Belyn

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Tófa blickte verwirrt zu Belyn, der sie nun skeptisch musterte. Der Thronsaal war von Stille erfüllt und die Blicke lagen alle auf der jungen Kriegerin. Hatte sie etwas falsches gesagt?
Sie lies ihren Blick unauffällig durch den Saal gleiten und stellte fest, dass jeder sie skeptisch oder verwundert anschaute. Einzelne Bürger zogen aus ihren langen, in einem tiefen dunklen blau leuchtenden, und dichten Gewändern eine Kette mit einem Kreuz hervor. Was hatte das zu bedeuten? Sie schluckte hörbar. Sie hatte gerade definitiv nicht so reagiert wie man es von ihr erwartet hatte. Sie schaute zu Belyn, dessen Hand an seinem Sax, ein kleines Kampfmesser, lag und scheinbar für alles bereit war.
Der Jarl lies Tófa nicht mehr aus den Augen, seine Augen verengten sich etwas und sein Körper spannte sich an, sie schien wirklich tief in der Patsche zu stecken.
Sie schaute zu dem Jarl erwartungsvoll auf, in der Hoffnung, dass er endlich diese unangenehme Stille brechen würde.

Der Saal war recht klein. Ein großer roter Teppich führte von dem Eingangstor zu dem Thron, während rote Wandteppiche, mit eine Art Wappen drauf, an den Wänden runterhingen. Präzise gemeißelte Lücken in den Mauern stellten Fenster da und ließen so etwas Licht, neben den Fackeln, in den Raum gleiten. Es gab zwei Durchgänge die rechts und links in der Wand von dem Thron weiter ins Innere der Feste zu führen schienen. In den Außenwänden befanden sich symmetrisch gebaute Räume, die scheinbar für Geistliche, Arkane und vielleicht Hexenkünstler bestimmt waren. Zumindest lies ein mysteriöser Tisch mit leuchtenden Runen darauf schließen. Doch Magie war was absurdes. Sowas würde definitiv nicht existieren, oder doch? Wenn sie sich doch nur erinnern könnte..
Der Jarl erhob sich, nun konnte man seinen kräftigen Körperbau deutlich erkennen, sein Blick lag auf der immer noch verwirrten jungen Frau. Er begann zu sprechen:„Was ist passiert, Belyn?".
Sein misstrauischer Blick lag nun auf Belyn der selber gerade versuchte eine Antwort darauf zu finden, er schüttelte nur kurz den Kopf und ehe Tófa sich versah, wurde sie an die Wand, mit dem Messer an ihrer Kehle, gepresst.
„Wer bist du? Und wo ist Tófa?", knirschte Belyn mit den Zähnen. Alle schauten erwartungsvoll auf sie und warteten auf ihre Antwort. Ihr Mund wurde ganz trocken und die Situation immer enger, wie sollte sie da bloß heil raus kommen?

„Ich kann mich einfach nicht erin-", sie stoppte abrupt, denn Belyn drückte die Klinge kräftiger an ihren Hals und sie wusste, dass jede falsche Bewegung sie das Leben kosten würde.
„Belyn, wo wart ihr jagen? Seid ihr zusammen gewesen?", fragte der Jarl und ging die wenigen Stufen, die seinen Thron trugen, hinunter und begab sich langsam in die Richtung der beiden.
Tófa blickte Belyn an, seine blauen Augen wurden durch die dunkelbraunen Haare betont und verliehen seinem Gesicht etwas unheimliches.
„Nein.. nicht durchgehend. Als ich sie fand lag sie wie erstarrt auf dem Boden..", murmelte der Brünette. Der Jarl nickte verständlich und wandte sich ab:„ Hilf ihr ihre Erinnerungen wiederzuerlangen. Und sprecht bitte mit einem Gefangenen, er kann euch vielleicht helfen.. Aber wirklich gesprächig ist er nicht". Der Jarl flüsterte einem Geistlichen etwas zu und verschwand darauf im Inneren der Feste.
Belyn lies von Tófa ab.
Was hatte das alle zu bedeuten? Wieso konnte Tófa sich plötzlich an nichts mehr erinnern?
Belyn rauchte der Kopf und starrte emotionslos auf die junge Frau. Ihre blonden Haare waren zu einem Fischgrätenzopf zusammen gebunden und hing ihr elegant über die Schulter. Sie sah ganz normal aus mit ihren grünen Augen, ihrer Rüstung und ihrem Hund Rufus. Sie hatte Rufus damals im Wald gefunden und einfach mitgeschleppt. Der kleine war etwas mürrisch doch mittlerweile akzeptiert er Tófa als Herrin. Ein treuer Gefährte, der ihr stets folgte.
Nun lag es an ihm, seiner Freundin zu helfen und den Grund für das Verschwinden ihrer Erinnerungen zu finden. Er seufzte:„Na komm. Ich zeig dir erstmal das Dorf, vielleicht hilft es dir".
Die Blondine nickte stumm und folgte ihm schweigend. Sie verließen die Feste und gelangten über den gleichen Weg, der sie hergeführt hatte, in die Mitte des Dorfes. Dort erhob sich ein großer kahler Baum, welcher Schnee auf den Ästen trug. Von dem Baum verliefen mehrere Wege in alle Himmelsrichtungen hinweg. Belyn ging, um den Baum herum, geradeaus. Der Weg wurde zunehmend steiler und die Häuser immer stabiler und größer, je weiter man aufstieg. Das Dorf schien in mehrere Bezirke, mithilfe von dem Gefälle, geteilt zu sein. Tófas Begleiter hielt vor einem Haus, welches auf der Ecke einer Kreuzung lag. Es war im Vergleich zu den umliegenden Häusern etwas kleiner, aber versprühte eine einladende Atmosphäre. Edle Stützbalken aus feinster Fichte waren mit detailreichen Schnitzereien verziert.
„Was ist das für ein Haus?", erkundigte sich Tófa vorsichtig. „Es ist dein Haus. Wir haben es damals zusammen aufgebaut, nach der Schlacht". Den letzten Teil des Satzes betonte er besonders, scheinbar gab es hier ein bedeutendes Ereignis vor einiger Zeit. Die Blondine schwieg und betrachtete die Umgebung, einige Menschen befanden sich auf den Straßen und gingen in tiefer gelegene Dorfteile. Ein tiefes Brummen zog Tófas Aufmerksamkeit wieder auf Belyn, der nun in das Haus ging. Rufus folgte ihm schwanzwedelnd und blickt nochmals kurz zu Tófa, eher er im Inneren des Hauses verschwand. Die junge Frau atmete einmal tief durch.
Sie hieß also Tófa und war eine angesehene Kriegerin, die bald heiraten sollte und mit einem Wolfshund und einem oft grimmigen Freund an ihrer Seite. Zumal sie ohne Erinnerungen in einer ihr unbekannten Umgebung aufgewacht war.
Verrückt.
Doch so verrückt es auch schien, so war das wohl scheinbar ihre momentane Situation. Die Blondine setzte sich in Bewegung und betrat das Haus. Sofort kam ihr eine angenehme Wärme entgegen, gefolgt von dem Duft von angebratenen Fleisch. Die Tür viel zurück in den Rahmen und knarrte vor sich hin, während der Raum von einem warmen Licht erfüllt wurde. Der Raum in dem sie sich nun befanden war recht klein, an der hinteren Wand befand sich eine Art Kamin, über dem ein Bratspieß mit einem Topf dran hing. Das Haus bestand teils aus Steinen und teils aus Fichtenholz, die Steine haben in Form von kleinen Mauern den Grundriss des Häuschens vor, während der Boden und die Stützträger aus dem Fichtenholz bestanden. Vor dem Kamin standen zwei Holzstühle, über die gepolsterte Felle gespannt waren, sowie einige andere Felle auf dem Boden. An den Wänden hingen einige Waffen und Rüstungsteile sowie vermeintliche Jagdtrophäen, neben einzelnen Regalen, die mit Büchern, Geschirr und Fläschchen, mit unbekannten Inhalt, sporadisch gefüllt waren. Eine hölzerne Treppe führte links an der Wand in ein weiteres Stockwerk unter dem Dach. Belyn stand rechts von der Tür, an der Wand gelehnt und verschränkte die Arme vor der Brust, während der Hund vor dem Kamin Platz genommen hatte und ruhig in den Raum schaute.
Tófa schaute sich das Haus genau an, etwas weiter neben Belyn befand sich ein Waschraum hinter einer Tür verborgen und oben lag Tófas scheinbare Schlafzimmer. Sie begutachtete gerade eines der vielen Bücher, als ihr Besucher sie unterbrach:„Und? Wie sieht's aus?".
Sein kühler Blick lag erwartungsvoll auf der jungen Frau, die ihm nun direkt in die Augen schaute. Ihr Mund war trocken und sie traute sich nicht auszusprechen, was offensichtlich war. Sie erinnerte sich immer noch nicht.
„Kommt dir wirklich gar nichts bekannt vor?", fragte er weiter nach, doch er erhielt nur ein Schweigen. Das würde wohl noch schwieriger werden, als erwartet..

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 02, 2021 ⏰

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Die Jagd - vergessen in der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt