aus dem Wall heraus, um sich dem Feind direkt zu stellen. Ihre göttliche Macht ist viel zu stark, als das ein Schattenwesen ihnen trotzen könnte und so töten sie einen nach dem anderen. "Angriff!", befiehlt Lokrik. Koordiniert, öffnen sie den Wall, schwenken ihre Speere und Lanzen nach vorn und laufen mit ihnen in die feindlichen Massen. Sie drücken ihre Feine dabei zurück und drängen sie langsam aus dem Tor hinaus. Doch ihre Offensive hält nicht lange an. Ein Kyklob, ein riesiges, einäugiges Wesen quetscht sich durch das Tor. Mit einfacher Kleidung gekleidet, einer starken Keule aus Holz bewaffnet und einem riesigen, starken Körper, wenden sie das Blatt und schlagen riesige Löcher in die Reihen der Zwerge. Hades aber kennt ihre Schwachstelle. Er wirft seinen Zweizack in das Auge des Ungeheuers, läuft durch die Schatten auf das Ungetüm hinauf, erblindet es vollständig und lässt es auf seine eigenen Verbündeten los. Mit faulen Gedankentricks und Magie, steuert des Herr des Totenreichs das Wesen aus dem Tartaros, um die Feinde zu dezimieren.
Thoras –der sich mühevoll ins Zentrum der Schlacht gekämpft hat– erkennt einen dunklen Magier zwischen den Schattenwesen. Ein kahlköpfiger, schlanker Mann, der dennoch groß und bedrohlich wirkt. Ein dunkler, ja pechschwarzer Bart spickt sein Gesicht und seine Augen, glühend wie heiße Kohlen, erblicken auch die seinen. Er trägt eine schwarze Tunika und ein grünen Mantel darüber, seine Finger von Goldringen überhäuft. "Dreckiger Zwerg! Du bist meiner Macht nicht gewachsen.", versucht dieser zu spotten, doch weiß er nicht, dass vor ihm ein Evator steht. Mit seinen dunklen Künsten schleudert er Waffen auf den Zwerg, doch keine dringt zu ihm durch, denn der Sohn des Feuergottes lässt sie in der Luft schmelzen und als heißes Metall zu Boden laufen. Überwältig von der Macht des Zwergs, bricht er den Angriff ab und versucht mit Blitzen den Zwergen zu überwältigen, aber auch diese blockt Thoras ab, indem er sein Schwert hebt und sie damit absorbiert, um mit einem direkten Gegenangriff den Magier mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Er dreht die Klinge so, dass sie wie ein Spiegel wirkt und den dunklen Magier mit seinen eigenen Blitzen ausschaltet.
Plötzlich jedoch sieht Ares Iapetos, den mächtigen Titanen, aber dennoch kleinsten seiner Geschwister, der durch das Tor getreten kommt. Ares ruft dessen Kinder Prometheus und Epimetheus zu sich. "Prometheus, sagt mir, ob ihr euren Vater umstimmen könnt oder ob er festgefahren in seiner Einstellung ist. Der vorrausdenkende Evator scheint allerdings nicht überzeugt zu sein, als könnten sie ihren Vater umstimmen. Und so sagt er radikal: "Unser Vater ist verloren. Der Tod ist sein Schicksal." Diese Vorraussagung seitens Prometheus lässt den Kriegsgott sicher sein, dass er den Titanen attackieren kann. Aber Prometheus hindert ihn und sagt, dass die Titanen nicht von seiner Hand heute getötet werden. Ares, sonst für seine Überheblichkeit und nicht für seine Besonnenheit bekannt, hört auf den Rat des Titanoiden.
Das Geschwisterpaar Apollon und Artemis schießt sich durch die Schattenwesen, hindurch zur Mauer, wo sie über eine Treppe hinauf gehen. Sie wollen die Kreuzbögen, welche nicht mehr bemannt sind, nutzen, um die restlichen Kyklopen zu erschießen. Sie schauen über die Mauer und sehen das gewaltige Heer aus verschiedenen Wesen. Drachen steigen auf und sind auf den Weg zur Stadt. Die Titanen sind wie verschwunden. Keiner steht in den Reihen des Feindes. Auch die Kyklopen sind wie vom Erdboden verschluckt.

Ikares: Das Land der ZwergeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt